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Dohlenflug

Dohlenflug

Titel: Dohlenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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Pauli ist beim Roten Kreuz, bei der Bergrettung, beim Alpenverein und bei
     zig anderen Vereinen und Grätzeln. Allein der Alpenverein besitzt und
     betreut mehrere Schutz- und Almhütten, die Pauli bisher nicht nur ein
     Mal zweckentfremdet hat. Deshalb bin ich auch fest davon überzeugt,
     dass er nicht irgendwo weit entfernt abgetaucht ist, sondern sich hier in
     den Bergen versteckt hält. Da kennt er sich aus, und wenn ein
     Versteck nicht mehr sicher genug erscheint, wechselt er einfach ins nächste.«
    »Und wozu braucht er
     dann Salli Schleißheimer? Warum sollte er sie da mit hineinziehen?
     Noch dazu, wo sie selbst zu den Verdächtigen zählt?«
    »Ist sie denn zur
     Fahndung ausgeschrieben – so wie er?«, kam postwendend die
     Gegenfrage.
    »Nein«, musste
     Feuersang einräumen. »Als ihr Mann ermordet wurde, war sie sehr
     wahrscheinlich bei der Bachblüten-Lotte. Für deren Todeszeit hat
     sie allerdings kein hieb- und stichfestes Alibi.«
    »Tja, warum sollte er
     sie da mit hineinziehen?«, wiederholte sie seine Frage. »Salli
     könnte ihm zum Beispiel einen Zwanzig-Kilo-Rucksack in die
     verschneite Hochalm schleppen. So ein Bravourstück könnten zwar
     einige der Frauen hier im Tal zustande bringen, aber wie viele von denen würden
     das für einen von der Polizei gesuchten Flüchtling tun?«
    »Wenn ein Hofgasteiner
     ›Hochalm‹ sagt, meint er damit die Gadaunerer Hochalm, oder?
     Du vermutest den Blaulicht-Pauli also dort oben?«
    »Wie viel willst du
     wetten? Einer meiner Buben, der Hubsi, hat die beiden gestern am frühen
     Abend ins Angertal hineinfahren sehen. Er ist gerade aus dem letzten Bus,
     der zu uns herauffährt, an der Haltestelle ausgestiegen, da ist sie
     ganz knapp an ihm vorbeigebraust. Hubsi hat sie und ihren roten VW Polo im
     Licht der Straßenlaterne trotz Dämmerung erkannt. Er ist ein
     Autofreak und merkt sich unzählige Kennzeichen, außerdem hat
     Salli einen Ruf wie Donnerhall in Gastein – schon bei Halbwüchsigen.
     Und er hat noch etwas gesehen: einen schweren Rucksack und Tourenski im
     Kofferraum des Polo. Ich sag’s noch mal: jede Wette, dass Salli den
     Wagen im Parkhaus Angertal abgestellt hat und dann mit Tourenskiern,
     Kopflampenhelm und Rucksack zur Hochalm aufgebrochen ist.«
    »Und wohin in die
     Hochalm?«, fragte Feuersang, von Resis Selbstsicherheit mitgerissen.
    »Zur Wolkerl-Hütte,
     würde ich vermuten. Das ist eine Schutzhütte des Alpenvereins,
     und Pauli hat sicher einen Schlüssel. Wenn er nicht dort sein sollte,
     kannst du dir ein Jahr lang jeden Monat ein Kilo Butter bei uns am Hof
     abholen.«
    »Ein wirklich
     verlockendes Angebot. Da weiß ich echt nicht, ob ich hoffen soll,
     den Blaulicht-Pauli in der Wolkerl-Hütte zu finden.«
    Zum Abschied musste Feuersang
     der mitteilsamen Resi noch hoch und heilig versprechen, persönlich am
     Neuhuber-Hof vorbeizuschauen, ehe das Referat Leib und Leben Gastein
     wieder verließ.

 
    36
    AN DER BERGBAHN-TALSTATION
     Angertal trafen Max Haberstroh und die Gasteiner Gendarmen auf Xandl
     Vranek, den Firmeninhaber der »Vranek Erdbewegung«, der auch
     einen Wintersport-Equipment-Verleih betrieb. Zwei Ski-Doos standen schon
     bereit. Vranek hatte sie sofort nach Höllteufels Anruf mit dem
     Kleinlaster ins Angertal transportiert, um Zeit zu sparen.
    Der rote VW Polo von Salma
     Schleißheimer stand in der hintersten Ecke des zweiten Parkdecks,
     sodass sich die Vermutung Resi Neuhubers nun zur Wahrscheinlichkeit
     verdichtete.
    Den beiden Gendarmen war die
     Handhabung der motorisierten Kufengleiter mehr als geläufig. Nach
     einer knappen Stunde hatten die drei nach einer traumhaften Fahrt durch
     den verschneiten Karteisenforst die Waldgrenze erreicht und kurvten durch
     die letzten Kehren vor der Hochalm.
    Inspektor Josef Hofstätter
     pilotierte nicht nur den Ski-Doo souverän, sondern hatte sich zu
     Beginn der Fahrt auch schon als wichtige Informationsquelle für
     seinen Beifahrer Haberstroh erwiesen. Auf dessen Frage erklärte er
     ohne Wenn und Aber, dass ein konditionsstarker Tourengeher von ihrem
     Standort aus über zwei Routen ins Naßfeld gelangen könnte
     – auch bei den derzeitigen Witterungsbedingungen: entweder vom
     Angertal hinauf zur Miesbühelscharte und hinüber in die
     Bockartsee-Senke oder von der Gadaunerer Hochalm aus über Erzwies und
     Baukarlscharte ebenfalls zum Bockartsee.
    »Von dort gibt es bei
     diesem Wetter nur mehr eine Möglichkeit: durch den

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