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Dogma

Dogma

Titel: Dogma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Scheiterhaufen verdammt waren. Im Mai waren vierundfünfzig von ihnen in Paris verbrannt worden, und überall in Frankreich erlitten weitere Templer dasselbe Schicksal.
    Hunderte anderer erwarteten noch den gleichen Tod.
    «Wir müssen versuchen, sie zu retten», beharrte Conrad. «Wir müssen versuchen, unseren Orden zu retten.»
    «Da gibt es nichts mehr zu retten, Conrad», entgegnete Miguel und warf eins der Breitschwerter wieder auf den Haufen von Dolchen und Säbeln, die Conrad ihnen gezeigt hatte. «Seit dem Fall von Akkon und dem Untergang der
Faucon du Temple
ist unser Orden tot und begraben.»
    «Dann müssen wir ihn wieder zum Leben erwecken.» Conrads Gesicht glühte vor Eifer. «Hört mich an. Wir können zurückgewinnen, was Everard und seine Männer verloren haben, wir können es.»
    Hector wechselte einen Blick mit Miguel. Beide wirkten erschöpft, und ihnen war anzusehen, dass ihnen noch der Kopf schwirrte von dem, was Conrad berichtet hatte, als er ihnen die Waffen zeigte. Da Conrad hoch in der Gunst des Meisters und seines Kommandeurs gestanden hatte, war er in den kleinen Kreis der Ritter aufgenommen worden, die in die wahre Geschichte des Ordens eingeweiht waren. Er wusste, in welcher Mission Everard von Tyros und seine Männer damals, 1203, ausgezogen waren. Hector und Miguel hatten es nicht gewusst, sie hatten die Geheimnisse des Ordens nicht gekannt. Bis zu diesem Abend.
    Was Conrad ihnen eröffnete, hatte sie tief erschüttert.
    «Sei realistisch, Bruder», seufzte Miguel. «Was können drei Männer gegen König und Papst ausrichten? Sie würden uns auf dem Scheiterhaufen verbrennen, ehe wir auch nur ein Wort herausbrächten.»
    «Nicht, wenn wir
es
haben», widersprach Conrad. «Nicht, wenn wir es geschickt ausspielen. Seht doch, es hat sie schon früher in die Knie gezwungen. Neun Männer haben damit ein kleines Imperium aufgebaut. Wir können das wiederholen. Wir können wiederaufbauen, was wir einmal hatten, und ihr Werk fortsetzen.»
    Er musterte seine Kameraden. Sie hatten sich verändert, waren gealtert – seit sie gemeinsam in Akkon gekämpft hatten, waren fast zwanzig Jahre vergangen –, und die Ausschweifungen eines nun freien Lebens hatten ihre Spuren hinterlassen. Conrad begann an seinen eigenen Worten zu zweifeln. Was er von ihnen verlangte, war ein gewaltiges Opfer für eine Unternehmung, deren Ausgang völlig ungewiss war.
    «Wir können hierbleiben, unserer Vergangenheit den Rücken kehren und weiter dieses Leben führen», sagte er. «Oder wir können uns auf unsere Gelübde besinnen. Unsere Mission. Wir können uns all derer erinnern, die ihr Leben für unsere Sache geopfert haben, und darum kämpfen, dass ihr Tod nicht vergebens war. Ich sage, es gibt keine Wahl. Wir müssen es versuchen.» Er ergriff eins der Breitschwerter. «Diese Schwerter hätten jedem Händler im Land in die Hände fallen können. Aber sie sind zu mir gelangt. Zu uns. Das können wir nicht einfach ignorieren. Unsere Brüder rufen aus dem Grab nach uns. Sagt mir, dass ihre Bitten bei euch nicht auf taube Ohren stoßen.»
    Er sah Hector an. Der Franzose blickte ihm lange in die Augen, dann nickte er langsam. Conrad nickte ebenfalls, dann wandte er sich Miguel zu. Der Spanier warf einen Blick zu Hector, dann schüttelte er mit leisem Schnauben den Kopf. Schließlich nickte er ebenfalls, wenn auch sichtlich widerstrebend.
     
    Vier Tage später ritten sie los: Conrad, seine beiden Waffenbrüder, Mehmet und sein Sohn sowie vier weitere Männer, die der Händler zur Verstärkung angeworben hatte.
    Zum Erstaunen des Händlers war Conrad nicht zu Pferde, wie Hector und Miguel, sondern lenkte ein altes, klappriges offenes Fuhrwerk.
    «Von einem Fuhrwerk war nie die Rede», protestierte der Händler. «Das wird uns aufhalten.»
    «Und das wirkt sich auf den Preis aus, den wir ausgehandelt haben, wie?»
    Der Händler entblößte seine Zähne zu einem Grinsen und tat entrüstet. «War ich jemals nicht fair?»
    «Du bist die Säule der Tugend», erwiderte Conrad. «Jetzt nenn mir deinen neuen Preis und lass uns aufbrechen.»
    Wenig später zogen sie aus der Stadt, der aufgehenden Sonne entgegen. Nach einem Tag ließen sie das byzantinische Gebiet hinter sich und kamen in ein Land, das jetzt von Beys beherrscht wurde.
    Feindesland.
    Die Ritter hatten den Rat des Händlers befolgt und sich ähnlich gekleidet wie ihre Begleiter: schlichte, dunkle Gewänder und Tuniken, leinene Dolmane und Schärpen. Ihre

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