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Dönerröschen

Titel: Dönerröschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaromir Konecny
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sagte Baba, der bei unserem Familiengrüppchen mit einem Tablett Ayran aufgetaucht war. Er reichte Dok einen Becher.
    Dok trank den Becher in einem Zug leer, schnalzte mit der Zunge und sagte: »Besser als Bier, he, he, he!« Gleich hielt er aber Ausschau nach einem weiteren Stück Knochen mit etwas Fleisch dran. Napoleon guckte ihm bei seiner Fleischorgie jetzt nur noch gelangweilt zu und wartete auf den Nachtisch.
    »Was ist eigentlich das türkische Nationalgetränk?«, fragte Dok Baba.
    »Whiskey mit Cola«, sagte Baba.
    »Na, das ist ein Nationalgetränk nach meinem Geschmack«, sagte Dok.
    »Ich habe noch was davon im Auto«, sagte Baba. »Das brauch ich heute wie die Suppe das Salz.« Kurz darauf tauchte er auch wieder mit einer großen Flasche Whiskey und mit einer noch größeren Plastikflasche Cola auf.
    »Baba!«, sagte Mediha.
    »Dok!«, sagte Anne.
    »Hey! Frauen verstehen nichts davon, wie Völker sich nahekommen«, sagte Dok.
    »Da hast du recht«, sagte Baba. »Außerdem müssen wir uns Mut für die Zukunft antrinken.« Das war sicher nicht verkehrt. Auch bei mir schwitzte das Rückenmark aus der Wirbelsäule, wenn ich an das kommende Wochenende in Franken dachte.

Kuschelzeit
    Am Mittwochvormittag kickte ich mit Schnauze und ein paar anderen Jungs auf dem Bolzplatz. Keine Schlägereien heute. Fast langweilig hier. Nach dem Spiel chillten Schnauze und ich auf dem Kiesberg hinter dem Bolzplatz und guckten uns von oben die Jogger an. »Ich fahre am Wochenende zu Bebischs Tante nach Franken«, sagte ich.
    »Ich war schon mal da«, sagte Schnauze.
    »Wie war’s?«
    »Super!«, sagte er. Na ja, wenn er nicht mit der Sprache rausrücken wollte, sollte ich nicht weiter bohren. Trotzdem ging mir Babas Bemerkung über Schnauzes Besuch bei Bebischs Tante nicht aus dem Kopf: »Nicht, dass wir da wieder peinliche Sachen erleben müssen, wie damals mit Schnauze.«

    Am Mittwochnachmittag war ich für das anstehende Kuscheln herausgeputzt wie Annes Salatschüssel. Heute war Bebisch endlich erwachsen. Mann, oh, Mann! Vielleicht würde ich heute auch erwachsen werden. Schön in der Natur! Irgendwo auf einem Strohschober. Doch an unserem Treffpunkt, vor der Eisdiele am Pfanzeltplatz, tauchte Bebisch mit Danis auf. Mit Danis wollte ich aber nicht Kuscheln. Das würde zum Glück auch nicht passieren. »Lena ist auch gleich da«, sagte Danis, und schon kam der Bus mit Lena an. Danis lief ihr entgegen. Zu viele Leute, um Bebisch zu einer Kuschelwahnsinnstat zu überreden. Ich beglückwünschte Bebisch noch einmal zu ihren sechzehnten, kam aber gleich zur Sache: »Du wolltest doch heute erwachsen werden.« Wollte noch hinzufügen: »Hast du gleich die Trauzeugen mitgebracht, oder was?« Ließ es aber besser bleiben.
    Wie oft bei solchen ernst gemeinten Statements kicherte Bebisch und streichelte mir über die Backe: »In Franken können wir in der Natur kuscheln«, sagte sie.
    »Mit Oma?« Das verschlug ihr doch die Sprache. »Sorry!«, sagte ich. Langsam habe ich gelernt, dass beim Witzemachen, hin und wieder einer zwangsläufig danebengehen muss.
    »Hi, Jonas!«
    »Hi, Lena!«
    »Was geht heute?«, fragte ich.
    »Wir müssen euch klarmachen, wie ihr euch bei unserer Tante verhalten sollt«, sagte Danis. »Und vor Oma. Sonst dürft ihr nicht mitkommen.«
    »Vielleicht sollten wir’s lassen«, sagte ich. »Es ist nur ein Wochenende. Wir sehen uns doch nächste Woche wieder.«
    »Willst du vor deiner letzten Prüfung kneifen?«, fragte Bebisch und guckte mich streng an. Aha! Da war sie also, die allerletzte Prüfung! Im Hauptfach! Bebisch wollte wohl wissen, ob ich auf engstem Raum mit ihrer Familie klarkam. Ganz schön zukunftsorientiert, das Mädchen.
    Danis runzelte die Stirn: »Welche Prüfung denn?«
    »Ach, vergiss das!«, sagte Bebisch. »Nur so eine Redewendung. Also … unsere Oma …«
    »Kommt!«, sagte ich. »Holen wir uns zuerst ein Eis. Um uns für Oma zu stärken.«
    Da kicherte Bebisch wieder, das Luder! Auch Lena schien plötzlich von der Aussicht auf die Oma so verstört zu sein, dass sie gleich drei Kugeln nahm: Ingwer mit Honig! Brrr!
    Wir hockten uns auf eine Bank am Hachinger Bach. »Was hat Schnauze bei eurer Tante eigentlich angestellt?«, fragte ich.
    »Unserer Tante seinen nackten Arsch ins Gesicht gestreckt«, sagte Danis.
    »Waas?«
    »Schnauze sollte bei unserer Tante im Wohnzimmer auf dem Sofa schlafen. Wir haben noch alle Fernsehen geglotzt. Schnauze hockte schon auf seinem Sofa. Die Tante

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