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Dogma

Dogma

Titel: Dogma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Mischung aus Widerwillen und schierer Verzweiflung den Kopf. Sie trank etwas Wasser aus der Feldflasche, die Abdülkerim ihr gegeben hatte, und kniete sich wieder hin, um ihr Werk fortzusetzen.
    Etwa eine Stunde später hatten sie und der Byzantinist die Überreste eines weiteren Toten frei gelegt.
    Eines
weiteren – aber nicht die eines dritten.
    Tess grub probeweise ein paar kleinere Löcher zu beiden Seiten des Doppelgrabes, stieß jedoch auf nichts als Erde. Offenbar lag hier nicht noch ein Toter begraben, jedenfalls nicht in unmittelbarer Nähe der beiden Gerippe.
    Die Spur endete also
nicht
hier.
    Und auch ihr eigenes Leid würde nicht hier enden.
    Schweißgebadet stand sie auf, lehnte sich an die Felswand und atmete tief durch, um ihren rasenden Puls zu beruhigen. Abdülkerim kramte in seinem Rucksack und teilte den letzten Honigkuchen mit ihr. Dankbar aß Tess von dem weichen, sirupgetränkten Gebäck, fühlte, wie es sie stärkte, und versuchte für einen Moment die Frage zu vergessen, was sie letztendlich wohl finden würden.
    «Zwei Tote, nicht drei. Aber dennoch stehen über dem Grab drei Namen», stellte der Iraner fest, offenbar zufrieden mit dem Ergebnis der Grabung. «Das wirft doch eine ganze Menge Fragen auf, meinen Sie nicht auch?»
    Er musterte sie mit forschendem, leicht belustigtem Blick.
    Tess war zu erschöpft, um Spielchen zu spielen – aber sie musste etwas versuchen. «Zum Beispiel die Frage, welche zwei es waren, nicht wahr? Hey, wenn Sie hier Spurensicherung spielen wollen, um diese Frage zu klären, nur zu.»
    Zahed starrte sie noch immer mit diesem seltsam forschenden und zugleich spöttischen Ausdruck an. «Wirklich, Tess – ist das alles, was Ihnen dazu einfällt?»
    Abdülkerim versuchte, Tess zu verteidigen. «Das sind siebenhundert Jahre alte Gerippe! Woher sollen wir wissen, von wem?»
    Der Iraner sah Tess auffordernd an. «Tess?»
    Er sagte das, als wüsste er es bereits. Ein Schauder überlief Tess bei der Vorstellung, was es bedeutete, wenn er sie – wieder einmal – durchschaut hatte.
    Schließlich gab sie nach, wobei sie sich fragte, wie viel Jed dem Iraner erzählt hatte. «Ich glaube nicht, dass einer der beiden Conrad ist.»
    «Warum nicht?», fragte Abdülkerim.
    Sie sah den Iraner an, der ihr zunickte. «Diese Skelette … sie sind vollständig. Beide.»
    Der Byzantinist verstand nicht. «Und …?»
    «Conrad wurde in der Schlacht um Akkon verwundet. Schwer verwundet.» Bei dem Gedanken, in dem soeben geöffneten Grab keine Antworten auf ihre Fragen gefunden zu haben, befiel sie eine schreckliche Niedergeschlagenheit. «Das ist er nicht.»

[zur Inhaltsübersicht]
Kapitel Siebenunddreißig
    Kappadokien – Mai 1310
    Die erste Nacht lagerten sie in einem engen Tal unterhalb des Klosters. Sie betteten sich um einen großen, rechteckigen Stein herum, in den Kreuze und andere Zeichen graviert waren. Früh am nächsten Morgen brachen sie getrennt voneinander wieder auf. Hector ritt voraus, Conrad folgte in einigem Abstand mit dem schweren Fuhrwerk, und Miguel bildete die Nachhut. Alle drei waren sich deutlich der Gefahren bewusst, die ihnen hier drohten, und konnten es nicht erwarten, das vergleichsweise sichere Land weiter im Norden zu erreichen.
    Conrad war sich noch immer nicht schlüssig, wie es jetzt weitergehen sollte. Es war alles so schnell gegangen, und er hätte sich nicht träumen lassen, dass er jemals in eine solche Lage kommen würde. Nun galt es, einige wichtige Entscheidungen zu treffen. Zunächst einmal, wo sie ihre Beute unterbringen sollten. Danach würde er einen Weg finden müssen, wie er den Schatz einsetzen konnte, um den Papst dazu zu bewegen, seine Brüder freizulassen und die Vorwürfe gegen ihren Orden zurückzuziehen.
    Er dachte daran, die Truhen nach Frankreich zu bringen. Der Papst war Franzose und residierte jetzt dort, in Avignon. Auch Conrads eingekerkerte Brüder befanden sich in Frankreich, und ebenso ihr Erzfeind, König Philip. Wenn sie an den Papst herantreten und anschließend das Ergebnis ihrer Bemühungen beobachten wollten, musste es dort geschehen. Aber in Frankreich wären sie großer Gefahr ausgesetzt. Die Seneschalle des Königs waren überall. Es würde schwer werden, sich mit ihrer heiklen Fracht im Land zu bewegen, und Conrad wusste nicht, wem er dort noch vertrauen konnte. Die andere Option war Zypern. Er hatte Freunde auf der Insel, und die Franken waren dort kaum vertreten. Dort könnten sie ihren Schatz

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