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Doener, Machos und Migranten

Titel: Doener, Machos und Migranten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betuel Durmaz
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Mutter. Nach einigen Gesprächen wurde Stefans Schulbesuch wieder regelmäßiger. Bei Janice nahm er weiter stetig ab.

    Eines Tages erschien Frau A. wieder völlig aufgelöst in der Schule und berichtete mir über einen sehr intimen Vorfall. Sie hätte ihrer Tochter erlaubt, mit ihrem Freund Stefan das Wochenende gemeinsam auf einem Campingplatz zu verbringen. Nun hätte Janice ihr gebeichtet, dass es dort zum Geschlechtsverkehr zwischen ihnen gekommen wäre. Frau A. war darüber so empört und sehr enttäuscht von ihrer Tochter und diesem – O-Ton – «Schwein Stefan». «Ich bin ja wirklich eine lockere Mutter, aber so was…» Anscheinend wollte Frau A. eine Bestätigung über den Vertrauensmissbrauch von mir. Ich konnte ihre Erschrockenheit über den Vorfall nicht teilen, weil es meiner Meinung nach schon falsch war, eine so «lockere» Mutter zu sein. Was erwartete sie eigentlich? Sie ließ ihre 13-jährige Tochter mit einem 16-jährigen Jungen allein das Wochenende verbringen und fiel dann auf einmal aus allen Wolken? Das konnte ich wiederum nicht verstehen. War sie so naiv oder spielte sie mir wieder einmal etwas vor? Ich glaube Letzteres. Leider hört die Kindheit von vielen Kindern schon sehr früh auf und der Bereich des Erwachsenenlebens beginnt immer früher. So auch bei Janice. Ich bat die Biologielehrerin, dringend im Sexualunterricht das Thema Verhütung zum Unterrichtsinhalt zu machen. Mehr konnte ich nicht tun.

    In der Folgezeit fehlte Janice immer öfter. Sprach ich ihren Freund Stefan an, sagte er mir, dass er sie morgens abholen wolle, sie aber immer noch im Bett liegen würde. Er hätte auf ihren Schulbesuch auch keinen Einfluss. Im Gegensatz zu Janice kam er wenigstens regelmäßiger. Also sprach ich wieder mit einer Mitarbeiterin des Jugendamtes und sie versprach mir einen erneuten Hausbesuch bei der Familie A. Gleichzeitig leitete ich ein Bußgeldverfahren wegen unentschuldigter Schulversäumnisse ein. Das Schulamt forderte Frau A. erneut schriftlich auf, zu den Fehlzeiten Stellung zu nehmen.Nachdem Janices Mutter wieder nicht reagierte, wurde ein Bußgeld festgesetzt. Ob es bei der Familie zu einer Vollstreckung des Bußgeldes kam, bleibt dem Schulamt und mir verborgen. Das entscheidet die Stadt bei jeder Familie individuell. Da es sich bei der Familie A. um eine Familie mit Hartz IV-Bezügen handelt, bleibt die Frage, ob man bei einer solchen Familie pfänden kann. Sehr wahrscheinlich nicht.

    Nachdem die Mitarbeiterin des Jugendamtes bei Frau A. zu Hause gewesen war, erschien diese mit Janice und ihrer Oma in der Schule. Sie wollten mit unserem Schulleiter sprechen. Frau A. gab zunächst an, dass sie von der Schwänzerei ihrer Tochter nichts gewusst hätte. Janice hätte angeblich alle Briefe abgefangen und würde von ihr jeden Morgen pünktlich aus dem Haus geschickt werden. Dass dies eine Lüge war, war allen Gesprächsteilnehmern klar. Mitschüler hatten die Mutter mehrfach auf Janice und ihre Fehlzeiten angesprochen. Die Mutter antwortete dann jedes Mal: «Janice besucht jetzt eine andere Schule». Das hatte ich meinem Schulleiter bereits im Vorfeld erzählt. Also fragte er nach dem Zeugnis, das Janice sich immer noch nicht abgeholt hatte. «Wie, hier gibt es auch Zeugnisse?», war die Antwort der Mutter. Als mein Schulleiter sie nach Hausaufgaben und Klassenarbeiten, die sie als Mutter doch bei ihrer Tochter vermisst haben müsste, ansprach, gab sie sich erneut naiv.

    Schließlich mischte sich die Oma ein und forderte ihre Tochter auf, endlich mit dem Lügen aufzuhören. Frau A. war mittlerweile richtig laut und unverschämt geworden. Ein vernünftiges Gespräch war nicht mehr möglich. Sie stritt alles ab und versuchte nun, die Schulversäumnisse mit einer weiteren Lüge zu entschuldigen. Anscheinend hätten einige Mitschüler Janice belästigt und seitdem würde sie sich nicht mehr trauen,zur Schule zu kommen. Die Jungen aus meiner Klasse würden Janice sexuell belästigen und Janice würde sich nicht trauen sich mir anzuvertrauen. Eine solch gravierende Beschuldigung musste mein Schulleiter ernst nehmen. Sollte sich nämlich so eine Geschichte als wahrheitsgemäß herausstellen und er hätte die Vorwürfe nicht ernst genommen, wäre er in einer sehr schlechten Position gewesen. Also befragten wir im Plenum meine Schüler nach einem solchen Vorfall. Wie erwartet, wurde die Aussage nicht bestätigt und mich ärgerte es, dass diese Frau für all ihre Lügen eine Plattform

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