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Dohlenflug

Dohlenflug

Titel: Dohlenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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Situation bei einer Freundin Trost gesucht hatte. Jeder
     andere, aber nicht Stubi, der treuste, katholischste Ehemann und
     Familienvater unter österreichischer Sonne.
    »Soll ich Melanie darüber
     informieren, oder hast du das schon gemacht?«
    »Ehrlich gesagt kann
     ich mir nicht wirklich vorstellen, dass Stubi unser Mann ist, aber ich
     habe Melli trotzdem benachrichtigt. Durchaus möglich, dass er über
     die Nachtwache von Leo und Lenz Bescheid weiß, und ich möchte
     mir nicht für den Rest meines Lebens vorwerfen, ich hätte meinen
     Lebensmenschen aus falscher Loyalität zu Kollegen ins offene Messer
     rennen lassen. Sie ist übrigens schon unterwegs nach Gastein und wird
     in circa einer Stunde in Böckstein eintreffen.«
    »Ich weiß. Ich
     stehe ja in ständiger Verbindung mit Leo und Lenz.«
    »Gut. Und dann ist da
     noch was, Hans. Tu mir den Gefallen und ruf den alten Vorrath von der
     Asservatenkammer an. Er soll die beschlagnahmten Koksbestände auf das
     Gramm genau überprüfen –«
    »Warum denn das? Doch
     nicht etwa, weil man Stubis Ältesten mit selbst erzeugten Tabletten
     erwischt hat?«
    »Und lass dir die
     Besucherliste der letzten vierzehn Tage rüberfaxen«, setzte
     Jacobi unbeirrt fort. »Dann rufst du die Verrechnungsabteilung an,
     Helga soll dir die Gehaltsvorschuss- und Darlehensbezieher des Referats
     samt ihren Verbindlichkeiten durchgeben.«
    »Du … du willst
     unsre Kollegen bespitzeln, Oskar? Das hätt ich nie und nimmer von dir
     gedacht. Ich hab auch schon mal einen Gehaltsvorschuss genommen.«
    »Wann?«
    »Na ja, vor …«
    »Genau, vor zwanzig
     Jahren, Hans. Als du angefangen hast, dein Häuschen in Parsch zu
     bauen, als dein erstes Kind gekommen ist und sich deine Eltern haben
     scheiden lassen. Das war das einzige Mal, Hans, und ich will hier
     niemanden bespitzeln, sondern nur Melanie und uns alle schützen.«
    »Schon gut, Oskar. Was
     ist denn da für ein Lärm im Hintergrund? Bist du nicht mehr im
     Hotel?«
    »Nein, ich bin schon in
     Schwechat am Flughafen und komme mit der nächsten Maschine nach
     Hause.«

 
    35
    KOTEK HIELT SICH nicht lang
     am Posten Hofgastein auf. Nachdem sich Haberstroh mit Postenkommandant Höllteufel
     über die neuerliche Suche nach Marageter kurzgeschlossen hatte, fuhr
     sie weiter nach Böckstein.
    War Höllteufel am Vortag
     noch etwas verschnupft gewesen, als sich Kotek in puncto
     Zeugenschutzprogramm nicht sehr mitteilsam gezeigt hatte, so hatte er
     Haberstroh nun sofort zwei Gendarmen zur Seite gestellt, ohne sich erst
     lange bitten zu lassen. Mehr Leute hätte er ohnehin nicht entbehren können.
    Haberstroh hatte mittlerweile
     eine sehr konkrete Vorstellung davon, wo und wie Marageter aufzuspüren
     war. Den Tipp hatte er von Melanie, die ihn wiederum von Resi Neuhuber
     beziehungsweise von Leo Feuersang bekommen hatte.
    Am Vorabend war Kotek auf der
     Heimfahrt blitzartig klar geworden, warum so erfahrene Ermittler wie
     Feuersang und Haberstroh den ehemaligen Kollegen Marageter nicht hatten
     finden können. Die Distanz zwischen ihnen und den Einheimischen war
     zu groß. Letztere dachten nicht im Traum daran, irgendetwas
     Aktuelles über Blaulicht-Pauli preiszugeben, die Männer
     vielleicht aus Neid oder weil sie sich schämten, und die Frauen
     …
    Die Kumpels vom Roten Kreuz
     hielten jetzt besonders dicht, nachdem sie zuvor beim Alibi umgefallen
     waren, und um ein geeignetes Vertrauensverhältnis zu jenen anderen
     Gasteinern aufzubauen, die etwas über die Lebensgewohnheiten von
     Blaulicht-Pauli hätten aussagen können, wären wohl Tage nötig
     gewesen. Aber ein ganz spezielles Vertrauensverhältnis konnte Kotek
     sich sofort zunutze machen: die Sympathie, die Resi Neuhuber für Leo
     Feuersang empfand.
    Plötzlich war alles
     recht einfach gewesen. Sie hatte zum Handy gegriffen, Leo hatte
     seinerseits Resi Neuhuber angerufen und war dabei tatsächlich auf
     eine Goldader gestoßen.
    Paul Marageter war weit
     über das Gasteiner Tal hinaus als Don Juan berühmt-berüchtigt.
    Natürlich wusste Resi
     Neuhuber über fast alle Damen zwischen sechzehn und sechzig Bescheid,
     durch deren Betten er im Lauf der Jahre gehüpft war oder die sich
     zumindest gern in diese lange Liste eingetragen hätten. Mit dem
     feinen Instinkt der Geschlechtsgenossin filterte sie für ihren Leo
     all jene Kandidatinnen heraus, die Pauli jederzeit auch für mehrere
     Tage Unterschlupf gewährt hätten.
    »Für eine so
    

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