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Dogma

Dogma

Titel: Dogma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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investierte in die geeignete Verpackung, legte sich eine gute Geschichte zurecht, und schon standen die Käufer Schlange für einen Dorn von der Dornenkrone oder einen Fetzen vom Gewand der Jungfrau Maria.
    «Wieder ein zufriedener Kunde?», erkundigte sich der Gastwirt, als er einen neuen Krug Bier brachte.
    «Welcher Kunde wäre bei mir nicht zufrieden?»
    «Recht so, mein Sohn», kicherte der Wirt. Er stellte den Krug auf den Tisch und wies mit einer Kopfbewegung in den hinteren Bereich des Schankraums. «Draußen im Hof wartet jemand auf dich. Ein Türke. Sagt, sein Name sei Qassem und du wüsstest schon, wer er ist.»
    Conrad goss sich ein Glas ein und leerte es in einem Zug. Er stellte es ab und wischte sich mit dem Handrücken den Mund. «Hinten im Hof? Jetzt?»
    Der Wirt nickte.
    Conrad zuckte die Schultern, dann schob er dem Wirt das Reliquienkästchen hin. «Pass so lange auf das hier auf, ja?»
    Der Mann erwartete ihn bei einem Stapel leerer Fässer am Hinterausgang der Taverne. Conrad war Qassem und seinem Vater zum ersten Mal kurz nach seiner Ankunft in der Stadt begegnet, vor gut einem Jahr. Er hatte auf Anhieb eine Abneigung gegen Qassem empfunden, einen düsteren, muskulösen jungen Mann Anfang zwanzig mit ganz und gar kalten Augen. Sein Vater Mehmet war ein völlig anderer Typ: rund wie ein Fass, haarig, mit breiter Stirn, vorstehenden Augen und einem Stiernacken. Er war der geborene Händler, die Sorte, die einem etwas verkaufen, es gleich darauf für den halben Preis zurückkaufen und einem dabei noch das Gefühl geben konnte, man müsse ihm dankbar sein.
    Außerdem konnte er alles beschaffen, was Conrad für seine Täuschungen brauchte, und er stellte nicht zu viele Fragen.
    «Mein Vater hat etwas, wovon er denkt, es könnte dich interessieren», teilte Qassem Conrad mit.
    «Ich hole mein Pferd», erwiderte Conrad. Er konnte nicht ahnen, dass die banale Ankündigung des jungen Türken sein Leben von Grund auf verändern würde.
     
    Er erkannte die Breitschwerter auf den ersten Blick.
    Es waren sechs, in ledernen Scheiden, die auf einem Holztisch in Mehmets kleinem Laden aufgereiht lagen. Daneben weitere Waffen, die Conrads Verblüffung noch vergrößerten: vier Armbrüste, ein paar Dutzend Bögen aus Horn und eine Anzahl von Messern und Dolchen.
    Waffen, mit denen er bestens vertraut war.
    Am meisten interessierten ihn die Breitschwerter. Auch wenn sie eher schlicht wirkten, waren es doch ausgezeichnete Kriegswaffen. Von brutaler Durchschlagskraft, meisterhaft verarbeitet, perfekt ausbalanciert, jedoch ohne die reichen Verzierungen, die man gewöhnlich an den Griffen und Knäufen der Schwerter von Adligen sah. Das Schwert eines Templers war keine Zurschaustellung von Reichtum – wie auch, die Mönchsritter lebten unter strengem Armutsgelübde. Es war eine Kriegswaffe, schlicht und einfach. Ein kreuzförmiges Heft, das gut in der Hand lag, und eine damaszierte Klinge, die Fleisch und Knochen der Gegner ebenso wirkungsvoll durchtrennen konnte wie die Kettenpanzer, die sie schützen sollten.
    Eine kleine Besonderheit hatten die Schwerter allerdings, unauffällig, aber unverkennbar: am oberen Ende der Klinge, dicht unterhalb der Parierstange, waren rechts und links von einem Tatzenkreuz – dem Zeichen des Ordens – die Initialen des Besitzers eingraviert.
    Initialen, die Conrad ebenfalls auf Anhieb erkannte.
    Eine Flut von Bildern und Gefühlen überwältigte ihn.
    «Woher hast du die?»
    Mehmet musterte ihn mit unverhohlener Neugier, dann zog ein zufriedenes Grinsen über sein rundes Gesicht. «Meine kleine Sammlung gefällt dir also?»
    Conrad versuchte, seinen inneren Aufruhr zu verbergen, aber er wusste, der türkische Händler war nicht leicht zu täuschen. «Ich kaufe sie dir alle ab und zahle, was du verlangst, aber ich muss wissen, wo du sie gefunden hast.»
    Der Blick des Türken wurde noch neugieriger: «Warum?»
    «Das ist meine Sache. Willst du sie nun verkaufen oder nicht?»
    Der Händler schürzte die Lippen und rieb sich mit den fleischigen Fingern das Kinn, doch schließlich gab er nach. «Ich habe sie ein paar Mönchen abgekauft. Wir sind uns vor drei Wochen in einer Karawanserei begegnet.»
    «Wo?»
    «Östlich von hier, etwa einen Wochenritt entfernt.»
    «Wo genau?», bohrte Conrad nach.
    «In Kappadokien. Nicht weit von der Stadt Venessa», fügte der Händler ein wenig mürrisch hinzu.
    Conrad nickte geistesabwesend, seine Gedanken eilten bereits voraus. Er und seine

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