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Dogma

Dogma

Titel: Dogma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Ohrfeige, ehe er erneut die Finger in ihren Hals grub und sie würgte.
    «Du willst deinen Vater bestehlen?», stieß er in rasender Wut hervor. «Mich bestehlen?»
    Maysoon rang nach Luft. Die Pferde, noch immer in rasendem Galopp, folgten den natürlichen Windungen des Tals, und das altersschwache Fuhrwerk mit seinen schmalen, hölzernen Rädern holperte, völlig außer Kontrolle geraten, über das unebene Gelände. Bei jeder Biegung wurde es heftig herumgeschleudert. Maysoon fühlte, wie ihre Lider schwer wurden, wie sie drohte bewusstlos zu werden, wie die Welt sich um sie zusammenzog und sie in Dunkelheit versank. Dann musste eins der Räder auf einen großen Stein getroffen sein, denn das ganze Fuhrwerk machte einen Satz und schlingerte bedrohlich, ehe es sich wieder fing und weiterraste. Durch den Ruck war der Händler zur Seite geschleudert worden, sein Griff um ihren Hals löste sich. Sie rang ein paarmal krampfhaft nach Luft, rappelte sich auf und fuhr zu ihm herum, mit dem Rücken zu den Pferden.
    Auch Mehmet kam wieder auf die Beine. «Ich weiß nicht, wie du auf den Gedanken gekommen bist, dass du so davonkommen könntest», brüllte er, und während er sich mit einer Hand an der Lehne der Kutschbank festhielt, griff er mit der anderen unter seine Schärpe und zog einen Krummdolch hervor. Er hielt ihn ihr vor das Gesicht, die Klinge waagerecht in Höhe ihrer Augen. «Aber ich werde dafür sorgen, dass du nie wieder auf solche Gedanken kommst.»
    Mit wutverzerrtem Gesicht stürzte er sich auf sie und fuchtelte wild mit dem Dolch. Maysoon zuckte bei jedem Streich zurück, duckte sich, warf sich zur Seite, und es gelang ihr mit Mühe und Not, der Klinge auszuweichen. Dann brachte er sie mit einem plötzlichen Haken, auf den sie nicht gefasst war, aus dem Gleichgewicht und versetzte ihr unmittelbar darauf einen Faustschlag aufs Ohr, der sie wieder auf die Plane schleuderte.
     
    Sofort war der Händler über ihr und drückte sie auf die abgedeckten Truhen nieder. Während er ihr mit einer Hand an der Kehle die Luft abdrückte, hielt er ihr mit der anderen den Dolch an die Wange.
    «Eine Schande. So ein hübsches Mädchen», knurrte er und drückte noch fester zu – und im selben Moment erkannte er, wie ihr Blick mit einem Schlag wieder lebendig wurde und sie mit schreckgeweiteten Augen an ihm vorbeistarrte. In der Hitze des Gefechts hatte er nicht den lauten Hufschlag des Pferdes gehört, das dicht neben dem Fuhrwerk galoppierte. Ungläubig fuhr er herum, und was er sah, ließ ihn erstarren: Conrad, lebendig und unversehrt, starrte ihm von dem Pferderücken entgegen. Er hielt die Zügel mit zusammengebissenen Zähnen, wodurch das Gesicht mit den dämonisch funkelnden Augen noch bedrohlicher wirkte. Mehmets Blick huschte nach links, doch er ahnte bereits, was geschehen würde: Ein Krummsäbel fuhr in gewaltigem Schwung auf ihn nieder und durchschnitt das wulstige Fleisch seines Halses.
    Das Gesicht des Händlers verwandelte sich in eine Maske des Entsetzens; er ließ den Dolch fallen und griff sich an den Hals. Ein pulsierender Blutschwall quoll daraus hervor. Der Händler hielt sich die Hände vors Gesicht und starrte einen Moment lang ungläubig darauf, als die Räder des dahinrasenden Fuhrwerks auf ein weiteres Hindernis stießen. Der Wagen holperte heftig und neigte sich bedrohlich zur Seite. Der Händler verlor das Gleichgewicht und stürzte hinaus.
     
    Maysoon schrie auf, als das Fuhrwerk für einen Moment vom Boden abhob und dann heftig wieder aufschlug. Sie konnte nicht sehen, was geschehen war, aber offenbar hatte der Wagen erheblichen Schaden genommen, denn er schlingerte und holperte jetzt dramatisch. Etwas musste mit der Achse oder den Rädern passiert sein.
    Conrad ritt noch immer in vollem Galopp, jetzt allerdings in einigem Abstand, um nicht mit dem außer Kontrolle geratenen Fuhrwerk zusammenzustoßen. Maysoon sah, wie er die Räder betrachtete, dann blickte er auf und schaute ihr in die Augen.
    «Die Nabe ist ab», rief er. «Das Rad ist gebrochen, es wird jeden Moment abgehen. Kommst du an die Zügel?» Er gestikulierte verzweifelt mit dem Armstumpf. «Du musst die Pferde bremsen.»
    Maysoon kletterte über die Truhen hinweg auf die Kutschbank. Doch die Zügel schleiften am Boden, unter der Deichsel zwischen den beiden Pferden.
    Sie drehte sich zu Conrad um und schüttelte heftig den Kopf. «Ich komm nicht dran», schrie sie zurück.
    Ehe sie noch etwas sagen konnte, kippte der Wagen

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