Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dogma

Dogma

Titel: Dogma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
Vom Netzwerk:
provozieren. Er beschloss, vorerst zu tun, als gebe er sich geschlagen, und abzuwarten. Also brach er den Blickkontakt ab und schlug die Augen nieder.
    Zu seinem Erstaunen schien die Verletzung an der linken Hand des Iraners ordentlich versorgt worden zu sein. Der Verband war säuberlich angelegt, auch wenn stellenweise Blut durchgesickert war. Reilly versuchte kurz auszuwerten, was vor sich ging und mit wem er es zu tun hatte, und kam zu dem Schluss, dass die anderen Männer wahrscheinlich von der PKK waren – militante kurdische Separatisten, die der Iran jahrelang mit Geld und Waffenlieferungen unterstützt hatte. Diese Leute hatten zweifellos Ärzte zur Verfügung, die reichlich Erfahrung mit Schussverletzungen hatten. Und als türkische Staatsbürger konnten sie sich im Land frei bewegen, sie konnten jemandem wie dem Iraner bei Bedarf leicht unter die Arme greifen.
    Nicht gut.
    Reilly wusste nicht, wie viele Männer sein Widersacher zur Verstärkung bekommen hatte. Drei hatte er gesehen. Draußen waren sicher noch mehr.
    Ganz und gar nicht gut.
    «Also, was ist hier los?», fragte der Iraner mit theatralischer Geste und sah sich in dem Zimmer um. «Gerade habt ihr es euch in eurem Zimmer gemütlich gemacht, um gemeinsam einen netten Abend zu verbringen, und im nächsten Moment rennt ihr wie aufgescheuchte Hühner durch die Gassen. Was könnte wohl der Grund für diese dringende nächtliche Zusammenkunft sein?»
    Von weiter hinten im Haus rief einer der anderen Männer etwas. Der Iraner drehte sich um und antwortete kurz, dann wandte er sich Tess zu und grinste. Schon erschien einer seiner Männer in der Tür. Er trug eine AK -47 am Schulterriemen und hielt ein paar der alten Bücher in den Händen.
    Der Iraner nahm sie ihm ab und betrachtete sie kurz, dann blickte er wieder Tess an und verzog hämisch das Gesicht. «Noch mehr Evangelien?» Er sah ihr einen Moment lang in die Augen, dann stellte er dem Mann eine Frage. Die Antwort beeindruckte ihn sichtlich. «Ein ganzer Raum voll?», sagte er zu Tess. Sein Grinsen wurde breiter. «Deine Hartnäckigkeit scheint sich wirklich gelohnt zu haben.»
    Tess erwiderte nichts.
    Der Iraner zuckte die Schultern, gab dem Mann, der die Bücher gebracht hatte, ein paar schnelle Anweisungen, warf einen letzten finsteren Blick auf Reilly und verließ das Zimmer. Der andere hob seine Kalaschnikow und richtete sie abwechselnd auf Reilly und die beiden Frauen. Dabei behielt er alle drei scharf im Auge.
    Reillys Instinkte waren schlagartig geweckt. Dies war vielleicht seine letzte Chance, etwas zu unternehmen.
    Ein einziger Mann, der sie bewachte.
    Eine Pistole im Rucksack.
    Eine Gelegenheit.
    Er wartete ab, bis der Mann den Blick von ihm abwandte, dann stemmte er sich hoch und versuchte, den Rucksack zu erreichen.
    Seine Bewegungen waren schwerfällig.
    Der Bewaffnete bemerkte den Versuch, schrie und hastete zu Reilly, um ihn aufzuhalten. Reilly sah die Stiefel auf sich zukommen und hörte Tess aufschreien, gerade als er nach dem Rucksack griff, aber er war nicht schnell genug – der Mann hatte ihn schon erreicht und versetzte ihm einen brutalen Tritt in die Nierengegend. Reilly wurde zur Seite geschleudert und überschlug sich, stöhnend vor Schmerz. Der Mann folgte ihm im Seitwärtsgang, angespannt, stieß dabei einen Schwall von Flüchen und Drohungen hervor und hielt Reilly den Lauf des Maschinengewehrs vors Gesicht. Zwischendurch richtete er die Waffe immer wieder kurz auf die beiden Frauen.
    Reilly blieb neben einem Beistelltischchen gegenüber dem Sessel liegen, gekrümmt, vor Schmerz stöhnend und schwer atmend. Aus dem Augenwinkel sah er über sich den Wachposten. Der Mann stand etwa einen halben Meter neben ihm, mit weit aufgerissenen Augen und in höchster Alarmbereitschaft. Reilly hielt einen Moment lang den Atem an und schob seine Hand lautlos unter das Tischchen. Er wusste, er hatte nur diesen einen Versuch, und er wagte sich nicht vorzustellen, was geschehen würde, wenn der fehlschlug.
    Seine Finger glitten über die Bodenfliesen, bis sie das Messer ertasteten – das Küchenmesser, das ihm aus der Hand gefallen war, als er niedergeschlagen wurde, und das er vom Boden aus entdeckt hatte.
    Seine Finger schlossen sich um den Griff.
    Vom Flur her drang die Stimme des Iraners herein, der offenbar eine Frage stellte.
    Der Wachposten wandte sich der Tür zu, um zu antworten.
    Reilly nutzte die Gelegenheit.
    Blitzschnell warf er sich herum, holte aus und rammte das

Weitere Kostenlose Bücher