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Dogma

Dogma

Titel: Dogma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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wo er stand. Bisher lagen die Dinge eigentlich nicht schlecht. Er war unbemerkt in die Türkei gelangt. Er war Reilly entkommen, der ihn, wie auch immer, mit einer Sicherheit aufgespürt hatte, die Zahed beunruhigte. Er ließ noch einmal die Ereignisse des vergangenen Tages im Vatikan Revue passieren, und vor seinem geistigen Auge lief eine Folge erfreulicher Bilder ab. Eine tiefe Befriedigung durchströmte ihn, als er erneut den Rausch durchlebte, den er empfunden hatte, als er die Berichterstattung über seine Taten in den Fernsehnachrichten und den Tageszeitungen verfolgte. Nach seinem kurzen Besuch im Patriarchensitz würden zweifellos weitere Schlagzeilen folgen. Er dachte über seine Mission nach und fand großen Trost in der Tatsache, dass das Unternehmen sich bereits mehr als gelohnt hatte, selbst wenn es ihm nicht gelänge zu finden, was Sharafi in dem Text entdeckt hatte, oder wenn es sich als wertlos erwies. Das hier war besser als alles, was er in Beirut oder im Irak geleistet hatte. Viel besser. Es hatte ihm Gelegenheit geboten, seine Feinde im innersten Herzen ihres Glaubens zu treffen. Ihre sensationslüsternen Medien würden die Sache tagelang ausschlachten und so ins Gedächtnis derer einbrennen, denen seine Lektion galt. Die Finanzmärkte trugen bereits das Ihre bei – wie erwartet war es zu Kurseinbrüchen gekommen, die den Feind Milliarden Dollar kosteten. Nein, seine Taten würden nicht so bald in Vergessenheit geraten, dessen war er sich sicher. Und mit ein wenig Glück war dies erst der Anfang, dachte er: Er konnte durch sein Beispiel tausend andere Krieger aufrütteln und ihnen zeigen, was möglich war.
    Seine Gedanken schweiften ab zu einem anderen Anfang, in einer anderen Zeit, und in seinem Gedächtnis stiegen die Gesichter seiner jüngeren Brüder und seiner Schwester auf. Er konnte sie hören, wie sie zu Hause in Isfahan umherrannten und spielten, immer unter der Obhut seiner Eltern. Seine Eltern … Wie stolz sie jetzt auf ihn gewesen wären, wenn sie dies noch erlebt hätten. Erinnerungen an jenen verfluchten Tag überwältigten ihn und fachten das Feuer des Zorns an, das seitdem unablässig in ihm brannte und ihn verzehrte, Erinnerungen an jenen Sonntag, den 3. Juli 1988, einen entsetzlich schwülen Tag, den Tag, an dem seine Familie ausgelöscht wurde, an dem seine vierzehnjährige Welt in Flammen aufging, den Tag, an dem der Funke seiner Wiedergeburt gezündet wurde. Nicht der Ansatz einer Entschuldigung, dachte er, sah wieder die leeren Särge vor sich, die sie beerdigt hatten, und die Galle stieg bitter in seiner Kehle hoch. Nichts. Nur etwas Blutgeld für ihn und all die anderen, die ebenfalls geliebte Menschen verloren hatten. Aber Orden, dachte er, innerlich kochend. Orden – darunter keinen geringeren als den
Legion of Merit
 – für den Kommandanten des Schiffes und die übrigen gottlosen Schurken, die für diesen Massenmord verantwortlich waren.
    Er unterdrückte seinen Zorn, atmete tief durch und zwang sich zur Ruhe. Es hatte keinen Sinn, über das zu klagen, was geschehen war oder, wie seine Landsleute gern betonten, was willentlich verübt worden war. Schließlich, so wurde ihm wieder und wieder gesagt, stand alles geschrieben. Er höhnte insgeheim über diese rückständige, naive Vorstellung. Allerdings war er selbst zu der Überzeugung gelangt, dass seine Eltern und Geschwister nicht umsonst ihr Leben gelassen hatten. Schließlich hatte dadurch sein eigenes Leben an Bedeutung gewonnen, er war sich seiner Bestimmung bewusstgeworden. Er musste nur dafür sorgen, dass er erreichte, was er sich vorgenommen hatte. Alles andere hätte ihr Andenken beleidigt und kam schlicht nicht in Frage.
    In ein paar Stunden musste er eine Rast machen. Er wollte nicht über Nacht fahren, wenn der Verkehr spärlich war und die Polizei womöglich Straßensperren errichtete. In einem Hotel zu übernachten würde ein zu großes Risiko bedeuten. Ein Motel wäre eine Möglichkeit gewesen, aber in Europa hatte sich dieses Konzept von Anonymität nie durchgesetzt. Nein, er und Simmons würden die Nacht in dem Geländewagen verbringen. In ein paar hundert Kilometern, ungefähr auf halber Strecke, würde er auf einem Rastplatz halten, seinen Wagen zwischen zwei Neunachsern parken, Simmons eine Dosis geben, die ihn vollends betäubte, und auf den Morgen warten. Dann würde er seine Fahrt fortsetzen, in aller Frühe, über die
Otoyol
in Richtung Osten nach Ankara, weiter nach Aksaray und von

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