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Dogma

Dogma

Titel: Dogma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Vierundzwanzig
    Die untergehende Sonne verwandelte seinen Rückspiegel in eine glühende Lavasonne, als Mansoor Zahed sich in den abendlichen Verkehrsstrom stadtauswärts einfädelte und sich auf die Straße konzentrierte, die vor ihm lag.
    Er warf einen Blick zur Seite. Dort auf dem Beifahrersitz saß Simmons mit leicht hängendem Kopf, den mittlerweile vertrauten leeren, starren Ausdruck in den Augen; das Beruhigungsmittel hatte ihn wieder einmal aller Lebendigkeit beraubt und ihn zu einem zahmen, willenlosen Tier gemacht. Zahed musste den Professor noch einige Zeit lang in diesem sedierten Zustand halten. Vor ihnen lag eine lange Fahrt, viel länger als die, die sie früher an diesem Tag zurückgelegt hatten.
    Zahed war nicht begeistert davon, wieder per Auto unterwegs zu sein. Er hasste es, Zeit zu verlieren, erst recht nach dem, was er im Vatikan getan hatte. Lieber wäre er nach Kayseri geflogen, genauso wie er auch am liebsten von Italien aus direkt einen Flugplatz in der Nähe von Istanbul angesteuert hätte, auch wenn ihm durchaus bewusst war, wie streng das türkische Militär sämtliche Flughäfen des Landes überwachte. Aber Steyl hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht und ihn daran erinnert, dass das Risiko einfach zu groß war. Zahed hatte sein Urteil nicht in Frage gestellt. Er wusste, wenn es darum ging, per Flugzeug von einem Land ins andere zu gelangen, ohne zu große Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, konnte Steyl genau einschätzen, was machbar war und was nicht. Man konnte sich darauf verlassen, dass er jedwede Ladung so ziemlich überallhin beförderte und ohne Probleme durch die Flughafenkontrollen brachte – aber man konnte sich auch darauf verlassen, dass er nirgendwo landen würde, wo der Boden zu heiß war, bildlich gesprochen. Und so waren sie stattdessen etwas weiter nach Norden geflogen, nach Bulgarien, wo sie in Primorsko landeten, einem kleinen Touristenort an der Schwarzmeerküste. Dort gab es einen kleinen zivilen Flugplatz – keinen militärischen –, wo sich die Aufsichtsbehörden nicht sonderlich darum scherten, wer in welchem kleinen Flugzeug saß. Außerdem lag der Flugplatz nur etwa dreißig Kilometer von der türkischen Grenze entfernt, die Fahrt von dort nach Istanbul hatte gerade einmal fünf Stunden in Anspruch genommen.
    Diese Fahrt würde mehr als doppelt so lange dauern, aber es gab keine andere Möglichkeit. Sich durch den nicht enden wollenden Albtraum der abendlichen Rushhour in Istanbul zu kämpfen war für Zahed kein Spaß gewesen. Der chaotische, scheinbar regellose Verkehr hatte ihn an die weniger angenehmen Seiten von Isfahan erinnert, seiner Heimatstadt im Iran, ebenfalls ein Ort, dessen herausragende architektonische Schönheit durch das hirnlose Gerangel und Gedrängel der Autofahrer getrübt wurde. Aber im Gegensatz zu seiner vorigen Fahrt an diesem Tag, als er auf der Flucht vor Reilly war, hatte er sich auf dem Weg aus der Stadt hinaus sehr beherrscht und es vermieden, sich auf irgendeinen Schwanzlängenvergleich mit den aggressiven Taxi- und
Dolmuş
-Fahrern einzulassen. Im Gegenteil, er hatte sich von ihnen abdrängen lassen und war ihnen ausgewichen, denn ihm war klar, was für verheerende Folgen schon die kleinste Beule am Kotflügel haben konnte. Schließlich fuhr er einen gestohlenen Wagen und hatte eine stark unter Betäubungsmitteln stehende Geisel bei sich.
    Jetzt, auf dem Weg über die Autobahn, die sich in sanft ansteigendes Hügelland hinaufschlängelte, fiel es Zahed schwer, sich zu entspannen. Er hatte noch nie so viele Lastwagen und Busse gesehen, große, überladene Mammuts, die über die
Otoyol
Istanbul–Ankara, wie die sechsspurige Autobahn genannt wurde, rasten, ohne den stellenweise gefährlich provisorisch geflickten Straßenbelag oder die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 120 km/h zu beachten. Die Türkei hatte eine der höchsten Unfallquoten der Welt, und der Wagen, den man Zahed beschafft hatte, ein schwarzer Land Rover Discovery, mochte für die Geländefahrten, die ihm noch bevorstanden, ideal sein, aber für eine einfache Fahrt auf der Autobahn war er keineswegs optimal. Wie ein kleines Segelboot, das in einen Sturm geraten war, wurde er ständig von den Schwergewichten hin und her gedrängelt, und Zahed musste waghalsige Lenkmanöver vollführen, um nicht von der Fahrbahn abzukommen.
    Wie nach jedem Schritt bei der Erfüllung seiner Mission machte Zahed eine rasche Bestandsaufnahme, um sich darüber klarzuwerden,

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