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Dohlenflug

Dohlenflug

Titel: Dohlenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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Range?«
    »Du bist immer so
     kategorisch: Eure Rede sei ja, ja – nein, nein! Alles andere ist
     schlecht. Aber so kategorisch ist das Leben nun mal nicht, häufig heißt
     es: sowohl als auch. Jederzeit können sich Verdachtsmomente und
     Motive ergeben, die wir noch nicht kennen. Theoretisch könnte zum
     Beispiel Regenmandls ganzer Besitz verpfändet worden sein und er vor
     dem Offenbarungseid stehen, was bei Lebemenschen schon mal vorkommt. Wie
     gesagt: theoretisch. Aber er ist nicht der Typ, der sich die Butter vom
     Brot nehmen lässt. Nein, Regenmandl kommt für mich als Mörder
     eher nicht in Frage, mit oder ohne Alibis.«
    »Also stehen für
     dich nur noch Marageter und Salma Schleißheimer in der vordersten
     Reihe?«, vergewisserte sich Kotek, die durchaus große Stücke
     auf Jacobis Instinkt hielt. »Und wer von beiden ist dein Favorit?«
    »Wenn Geld das Motiv
     ist, kommt auch die Schleißheimer kaum in Frage. Hans hat die
     Buchhaltung ihres Mannes gecheckt und abgesehen von einer Hypothek auf dem
     Haus nichts gefunden, das Anlass für einen Amoklauf hätte geben
     können. Außerdem hat sie, was Geld betrifft, seit Jahren einen
     Fachmann an der Hand: Regenmandl. Das alles ist natürlich kein Beweis
     für ihre Unschuld, wahrscheinlich würde sie sich jederzeit
     prostituieren, um einen lukrativen Coup zu landen, aber diese
     apokalyptische Tour – nein, die würde sie nicht abziehen,
     Metzgerausbildung hin oder her.«
    »Und ihr plötzliches
     Verschwinden?«
    »Könnte wie bei
     Regenmandl auf Anregung des wahren Mörders hin erfolgt sein. Wie
     leicht es Q fällt, besorgte Mütter zu manipulieren, hat er uns
     ja schon auf makabre Art und Weise gezeigt.«
    »Dann wäre das
     letzte Negerlein Blaulicht-Pauli.«
    »Die Parameter passen,
     andererseits verdächtigen wir mit ihm einen integrierten Bürger
     und ehemaligen Beamten, der noch dazu jahrelang unentgeltlich als
     Rettungsfahrer tätig war –«
    »Unentgeltlich
     vielleicht, aber nicht uneigennützig«, unterbrach Kotek ihren
     Partner, der offensichtlich den Verteidiger Marageters spielen wollte.
     »Er hat aus diesen Connections ebenso Vorteile gezogen – wie
     Regenmandl eine Liga höher.«
    »Aber kannst du dir
     einen Serienmörder vorstellen, den die Leute ganz locker flockig
     Blaulicht-Pauli nennen?«
    »Warum denn nicht? Ich
     erspare mir jetzt mal das Klischee, wie rasch sich biedere Bürger in
     wahnhafte Würger verwandeln, und verweise auf die tägliche
     Schlachtplatte in den Medien.«
    Jacobi lachte leise auf.
     »Eins zu null für dich. Dann bleiben wir also an Marageter
     dran, denn wer auch immer der Täter ist: Er scheint ähnliche
     Probleme wie Blaulicht-Pauli zu haben. Weißt du, was mir gerade noch
     auffällt? Q scheint es wichtig gewesen zu sein, dass wir Regenmandl
     nicht eingehender verhören konnten. Vesna Simcits sagte, man habe ihm
     nahegelegt, sich für ein paar Tage zurückzuziehen. Für ein
     paar Tage! Das bedeutet doch, dass danach für Q alles gelaufen sein
     sollte.«
    »Was demnach auf
     Marageter nicht zutrifft. Die wahrscheinlich post mortem gefakte
     Unterschrift von Schleißheimer hat ihm ja die Verlängerung des
     Kredits ermöglicht. Er hat also wieder Luft für Monate, nicht
     nur für Tage.«       
    »Aber so gesehen hätte
     er nach dem Mord an Schleißheimer, der für ihn ja noch Sinn
     machte, nicht auch gleich Lotte Heinrich erstechen müssen.«
    »Trotzdem ist Zeit für
     unseren Täter ein Faktor«, bekräftigte Jacobi, während
     Kotek am Handy das Ploppen eines Korkens hörte. »Und was fällt
     uns bei Marageter nach einem Seitenblick auf Regenmandl und Salma Schleißheimer
     noch auf?«
    »Auch er ist
     verschwunden, obwohl er im Moment weder die Bank noch eine Erpressung zu fürchten
     hat. Du meinst doch nicht, dass auch er …?«
    »Nein, ich glaube
     nicht, dass er ermordet worden ist. Viel eher hat ihn Q ebenso wie die
     Randfigur Salli dazu gezwungen, für ein paar Tage unterzutauchen.«
    »Und was ist nun die
     Quintessenz aus deinen Überlegungen?«
    »Wir müssen nach
     einem anderen Mörder suchen. Die bisherigen Favoriten sind vermutlich
     alle aus dem Rennen.«
    »Gut, dass du nicht bei
     mir im Auto sitzt! Ich wäre sonst versucht, meine Hände vom
     Lenkrad zu nehmen und dich zu erwürgen, und dann würden wir
     gemeinsam in die Gasteiner Klamm stürzen. Aber was sollen wir dann
     machen? Wieder bei der Missbrauchskiste anfangen?«
    Im

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