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Dogma

Dogma

Titel: Dogma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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einen Ausgangspunkt für Wanderer handelte, die von hier aus das Zelve-Tal erkundeten. Augenblicklich war sein sechster Sinn geweckt.
    Angespannt suchte er die surreale Landschaft um sich herum ab. Der Anblick überstieg seine Vorstellungskraft – ungewöhnliche Formen, die ungewöhnliche Schatten warfen, Formen, an die seine Augen nicht gewöhnt waren, und das ganze Zielgebiet war von verdächtigen dunklen Höhlen und Löchern durchsetzt, die ihm das Gefühl gaben, dass tausend Augen jede seiner Bewegungen verfolgten. Er kam sich vor wie in ein Gemälde von Dalí hineinversetzt oder wie in eine Star-Trek-Episode hineingebeamt. Es war unmöglich, alles im Blick zu behalten. Er konzentrierte sich auf das Gesamtbild und darauf, selbst die geringste Bewegung aus den Augenwinkeln wahrzunehmen.
    Er brachte eine Gruppe Feenkamine hinter sich und erreichte eine Ansammlung massiver Felskegel am Fuß einer hohen Steilwand. In jeden waren kleine Fenster geschlagen, Überbleibsel aus früheren Zeiten, in denen hier Menschen gelebt hatten. Die Steilwand krümmte sich nach rechts, wo sie von einer Gruppe Mandelbäume verdeckt wurde. Die gespenstische Stille im Tal verstärkte noch das Unbehagen, das Reilly bei jedem Schritt durch diese Geisterstadt empfand.
    Er war im Begriff, den letzten Felskegel zu umrunden, als er hinter den Bäumen eine Bewegung wahrnahm. Hastig schlüpfte er durch den Eingang des nächsten Hauses. Während er in den Rucksack griff, um seine Waffe hervorzuholen, spähte er vorsichtig um die Ecke – und da erschienen sie. Der Mann, den er nicht kannte, gefolgt von Tess, und zuletzt seine Zielperson.
    Sie kamen auf ihn zu.
    Nicht ahnend, dass er sie beobachtete.
    Ohne den Blick von den herannahenden Gestalten zu wenden, drückte Reilly die Pistole mit dem Oberschenkel gegen die Felswand, um das Geräusch zu dämpfen, und lud sie durch, dann brachte er sie in Anschlag. Wenn die drei sich auf dem Weg zurück zum Jeep befanden, würden sie an ihm vorbeikommen. Dann hätte er Gelegenheit, der ganzen Sache ein Ende zu machen, ein für alle Mal.
    Er beobachtete, wie sie die Felskegel umrundeten, mal hinter einem verschwanden, dann in einem Zwischenraum zwischen zwei anderen wieder zum Vorschein kamen. Er selbst schlich vorsichtig von einem Felskegel zum nächsten auf sie zu, die Pistole fest in beiden Händen, bis er auf etwa dreißig Meter heran war und direkte Schusslinie auf den Rücken des Iraners hatte.
    Er rang mit sich, ob er sofort abdrücken sollte. Dreißig Meter, ungehinderte Sicht – es sollte nicht zu schwer sein, den Dreckskerl auf der Stelle auszuschalten. Er drückte die Ellenbogen durch und nahm die Zielperson ins Visier seiner Automatikpistole. Mit angehaltenem Atem krümmte er den Finger fester um den Abzug. Nur ein Schuss. Ein Schuss, und der Dreckskerl wäre erledigt.
    Und all die Fragen würden unbeantwortet bleiben.
    Wer er in Wirklichkeit war. Wer seine Hintermänner waren. Für welche früheren Verbrechen er verantwortlich war. Welche er noch plante.
    Die Antworten würden mit ihm sterben.
    Reilly knirschte mit den Zähnen. Er wollte abdrücken, es drängte ihn fast unwiderstehlich dazu. Dennoch konnte er es nicht tun. Und mit diesem Moment der Unentschlossenheit, in diesen wenigen flüchtigen Sekunden, war die Gelegenheit vertan. Durch eine Richtungsänderung befand sich der Iraner jetzt genau zwischen Reilly und Tess, und Reillys Kugel hätte seinen Körper durchschlagen und auch Tess treffen können. Er musste warten, bis er wieder ein ungestörtes Schussfeld hatte, dann könnte er auf den Oberschenkel zielen, um den Mann wenigstens außer Gefecht zu setzen –
    Doch er entschied, dass er ihn lebend haben wollte, und sprang mit einem Satz aus seiner Deckung hervor.
    «Tess, aus dem Weg», schrie er. Sein Herz hämmerte gegen den Brustkorb. Er machte ein paar Schritte zur Seite, um den Iraner besser ins Visier nehmen zu können. Dabei winkte er Tess zur Seite und rief dann mit ausgestrecktem Finger dem Iraner zu: «Sie, heben Sie die Hände, sodass ich sie sehen kann. Los.»
    Alle drei waren erschrocken herumgefahren. Mit einem raschen Blick zu Tess erkannte Reilly die Erleichterung in ihrem Gesicht, dann konzentrierte er sich sofort wieder auf seine Zielperson.
    Der Iraner hatte die Arme ein wenig ausgebreitet, seine Hände befanden sich auf Taillenhöhe. Den Blick fest auf Reilly gerichtet, bewegte auch er sich in kleinen Schritten seitlich – offenbar dachte er das Gleiche wie

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