Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dönerröschen

Titel: Dönerröschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaromir Konecny
Vom Netzwerk:
saß hinter ihm in ihrem Sessel. Der Idiot wollte pennen, also zog er die Decke über sich und versuchte auf dem Sofa, sich unter der Decke die Jeans auszuziehen. Zog aber mit der Jeans auch seine Unterhose runter und streckte dabei unserer Tante seinen nackten Arsch ins Gesicht. Sie hat fast einen Herzinfarkt gekriegt.«
    »Sauber!«, sagte ich. Mann, oh, Mann! Wenn schon Türken aus Überzeugung, wie Schnauze, in einer türkischen Familie so durchs Fettnäpfchen schlitterten, was sollte erst mir passieren?
    »Seitdem darf uns Schnauze bei der Tante nicht mehr besuchen«, sagte Bebisch. »Auch wenn seine Großeltern in Franken im Nachbardorf wohnen.«
    »Wie soll ich aber ins Badezimmer gehen?«, fragte Lena. »Auch angezogen?«
    Bebisch verdrehte die Augen. »Du musst bei unserer Tante immer angezogen rumlaufen. Je weniger Haut man sieht, umso besser.«
    »Aber im Badezimmer kann ich mich schon ausziehen?« Ich wusste nicht, ob Lena das ernst meinte oder ob sie tatsächlich so blöd geworden ist.
    Doch Danis und Bebisch nahmen ihre Fragen ernst. »Wenn du dich im Badezimmer einschließt, darfst du dich ausziehen.«
    »Manchmal fahren wir auch zum See«, sagte Bebisch. »Kein oben ohne also!«
    »Echt?«, fragte ich.
    »Du schon«, sagte Danis. »Aber immer in der Badehose bleiben. Wenn du dich umziehen willst, dann gehst du hinter die Büsche. Und allein. Nicht mir oder einem anderen Mann hinterher.«
    »Wieso? Müssen sich Männer auch voreinander verstecken?«
    »Wir ziehen uns nicht voreinander aus.«
    »Und wie duschst du in deinem Fußballverein?«
    »In meinen Boxershorts.«
    »Krass!« Wir blödelten mit dem Anziehen und Umziehen noch ein bissl rum, bis Lena und mir klar wurde, dass das Wochenende ohne ein paar Peinlichkeiten wohl nicht ablaufen würde. Machten sich die Türken das Leben nicht irgendwie zu kompliziert?
    Lenas drei Eiskugeln waren noch nicht alle, da standen Bebisch und Danis auf. »Wir müssen mit Anne und Oma zu Ikea !«
    »Bis Freitag, Josch«, sagte Bebisch. »Morgen geht’s bei mir auch nicht.«
    Nix Kuscheln. Versprochen – gebrochen, dachte ich mir, ging nach Hause und machte bei Facebook aus Napoleon einen Killerhund.

Franken
    Mit dieser Oma würde ich wohl nie warm werden. Vom Kopftuch bis zum Schuh in schwarz gekleidet, hockte sie auf dem Beifahrersitz neben Baba und schwieg. Kein einziges Mal drehte sie sich um. Ich saß mit Danis auf den zwei klappbaren Sitzen ganz hinten. Vor uns die drei Frauen: Mediha, Lena und Bebisch. Bebisch hatte den Kampf gegen die Oma bereits verloren und trug ein leichtes blaues Kopftuch, blaue Bluse mit langen Ärmeln und einen nur bis zu den Knien reichenden schwarzen Rock – echt nur bis zu den Knien, weil sie drunter sowieso eine blaue Hose trug. Zum Glück hat das schöne Blau den vielen Stoff an ihr in den Hintergrund gestellt. Bebischs blaues Wunder!
    »Warum trägst du noch den Rock über der Hose?«, flüsterte ich ihr von hinten ins Ohr.
    »Nur in der Hose ohne Rock wäre ich zu nackig«, sagte sie laut auf Deutsch und etwas unwirsch.
    Mediha drehte sich zu mir um und schnitt eine Miene, die wohl ausdrücken sollte: »Ich kann nix dafür.«
    »Wir lernen jetzt Deutsch«, sagte Lena laut.
    »Waas?«, fragte Bebisch.
    Danis kicherte vor sich hin. Das Lachen würde ihm gleich vergehen. »Das passt gut«, sagte ich. »Wir können auch lernen. Danis! Wo hast du deine Matheaufgaben?« Sofort hörte Danis mit dem Kichern auf. Mediha seufzte.

    In Franken gab es ein Plumpsklo. Echt! Das hatte ich bis jetzt nur im Film gesehen. Das Bauernhaus war alt und riesig, trotzdem hatte da wohl kein Klo reingepasst. Oder hatten die Leute früher auf dem Klo ihre Ruhe haben wollen und sich besser hinterm Haus auf den Holzdeckel gehockt? Na ja, ich weiß schon den Grund. So blöd bin ich gar nicht. Ich tat nur so. Weil mich das türkische Wochenende echt überforderte. Diese bescheuerte Oma! Warum sind nicht alle Leute so locker wie … wie Dok? He? Was verzapfte ich da grade im Kopf? Sollte mir mein voll peinlicher Vater zum Vorbild werden?
    Obwohl das Haus groß war wie eine Turnhalle, mussten wir nicht läuten. Noch bevor Baba im Hof anhielt, war aus der Tür eine Frau im geblümten Sommerkleid herausgelaufen, sie sah Mediha ähnlich, war aber jünger, hinter sich im Schlepptau ein sechsjähriges Mädchen. Das Mädchen in weißen Shorts und weißem T-Shirt ohne Ärmel. »Anne!«, kreischte die Frau und warf sich Oma in die Arme. Das kleine Mädchen blieb

Weitere Kostenlose Bücher