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Dogma

Dogma

Titel: Dogma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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beiden Ordensbrüder waren auf dem Weg nach Konstantinopel durch diese surreale Landschaft gekommen. Dabei waren sie mehreren Karawansereien ausgewichen, riesigen Handelsposten, die Seldschuken-Sultane und -Granden entlang der Seidenstraße eingerichtet hatten, um die Händler anzulocken und zu schützen, die mit ihren Kamelkarawanen über die Handelsstraßen zwischen Europa und Persien und noch weiter bis nach China zogen.
    «Haben sie dort ihr Kloster?»
    «Nein. Sie haben nur gesagt, dass es irgendwo oben in den Bergen ist», erwiderte der Händler. «Sie waren auf der Suche nach Nahrungsvorräten und haben verkauft, was sie eben zu verkaufen hatten. Da draußen herrscht eine Dürre, die alles vernichtet hat, was nicht schon dem Frost zum Opfer gefallen ist.» Mehmet kicherte. «Aber es spielt keine Rolle, wo das Kloster ist. Nicht einmal im Traum würde dir einfallen, dort hinzugehen.»
    «Warum nicht?»
    «Es ist eine gefährliche Gegend, erst recht für einen Franken wie dich. Du kämst auf dem Weg durch ein halbes Dutzend verschiedene
Beylikler
und würdest riskieren, zehnmal so vielen Banden von Ghazis zu begegnen.»
    Conrad wusste, dass Mehmet recht hatte. Seit dem Fall des Rum-Seldschukenreichs war die gesamte Region östlich von Konstantinopel in einen Flickenteppich unabhängiger
Beylikler
aufgesplittert, Emirate, die von Beys regiert wurden. In den Armeen der Beys wimmelte es von Handel treibenden Ghazis, Glaubenskriegern, für die es nur zwei Ziele gab: den Sieg oder das, was sie als den «süßen Trank des Märtyrertums» bezeichneten; welches von beiden sie letztendlich erreichten, war ihnen einerlei. Sie waren erbitterte Kämpfer und hielten ihre Gebiete streng unter Kontrolle. Schon damals war es für Conrad und seine Ordensbrüder schwer genug gewesen, unbemerkt durch dieses Gebiet zu ziehen. Diesmal waren die Voraussetzungen gänzlich andere: Er würde offen herumfragen müssen, um ein Kloster zu finden, dessen Bruderschaft wahrscheinlich nicht gefunden werden wollte.
    «
Wir
hätten dagegen weitaus weniger Schwierigkeiten, uns dort frei zu bewegen», schlug der Händler vor und lehnte sich mit einem selbstzufriedenen Lächeln zurück, das die Falten an seinem Doppelkinn vervielfachte. «Und es wäre nicht allzu schwer, dich verkleidet mitzunehmen und als einen der Unseren auszugeben.»
    Conrad musterte den gerissenen Händler. Der Mann witterte, dass es um Kostbarkeiten ging, so viel war klar.
    Aber darüber konnte er sich später noch Gedanken machen. Eins nach dem anderen.
    «Wie viel?»
    «Das kommt ganz darauf an, was du dort willst», erwiderte Mehmet.
    «Mit den Leuten reden.»
    Das war ganz offensichtlich nicht das, was der Händler hören wollte. Aber, sagte sich Conrad, der Mann rechnete wohl auch nicht ernsthaft damit, die ganze Wahrheit zu erfahren.
    Mehmet zuckte die Schultern. «Wenn das so ist, das Doppelte von dem, was diese kleinen Schätze hier wert sind», sagte er mit einer ausladenden Bewegung seines fleischigen Arms über die Sammlung von Schwertern und Messern. «Und für den Rückweg noch einmal dasselbe.»
    Das war, um es mit den Worten des alten Priesters auszudrücken, ein ungeheuerlicher Preis. Aber von dem, was die falschen Knochen einbringen würden, konnte Conrad ihn ohne weiteres bezahlen.
    Außerdem war es für einen würdigen Zweck. Den würdigsten, den es nur geben konnte.
    «Ich gebe dir Bescheid», sagte Conrad.
    Mehmet erwiderte mit einem Lächeln und einer kleinen, theatralischen Verbeugung. «Stehe zu Diensten, mein Freund.»
    Sie packten die Schwerter und Dolche in einen Sack aus grobem Leinen, den Conrad an seinen Sattelknauf band. Er war kaum losgeritten, da sah er sie.
    Die Schwester von Qassem, Maysoon. Sie war auf dem Weg zurück zum Laden ihres Vaters.
    Ihr bloßer Anblick stürzte ihn in gewaltigen Aufruhr.
    Nach all den Jahren strengen Zölibats in den Festungen des Heiligen Landes hatte Conrad sich hier in der Stadt mittlerweile an den Umgang mit Frauen gewöhnt. Aber Maysoon hatte etwas an sich, das sein Herz höherschlagen ließ. Sie war – man konnte es nicht anders nennen – atemberaubend verführerisch. Eine hochgewachsene, anmutige junge Frau mit leuchtend türkisfarbenen Augen, makelloser honigfarbener Haut und üppigen Rundungen, die unter ihrem fließenden dunklen Kleid zu erahnen waren – man musste sie einfach ansehen.
    Als sie langsam an ihm vorbeiging, zog er die Zügel an und brachte seinen Hengst beinahe zum Stehen. Er wollte

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