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Dogma

Dogma

Titel: Dogma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Beweise dagegensprechen. Aber diejenigen, die aufgeschlossener denken und sich gern selbst eine Meinung bilden möchten  … die verdienen es, dass ihnen alle verfügbaren Informationen zugänglich gemacht werden. Das sind wir ihnen schuldig.»
    Die alte Frau schien ein wenig versöhnt mit ihrer gewichtigen Entscheidung – da hörte sie vom Wohnzimmer her etwas knarren und runzelte die Stirn. Reilly und Tess erstarrten. Reilly legte den Finger an die Lippen.
    Er schlich zur offenen Tür und lauschte, doch er hörte nichts. Zur Sicherheit horchte er noch ein wenig länger. Noch immer nichts. Dennoch war ihm nicht wohl dabei, das Geräusch von eben einfach zu ignorieren. Er bedeutete den beiden Frauen noch einmal, still zu sein, und griff automatisch nach seiner Pistole – da wurde ihm bewusst, dass er sie nicht bei sich trug. Sie befand sich im Rucksack, im Wohnzimmer.
    Er sah sich um und entdeckte neben der Spüle ein großes Küchenmesser. Reilly nahm es, schlich wieder zur Tür und knipste die Deckenlampe aus. Der kleine Raum wurde jetzt nur noch vom kalten, orange-blauen Flackern der Gasflamme beleuchtet.
    Die alte Frau sog scharf die Luft ein.
    Tess spannte sich noch mehr an.
    Sie sah Reillys schemenhafte Silhouette auf den Flur hinausschleichen. Mit angehaltenem Atem wartete sie und horchte; das Hochgefühl der letzten Minuten hatte sich mit einem Schlag verflüchtigt. Ein paar endlose Sekunden lang hörte sie nichts als ihren eigenen Puls, der ihr wie Trommelschläge in den Ohren dröhnte – dann ertönte ein Krachen, gefolgt von einem schmerzerfüllten Stöhnen, einem metallischen Klappern und schließlich einem dumpfen Poltern, als ob etwas Schweres auf dem Boden aufschlug.
    Ein menschlicher Körper.
    Das Geräusch ließ sie erstarren. Und dann hörte sie es – die Stimme, von der sie gehofft hatte, sie nie wieder zu hören, die sie für immer aus ihrer Erinnerung hatte tilgen wollen. Diese Stimme mit dem unerträglich selbstgefälligen, zynischen Unterton.
    «Kommen Sie raus, Ladys», sagte der Iraner. Im nächsten Moment erschien er in der Tür und knipste das Licht an. Er lächelte und gab ihnen einen Wink mit seiner Pistole. «Leisten Sie uns Gesellschaft. Die Party fängt gerade an.»

[zur Inhaltsübersicht]
Kapitel Achtundfünfzig
    Reillys Sicht war verschwommen. Mit hämmerndem Kopf lag er auf dem Wohnzimmerboden. Der Schlag hatte ihn völlig unvorbereitet getroffen. Der Pistolengriff war gegen seinen Kiefer gekracht, so heftig, dass er auf der Stelle zu Boden ging, ohne den Gegner überhaupt gesehen zu haben.
    Jetzt konnte er sie sehen. Drei Männer, die er nicht kannte, bewaffnete Männer, die zielstrebig an ihm vorbeigingen. Dann kam einer, den er kannte. Der Iraner führte Tess und die alte Frau mit vorgehaltener Waffe ins Wohnzimmer. Aus Reillys Blickwinkel, vom Boden aus mit zur Seite gedrehtem Kopf, wirkte der Anblick noch bedrohlicher.
    «Hinsetzen», befahl der Iraner und schob Tess mit dem Schalldämpfer seiner Pistole zur Couch.
    Die beiden Frauen ließen sich auf der vordersten Kante des Sitzpolsters nieder. Der Iraner erteilte seinen Männern ein paar knappe Befehle in einer Sprache, die Reilly nicht verstand, und gab ihnen einen Wink, woraufhin die drei Männer hinauseilten, wahrscheinlich um die übrigen Räume zu überprüfen.
    Reilly fing Tess’ Blick auf. Er blinzelte ihr unauffällig zu und nickte kaum merklich in dem Versuch, sie zu beruhigen. Die Angst in ihren Augen wurde dadurch kaum gemindert, aber sie deutete ebenfalls ein Nicken an. So gut er es von seiner Position aus konnte, sah Reilly sich im Raum um. Er entdeckte Tess’ Rucksack, in dem sich die Pistole befand. Er stand noch an derselben Stelle, an den Sessel neben der Couch gelehnt. Etwa zweieinhalb Meter von ihm entfernt. Eigentlich keine Entfernung, aber für jemanden, der am Boden lag, weit.
    Reilly atmete tief durch und versuchte, die Benommenheit aus seinem Kopf zu vertreiben. Er sah zu dem Iraner auf. Der schien seinen Blick zu spüren und schaute auf ihn hinunter. Er sah nicht gut aus. Sein Gesicht war blasser, als Reilly es in Erinnerung hatte, und seine Stirn glänzte von Schweiß. Das Auffälligste jedoch war das zornige Funkeln in seinen Augen. Es schien Reilly, als ob der Mann innerlich kochte und seine Wut nur mühsam im Zaum hielt. Reilly entschied, sich still zu verhalten. Die Lage war zu heikel und er selbst in einer zu schwachen Position, er konnte kein Risiko eingehen, den Mann zusätzlich zu

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