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Dohlenflug

Dohlenflug

Titel: Dohlenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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Handylautsprecher ertönte
     das verhaltene Lachen, das Kotek so an Jacobi liebte.
    »Jetzt komm mal wieder
     runter, Katze, und lass den Laderdinger Kreis außen vor. Der hat Q
     nur als Paravent gedient, um dahinter seine wahren Absichten zu verbergen
     und Zeit zu gewinnen. Trotzdem glaube ich, dass wir schon ganz dicht dran
     sind. Es braucht nur eine kleine Kurskorrektur, dann steuern wir genau
     aufs Ziel zu.«
    »Eine Kurskorrektur in
     welche Richtung? Moment, ich fahre gerade durch den Tunnel, ich melde mich
     gleich wieder.«
    Als sie nach dem kleineren
     zweiten Tunnel auf die B 311, die Salzachtal-Bundesstraße, auffuhr,
     stellte sie die Verbindung wieder her: »Also noch mal: eine
     Kurskorrektur in welche Richtung?«
    »In Richtung Revision.
     Wir sind nicht konsequent genug an der Prüfung der Hofgasteiner
     Sparkassenfiliale drangeblieben, weil wir dachten, sie sei nur für
     Marageter relevant. Die sogenannte Missbrauchskiste und die Ereignisse
     rund um den Laderdinger Kreis haben uns die Sicht auf das Wesentliche
     verstellt, obwohl natürlich alles zusammenhängt.«
    »Du meinst, die
     Fragestellung muss daher lauten: Wer ist pleite wie Marageter und hat ein
     Konto bei der Linzer Sparkasse? Wer hatte Zugang zu den intimsten
     Geheimnissen des Laderdinger Kreises? Wer kann mit einem Schlachtmesser
     umgehen wie ein Profi, und wer von den Personen, auf die das alles
     zutrifft, hat für die Zeiträume der Morde kein Alibi?«
    »So ist es.«
    »Tja, leider hat uns
     die Bank, wie nicht anders zu erwarten war, die Auskunft über
     problematische Kreditnehmer verweigert. Sei also ein lieber Katzenbär,
     ruf morgen deine alte Freundin Zehentner an und beantrage eine
     richterliche Verfügung zur Öffnung diesbezüglicher Konten.
     Ich fahr jetzt noch einmal zur Tanke zurück und melde mich dann von
     zu Hause aus vor dem Schlafengehen bei dir. Trink nicht zu viel Merlot im
     ›Marriott‹ und lass dir ja nicht einfallen, so spät
     noch eine Jause zu bestellen. Möglicherweise brauche ich morgen
     deinen kühlen Kopf.«
    »Du lässt dich
     also nicht davon abbringen, morgen Mittag diese junge Kollegin im Landhaus
     deines Cousins abzulösen? Musst du denn wirklich unbedingt selbst auf
     deinen Köder aufpassen? Dich könnte eine pfeilschnelle
     Neuschneelawine erwischen.«
    »Du hast es schon ganz
     richtig gesagt: Ich muss. Also, ich küsse dich, alter Brummbär,
     bis später!«

 
    34
    UM ACHT UHR DREISSIG
     klingelte das Handy von Weider. Er war in seinem Golf gerade auf dem Weg
     zum Franz-Hinterholzer-Kai.
    »Oskar? Was gibt’s
     so Dringendes in aller Herrgottsfrühe?« Hans Weider war ein
     Morgenmuffel, vor neun Uhr war er nur bedingt ansprechbar, und dass Jacobi
     ihn jetzt schon wieder von Wien aus wegen seiner jungen Alten anrief, ging
     ihm ziemlich aufs Gemächt.
    »Versuch doch mal bitte
     Oliver zu erreichen. Seine Kathi hat mich gestern spätabends noch
     angerufen und mir ganz aufgeregt mitgeteilt, dass er noch immer nicht zu
     Hause sei. Sie hat Angst, dass er sich was antut.«
    »Warum denn das?«
    »Weil er doch mit der Rückzahlung
     der Haushypothek so im Verzug und mit dem Fremdwährungskredit auf die
     Nase gefallen ist.«
    »Das mit dem Fremdwährungskredit
     wusste ich nicht, aber die Rückzahlung der Hypothek läuft doch
     schon seit Jahren ziemlich holprig. Warum musste er auch so riesig bauen
     und warum in Dreiteufelsnamen streicht er seinen längst erwachsenen
     Kindern nicht endlich das Hotel Mama und vermietet ein Stockwerk?«
    »Mit dem Haus hat er
     sich zweifellos übernommen, aber bisher hat die Bank auch noch nie
     damit gedroht, darauf zuzugreifen.«
    »Welche Bank?«,
     fragte Weider, obwohl er bereits eine Ahnung hatte.
    »Die Linzer Sparkasse,
     Hans. Wahrscheinlich nur ein blöder Zufall. Ich habe Werner heut
     schon sehr früh zu Hause angerufen, ob er was weiß. Tatsächlich
     hat ihn Stubi gestern Nachmittag besucht, wie er das bei kranken Kollegen
     immer macht. Er habe bedrückt gewirkt, sagt Werner, der sich selbst
     noch immer ziemlich bedient anhört. Auf die Frage, welche Laus ihm
     über die Leber gelaufen sei, habe Stubi nur ausweichend geantwortet
     und sei dann gleich wieder gegangen.«
    »Ich werde das Nötige
     veranlassen und melde mich, sowie ich etwas erfahren habe, Oskar.«
     Weider klang betroffen, war er sich doch mauernsicher, dass Stubenvoll
     weder in einem Lokal versumpft war noch aus Verzweiflung über seine
     finanzielle

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