Dogma
und das bedeutete, dass er auch vom Radar nicht mehr erfasst wurde.
Jetzt konnte er völlig unbemerkt den Kurs wechseln.
Er drehte nach links ab und schlug einen südlichen Kurs ein, auf dem er an der südwestlichen Spitze von Rhodos vorbeiflog. Nach weiteren zehn Kilometern über offenem Wasser machte er eine scharfe Kehre nach Nordosten, auf sein eigentliches Ziel zu: einen abgelegenen Ort knapp dreihundert Meilen entfernt, tief im Herzen der Türkei.
So tief über dem Wasser war die Sicht miserabel. Der schwache Wind und der geringe Luftdruck hatten einen leichten Dunst über dem Wasser aufsteigen lassen. Dadurch verschwand Rhodos aus seiner Sicht, was gut war, denn so konnte er vom Land aus ebenfalls nicht gesehen werden. Nun bestand nur noch die Gefahr, von einem Schiff aus bemerkt zu werden. Steyl schaltete sein Wetterradar ein, das ihm etwaige Schiffe auf seiner Route anzeigen würde. So blieb ihm genügend Zeit, sie weiträumig zu umfliegen und unentdeckt zu bleiben.
Auf dieser Flughöhe würde er sein Ziel in einer guten Stunde erreichen. Er beabsichtigte nicht, länger als ein paar Minuten am Boden zu bleiben, sodass die Rundreise insgesamt etwa zweieinhalb Stunden dauern würde. Das war völlig in Ordnung für eine Besichtigungstour in geringer Höhe zu einer kleinen Insel, die keinen Kontrollturm besaß. Niemand würde ihn vermissen.
Er warf einen Blick auf die Uhr, dann griff er zu seinem Satellitentelefon und rief Zahed an, um seine voraussichtliche Ankunftszeit durchzugeben. Anschließend lehnte er sich entspannt zurück, während das zweimotorige Flugzeug sich der türkischen Küste näherte. Wenn alles glatt verlief, würde er den Iraner noch am selben Tag los sein. Anschließend würde er zu seiner Villa in Malta zurückkehren, mit einem kalten Bier in der Hand auf seiner sonnigen Terrasse liegen und sich ausmalen, was er mit dem leicht verdienten Geld anfangen konnte.
Zahed stand wartend am Rand des Salzsees und sah zu, wie die Sonne sich über die plane Fläche des Sees hob.
Im Laufe des Vormittags würde sich der See in eine unendliche weiße Fläche unter einer strahlend blauen Kuppel verwandeln. Im Augenblick tauchte die Sonne ihn in ein leuchtendes Kupferrot. Er wirkte wie eine matte Metallplatte, die sich von der Stelle, wo Zahed stand, bis zum Horizont erstreckte. Noch so eine irrsinnige Landschaft, dachte er. Davon hatte er in den vergangenen Tagen mehr gesehen, als er für möglich gehalten hätte. Die ganze verfluchte Region kam ihm vor wie von einem fremden Planeten auf die Erde versetzt. Er tröstete sich mit dem Gedanken, ihr bald den Rücken zu kehren und in eine vertraute, ihm gewogene Umgebung zurückzukommen. In seine Heimat. Wo man ihn dafür feiern würde, dass er das Unmögliche vollbracht hatte.
Dass er mit seinem Schatz heimkehrte.
Die frühmorgendliche Luft war noch kühl und roch nach Salz. Sie half gegen seine Benommenheit, war aber Gift für seine Kehle, die sich so ausgedörrt anfühlte wie die trockene Landschaft, die vor ihm lag. Außerdem zitterte er. Er hatte eine Menge Blut verloren und hatte trotz der Tabletten starke Schmerzen. Und das Zittern wurde immer schlimmer. Er brauchte einen Arzt, und zwar bald. Ihm war klar, dass die Verletzungen an seiner Hand schlimm waren. Er würde sie vielleicht nie wieder benutzen können, sie womöglich sogar verlieren. Wie auch immer, das musste jetzt warten. Zuerst einmal musste er schnellstmöglich verschwinden. Die Amerikanerin war ihm entkommen und hatte bestimmt längst die türkischen Behörden verständigt. Seine zerschlagene Hand war zwar ein gewaltiger Preis, den er zu zahlen hatte, aber noch immer gering im Vergleich zu der Gefahr für seine Freiheit und wahrscheinlich auch sein Leben.
Sein Handy piepte. Während er es hervorzog, drehte er sich um und suchte mit dem Blick den Horizont ab. Es dauerte nicht lange, bis er den winzigen Fleck entdeckte, der sich nahe über dem Boden mit hoher Geschwindigkeit näherte. Bald sah er die Cockpitscheibe im Schein der tiefstehenden Sonne glänzen. Er bestätigte Steyl, dass die Luft rein war, nickte seinen Männern zu und ging ein paar Schritte zurück, um die Szene besser überblicken zu können. Die Motoren der zwei Geländewagen, die in hundert Metern Abstand voneinander geparkt waren, sprangen grollend an. Dann leuchteten die Scheinwerfer auf, zwei Paar rot-gelber Leuchtfeuer vor einem völlig ebenen, kupferfarbenen Hintergrund.
Zahed beobachtete, wie das
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