Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dogma

Dogma

Titel: Dogma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
Vom Netzwerk:
und gelassen.
    Abdülkerim nickte verängstigt.
    «Gut.» Der Iraner ließ die Waffe sinken. «Also dann – je eher wir anfangen, umso eher können wir alle wieder gehen.» Er steckte sich die Waffe in den Gürtel, griff erneut in seinen Rucksack und holte ein zusammengeklapptes Campinggerät hervor, das auf einer Seite eine Spitzhacke und auf der anderen eine Schaufel hatte.
    Er klappte den Griff aus und ließ die Werkzeugenden einrasten, dann hielt er Tess das Gerät hin. «Hier, du bist doch die Expertin.»
    Tess warf ihm einen finsteren Blick zu. «Es könnte eine Weile dauern», bemerkte sie, als sie die kleine Schaufel in ihrer Hand betrachtete.
    «Nicht unbedingt. Du hast da einen tüchtigen Assistenten, der nichts lieber tun wird, als dir zu helfen», entgegnete Zahed lächelnd und wandte sich mit einer auffordernden Geste an den Byzantinisten. Abdülkerim nickte und trat neben Tess.
    Beide knieten nieder und starrten auf den Boden. Allmählich drang die Unausweichlichkeit ihrer Aufgabe in ihr Bewusstsein. Ergeben machten sie sich an die Arbeit.
     
    Tess lockerte mit der Spitzhacke die oberste Erdschicht auf, die hart und trocken war. Abdülkerim räumte die Brocken eingetrockneten Schlamms, die sie losbrach, beiseite und warf sie auf einen Haufen, ein Stück von der Felswand entfernt. Nach einiger Zeit hatten sie einen Bereich von mehr als anderthalb Metern im Quadrat frei gelegt. Von da an begann Tess, in die Tiefe zu graben.
    Die Spitzhacke stieß auf Stein – allerdings nicht auf große Felsen, sondern nur auf Steine von der Größe einer Bowlingkugel.
    «Das sind keine natürlichen Felsablagerungen», stellte Tess fest. «Sehen Sie mal, wie sie geschichtet sind. Die wurden bewusst hier aufgehäuft.» Sie zögerte, bevor sie hinzufügte: «Wahrscheinlich um die Leichen vor wilden Tieren zu schützen.»
    Zahed nickte. «Gut. Dann müssten also hier die Knochen sein.»
    Er warf Tess einen Blick zu, der sie wieder an die Arbeit schickte. Sie löste die Steine nacheinander aus der Erde und reichte sie Abdülkerim, der sie hinter sich warf. So arbeiteten sie Hand in Hand und kamen gut voran, bis etwas den Arbeitsfluss unterbrach.
    Der Türke warf ihr einen Blick zu – einen fragenden, besorgten Blick. Er hatte den Sprengstoffgürtel mit dem Schloss bemerkt, den Tess unter dem locker sitzenden Hemd trug.
    Mit einem eindringlichen, warnenden Gesichtsausdruck schüttelte sie kaum wahrnehmbar den Kopf. Dabei fragte sie sich, ob ihr Entführer das Stutzen des Mannes bemerkt hatte. Jedenfalls war Zahed nichts anzumerken. Tess sah, wie Abdülkerims Kiefermuskeln sich anspannten; er erwiderte ihre Reaktion und machte sich wieder an die Arbeit.
    Es dauerte nicht lange, bis die Steinbrocken entfernt waren und Tess in kaum mehr als einem halben Meter Tiefe mit der Spitzhacke wieder auf weiche Erde stieß. Und dann kam der erste Knochen zum Vorschein: ein Oberschenkelknochen. Daneben lagen einzelne kleinere Knöchelchen, die von einer linken Hand zu stammen schienen.
    Tess arbeitete jetzt mit den Händen weiter und trug behutsam die Erde ab. Bald war auch der Rest des Skeletts frei gelegt.
    Die Knochen hatten über die Jahrhunderte in der Erde einen ekligen braunen Farbton angenommen. Tess hatte nicht erwartet, viel mehr vorzufinden – auch wenn der Boden in dieser Region nicht übersäuert war, gab es doch kaum etwas, was eine so lange Zeit überdauern konnte. Dafür sorgten Scharen von Maden und Würmern. Sie fand noch ein paar Kupferschnallen, die Überreste von Gürtel und Stiefeln, deren Leder längst zerfressen oder verrottet war; mehr entdeckte sie nicht. Auf den ersten Blick war ihr nicht klar, ob sie die Überreste eines Mannes oder einer Frau vor sich hatte. Nach Länge und Umfang der Bein- und Armknochen zu urteilen, schien es sich jedoch eher um ein Männergerippe zu handeln.
    «Keinerlei Hinweis darauf, wer der Tote war», stellte sie fest, während sie sich aufrichtete und sich mit dem Hemdsärmel den Schweiß von der Stirn wischte. Sie war erschöpft, die Anstrengung hatte die wenige Kraft verbraucht, die ihr nach all den schlaflosen Nächten und dem Versteck in den Bergen noch geblieben war. Außerdem drückte und scheuerte der Bombengürtel bei jeder Bewegung an ihrem Brustkorb, doch ihr war klar, dass sie dagegen nichts tun konnte.
    Der Iraner trat neben sie und betrachtete das Geripppe. Dann sagte er mit einem Blick auf die Uhr: «Okay, gute Arbeit. Weitermachen.»
    Tess schüttelte mit einer

Weitere Kostenlose Bücher