Dohlenflug
Handylautsprecher ertönte
das verhaltene Lachen, das Kotek so an Jacobi liebte.
»Jetzt komm mal wieder
runter, Katze, und lass den Laderdinger Kreis außen vor. Der hat Q
nur als Paravent gedient, um dahinter seine wahren Absichten zu verbergen
und Zeit zu gewinnen. Trotzdem glaube ich, dass wir schon ganz dicht dran
sind. Es braucht nur eine kleine Kurskorrektur, dann steuern wir genau
aufs Ziel zu.«
»Eine Kurskorrektur in
welche Richtung? Moment, ich fahre gerade durch den Tunnel, ich melde mich
gleich wieder.«
Als sie nach dem kleineren
zweiten Tunnel auf die B 311, die Salzachtal-Bundesstraße, auffuhr,
stellte sie die Verbindung wieder her: »Also noch mal: eine
Kurskorrektur in welche Richtung?«
»In Richtung Revision.
Wir sind nicht konsequent genug an der Prüfung der Hofgasteiner
Sparkassenfiliale drangeblieben, weil wir dachten, sie sei nur für
Marageter relevant. Die sogenannte Missbrauchskiste und die Ereignisse
rund um den Laderdinger Kreis haben uns die Sicht auf das Wesentliche
verstellt, obwohl natürlich alles zusammenhängt.«
»Du meinst, die
Fragestellung muss daher lauten: Wer ist pleite wie Marageter und hat ein
Konto bei der Linzer Sparkasse? Wer hatte Zugang zu den intimsten
Geheimnissen des Laderdinger Kreises? Wer kann mit einem Schlachtmesser
umgehen wie ein Profi, und wer von den Personen, auf die das alles
zutrifft, hat für die Zeiträume der Morde kein Alibi?«
»So ist es.«
»Tja, leider hat uns
die Bank, wie nicht anders zu erwarten war, die Auskunft über
problematische Kreditnehmer verweigert. Sei also ein lieber Katzenbär,
ruf morgen deine alte Freundin Zehentner an und beantrage eine
richterliche Verfügung zur Öffnung diesbezüglicher Konten.
Ich fahr jetzt noch einmal zur Tanke zurück und melde mich dann von
zu Hause aus vor dem Schlafengehen bei dir. Trink nicht zu viel Merlot im
›Marriott‹ und lass dir ja nicht einfallen, so spät
noch eine Jause zu bestellen. Möglicherweise brauche ich morgen
deinen kühlen Kopf.«
»Du lässt dich
also nicht davon abbringen, morgen Mittag diese junge Kollegin im Landhaus
deines Cousins abzulösen? Musst du denn wirklich unbedingt selbst auf
deinen Köder aufpassen? Dich könnte eine pfeilschnelle
Neuschneelawine erwischen.«
»Du hast es schon ganz
richtig gesagt: Ich muss. Also, ich küsse dich, alter Brummbär,
bis später!«
34
UM ACHT UHR DREISSIG
klingelte das Handy von Weider. Er war in seinem Golf gerade auf dem Weg
zum Franz-Hinterholzer-Kai.
»Oskar? Was gibt’s
so Dringendes in aller Herrgottsfrühe?« Hans Weider war ein
Morgenmuffel, vor neun Uhr war er nur bedingt ansprechbar, und dass Jacobi
ihn jetzt schon wieder von Wien aus wegen seiner jungen Alten anrief, ging
ihm ziemlich aufs Gemächt.
»Versuch doch mal bitte
Oliver zu erreichen. Seine Kathi hat mich gestern spätabends noch
angerufen und mir ganz aufgeregt mitgeteilt, dass er noch immer nicht zu
Hause sei. Sie hat Angst, dass er sich was antut.«
»Warum denn das?«
»Weil er doch mit der Rückzahlung
der Haushypothek so im Verzug und mit dem Fremdwährungskredit auf die
Nase gefallen ist.«
»Das mit dem Fremdwährungskredit
wusste ich nicht, aber die Rückzahlung der Hypothek läuft doch
schon seit Jahren ziemlich holprig. Warum musste er auch so riesig bauen
und warum in Dreiteufelsnamen streicht er seinen längst erwachsenen
Kindern nicht endlich das Hotel Mama und vermietet ein Stockwerk?«
»Mit dem Haus hat er
sich zweifellos übernommen, aber bisher hat die Bank auch noch nie
damit gedroht, darauf zuzugreifen.«
»Welche Bank?«,
fragte Weider, obwohl er bereits eine Ahnung hatte.
»Die Linzer Sparkasse,
Hans. Wahrscheinlich nur ein blöder Zufall. Ich habe Werner heut
schon sehr früh zu Hause angerufen, ob er was weiß. Tatsächlich
hat ihn Stubi gestern Nachmittag besucht, wie er das bei kranken Kollegen
immer macht. Er habe bedrückt gewirkt, sagt Werner, der sich selbst
noch immer ziemlich bedient anhört. Auf die Frage, welche Laus ihm
über die Leber gelaufen sei, habe Stubi nur ausweichend geantwortet
und sei dann gleich wieder gegangen.«
»Ich werde das Nötige
veranlassen und melde mich, sowie ich etwas erfahren habe, Oskar.«
Weider klang betroffen, war er sich doch mauernsicher, dass Stubenvoll
weder in einem Lokal versumpft war noch aus Verzweiflung über seine
finanzielle
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