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Dogma

Dogma

Titel: Dogma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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1291, vor nunmehr fast zwei Jahrzehnten, als in einer verheerenden Schlacht Conrad, seine Ordensbrüder und die übrigen Kreuzritter die letzte Hochburg des Christentums im Heiligen Land verloren. Besiegelt wurde der Niedergang schließlich 1307 mit den Massenverhaftungen, die der König von Frankreich und der Papst veranlasst hatten, um den Orden zu zerschlagen. Über die Königin der Städte wiederum war bereits rund hundert Jahre zuvor das Verderben hereingebrochen, als die Armee des Papstes sie 1204 nach einer fast ein Jahr andauernden Belagerung eingenommen und geplündert hatte. Blut war knöcheltief durch die Straßen geflossen, große Feuer hatten tagelang gewütet und ein Drittel aller Gebäude zerstört. Alles, was noch stand, war ausgeplündert und bis zur Unkenntlichkeit verwüstet worden. In der folgenden Zeit hatten alle, die die Mittel besaßen, die Stadt verlassen. Einst der Handelsplatz der Welt und der stolze Sitz von Gottes Stellvertreter auf Erden, war das Neue Rom in eine Ruinenstadt verwandelt worden.
    Die Eroberer hatten allerdings nicht viel Freude an ihrer Herrschaft gehabt. Der erste latinische Kaiser, Balduin, wurde nach nicht einmal einjähriger Regierungszeit bei einem Scharmützel in der Nähe von Adrianopel von den Bulgaren gefangen genommen. Sie hackten ihm Arme und Beine ab und warfen ihn in eine Schlucht, wo er angeblich noch volle drei Tage überlebte. Seinen Nachfolgern erging es nicht viel besser. Nach insgesamt nur fünf Jahrzehnten fand ihre Herrschaft aufgrund von Machtkämpfen untereinander und mangelnder Regierungsfähigkeit ein beschämendes Ende.
    Der byzantinische Kaiser, der die Stadt 1261 wieder in Besitz nahm, Michael  VIII ., sah sich selbst als zweiten Konstantin und machte sich daran, ihr wieder zu ihrem früheren Glanz zu verhelfen. Kirchen und Paläste wurden restauriert, Straßen instand gesetzt, Krankenhäuser und Schulen eingerichtet. Aber bald scheiterte das ehrgeizige Projekt an der Realität. Zunächst einmal wurden die Mittel knapp. Das byzantinische Reich verdiente kaum noch die Bezeichnung «Reich». Es war erheblich geschrumpft, letztendlich kaum mehr als ein unbedeutender griechischer Staat, und seine Herrscher erhielten folglich nur einen Bruchteil der früheren Steuer- und Zolleinnahmen. Schlimmer noch, die östlichen Grenzen waren ständigen Angriffen ausgesetzt. Horden nomadisierender Türken machten dem zersplitterten und geschrumpften Reich immer weitere Gebiete streitig. Flüchtlinge aus den belagerten Provinzen, mittellos und verzweifelt, strömten scharenweise in die Stadt, wo sie in Elendsquartieren und auf Müllhalden hausten, eine weitere Belastung für die Wirtschaft der Stadt. Ein harter Winter verschlimmerte die Lage noch, da später Frost große Teile der Aussaat vernichtete.
    Das Chaos und der Aufruhr kamen Conrad zustatten. Er war auf die Anonymität angewiesen, die eine Stadt im Umbruch bieten konnte. Und man konnte gutes Geld scheffeln, wenn man wusste, wo es zu finden war: in den Taschen leichtgläubiger Kleriker aus den Kirchen und Kathedralen des wohlhabenden Westens, die die Stadt besuchten.
    Konstantinopel mochte vor hundert Jahren aller anderen Kostbarkeiten beraubt worden sein, aber was heilige Reliquien betraf, war es noch immer Aladins Schatzkammer. Man nahm an, dass sie zu Hunderten in den zahlreichen Kirchen und Klöstern der Stadt und ihrer Umgebung verborgen lagen und nur darauf warteten, gestohlen und verkauft zu werden. Für die Priester der westlichen Herrschaftsbereiche waren sie von unschätzbarem Wert. Eine Kathedrale, eine Kirche oder ein Stift fern vom Heiligen Land gewann ungemein an Rang und Ansehen – und folglich an Abgaben –, wenn dort eine bedeutende Reliquie aus jenem fernen Land ausgestellt wurde. Die Gläubigen brauchten so keine langen und kostspieligen Pilgerreisen über Land und Meer auf sich zu nehmen, um den Knochen eines Märtyrers oder einen Splitter vom Kreuz Christi zu sehen oder sogar zu berühren. Deshalb kamen viele Kirchenmänner nach Konstantinopel, wo sie nach einer Trophäe für ihre heimatliche Kirche suchten. Manche zahlten gutes Geld, andere stahlen und betrogen – was immer nötig war, um das Begehrte zu erlangen.
    Conrad stand ihnen dabei zur Seite.
    Auch wenn diese Kirchenmänner nicht immer – beziehungsweise nur selten – tatsächlich das bekamen, was er behauptete.
    Er wusste: Wie bei jedem Taschenspielertrick kam es allein darauf an, wie man etwas präsentierte. Man

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