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Dogma

Dogma

Titel: Dogma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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die Stirn. «Diese Geheimhaltung war der Grund, weshalb der Papst uns alles gewährt hat, was wir wollten. Sie hat uns ermöglicht, zu Macht und Ansehen zu gelangen, während wir auf den rechten Zeitpunkt gewartet haben, um der Menschheit alles zu offenbaren.»
    «Aber wäre der rechte Zeitpunkt jemals gekommen? Oder ist es vielleicht andersherum: Der rechte Zeitpunkt ist immer?» Maysoon schüttelte den Kopf. «Seit mehr als tausend Jahren haben Menschen diese Schriften geheim gehalten. Du und die Tempelritter vor dir haben sie jahrhundertelang als Waffe benutzt, und wenn Hector und Miguel noch am Leben wären, würdest du weiterhin versuchen, sie so zu benutzen. Vielleicht ist es an der Zeit, die Dinge anders zu betrachten. Vielleicht ist es an der Zeit, darüber nachzudenken, wie du diese Schriften ans Licht bringen kannst, statt sie weiter zu verstecken.»
    «Das ist nicht möglich», entgegnete Conrad. «Nicht jetzt. Nicht, solange der Papst so stark ist. Sieh dir an, was aus den Katharern geworden ist. Die Inquisitoren des Vatikans sind überall. Sie lassen nicht zu, dass irgendwelche Häresie verbreitet wird.»
    «Es gibt immer einen Weg. Denk nur an Rumi. In seinen Predigten war immer wieder von Liebe die Rede und davon, die Erleuchtung in sich selbst, in seinem Inneren zu suchen. Für jeden konservativen Kleriker hätten seine Worte Blasphemie sein müssen, aber sie haben selbst an das Herz des Sultans gerührt, und er hat schützend die Hand über Rumi gehalten und ihn eingeladen, in seiner Hauptstadt zu leben und zu predigen.»
    «Ich bin kein Prediger.»
    Maysoon lächelte. «Nein, aber vielleicht solltest du anfangen, wie einer zu denken.» Sie beugte sich vor und küsste ihn, dann streifte sie ihre Tunika ab. «Allerdings nicht in jeder Hinsicht.»
     
    In den nächsten Tagen arbeiteten sie mit den Dorfbewohnern auf den Weizenfeldern und besprachen abends, wie es weitergehen sollte. Das größte Problem war noch immer die Frage, wie sie die Schriften transportieren konnten. Sie hatten nur das eine Pferd, und abgesehen davon, dass sie gar nicht hätten bezahlen können, gab es in der Siedlung nur ein einziges Fuhrwerk, und das konnten die Dorfbewohner nicht entbehren.
    Conrad sah keinen Ausweg aus dem Dilemma, und mit jedem Tag, der verging, wurden seine Wut und Frustration größer. Ihn quälte der Gedanke an seine Brüder, die in französischen Kerkern schmachteten, ohne dass er etwas dagegen unternehmen konnte. Noch vor einer Woche hatte er geglaubt, etwas bewirken zu können. Mit dem Hinterhalt in der Schlucht war dann alles anders geworden.
    Eines Morgens, am neunten Tag, änderte sich die Lage schlagartig. Der Hufschlag dreier Pferde und eine vertraute Stimme hallten durch das Dorf.
    «Maysoon», rief der Mann. «Conrad. Zeigt euch, sonst wird jeder Mann, jede Frau und jedes Kind in diesem Dorf dafür bezahlen.»
    Conrad stürzte zum Fenster, gefolgt von Maysoon. Unten sahen sie Qassem und die beiden überlebenden Helfer in gemächlichem Trab den Hauptweg zwischen den Felsenbehausungen entlangreiten. Maysoons Bruder hatte eine Frau bei sich, die seitwärts vor ihm auf dem Pferd saß. Er hielt ihr einen Dolch an die Kehle. Conrad und Maysoon kannten sie von der Arbeit auf den Feldern, sie war die Schwester der Hebamme, die Maysoons Handgelenk versorgt hatte.
    «Woher wussten sie, dass wir es sind?», fragte Maysoon.
    «Die Frau», erwiderte Conrad und wies mit einer Kopfbewegung auf die Geisel. «Sie kennt unsere Namen.»
    «Aber wie haben sie uns gefunden?»
    «Gier und Rachsucht», sagte er. «Es gibt keinen stärkeren Antrieb.»
    «Was tun wir jetzt?»
    Conrad starrte erbost auf die drei Männer hinunter, Männer, die seine Freunde getötet hatten, Männer, die seine Pläne vereitelt und das Schicksal seiner Brüder besiegelt hatten.
    Männer, die bezahlen mussten.
    «Wir werden diese Sache zu Ende bringen.» Dann lehnte er sich aus dem Fenster und rief: «Lass die Frau gehen. Ich komme raus.»
    Qassem blickte auf, sah Conrad und sagte nichts. Er stieß die Frau einfach vom Pferd und funkelte seinen Widersacher an.
    Conrad entdeckte, dass seine Handprothese vom Sattel des Türken baumelte. Der Anblick machte ihn noch wütender. Er wandte sich vom Fenster ab, ging zu einer Nische in der Wand und griff nach seinem Krummsäbel.
    «Du gehst nicht allein da runter», sagte Maysoon entschieden und griff nach ihrer Armbrust, ließ die Waffe jedoch sofort mit schmerzverzerrtem Gesicht fallen, ihr

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