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Dohlenflug

Dohlenflug

Titel: Dohlenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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heikle, ins Kriminelle hineingehende Angelegenheit bleiben natürlich
     nicht mehr viele übrig«, sagte sie schließlich sehr
     bestimmt. »Es macht nämlich durchaus einen Unterschied, ob man
     sich vom nimmermüden Pauli hie und da … äh, beglücken
     lässt, weil einem grad danach ist, oder ob man seinetwegen gleich die
     eigene Existenz aufs Spiel setzt.«
    »Aber warum sollte eine
     Bettgefährtin die eigene Existenz aufs Spiel setzen, wenn sie Paul
     Marageter Unterschlupf gewährt?«, gab sich Feuersang blauäugig.       
    »Glaubst du, ich bin
     deppert?«, entrüstete sich Resi Neuhuber. »Ich weiß
     doch, dass ihr Pauli im Visier habt. Wer sonst sollte der Mörder von
     Fredl gewesen sein? Es wurde immer schon gemunkelt, er sei der Vater von
     Chrissie, und wenn Fredl – was ich zwar nicht glauben kann, man aber
     jetzt allenthalben hört – auf kleine Mädchen stand, dann
     –«
    »Okay, Resi, ich sehe
     schon, du bist im Bilde, aber sei mir nicht bös, wenn ich aufs Tempo
     drücke, wir stehn nämlich mächtig unter Zeitdruck. Möglicherweise
     hängen weitere Menschenleben von deinen Infos ab. Wer also könnte
     Pauli Unterschlupf gewähren?«
    Dass ihr heimlicher Schwarm
     sie so brüsk unterbrach, schlug Resi Neuhuber doch ein wenig aufs Gemüt,
     und so ließ sie sich trotz nochmaliger Aufforderung mit der Antwort
     Zeit.
    »Hm, da wär zum
     einen Hildegard Taxbacher«, fuhr sie nach einer vielsagenden Pause
     schließlich fort, »die würde sich für Pauli sogar
     vierteilen lassen, ohne von ihm jemals eine Gegenleistung zu verlangen, außer
     natürlich, dass er es ihr dann und wann besorgt. Pauli schätzt
     diese Selbstlosigkeit bei Damen. Wenn sie ihm nicht den geringsten Druck
     machen, hält er ihnen sogar über Jahre hinweg die Treue –
     auf seine Schmetterlingsart natürlich. In Hildes Frühstückspension
     ist er schon des Öfteren tagelang abgetaucht. Hildes Mann, ein
     Ingenieur am Kraftwerks- und Straßenbau, schiebt einen Dekadendienst
     mit zehn Tagen Arbeit und vier Tagen Heimurlaub, und die beiden Töchter
     studieren in Salzburg und lassen sich nur manchmal am Wochenende zu Hause
     blicken.«
    »Also könnte Pauli
     bei dieser Hilde sein?«, drängte Feuersang. »Wo –«
    »Nein, da kann er
     diesmal eben nicht sein«, unterbrach ihn seine Informantin. »Hilde
     ist im Spital – eine Frauensache –, also kann sie ihm diesmal
     unmöglich helfen, was sie andernfalls sicher getan hätte.«
    »Und wer käme noch
     in Frage?«, fragte Feuersang nun wieder ganz beiläufig. Er
     wollte Resi Neuhuber nicht noch einmal darauf hinweisen, dass ihm Kollegin
     Kotek im Nacken und er selbst auf Nadeln saß.
    »Ich sehe da nur mehr
     Salli, die Mutter seiner Tochter Chrissie. Die Beziehung zwischen ihnen
     ist all die Jahre hindurch eigentlich nie ganz eingeschlafen, aber das dürfte
     euch ja nicht neu sein, oder?«
    Jetzt war es Feuersang, der
     nicht sofort antwortete. Die Aussage hatte ihn doch etwas überrumpelt.
     »Doch ja, das hat Salli Schleißheimer bei der Vernehmung am
     Posten auch gesagt«, beeilte er sich nach einer Gedenksekunde zu
     bestätigen, »obwohl wir eigentlich davon ausgegangen sind, dass
     Regenmandl der Platzhirsch ist.«
    »War er ja auch –
     soweit es ihre bürgerlichen Sehnsüchte betraf. Sie hätte
     ihn sogar geheiratet, wenn er gewollt hätte, aber er hat sich ja
     lieber an die reiche Edda Andrássy gehalten und Salli geraten,
     Fredl Schleißheimer zu nehmen, was sie, ohne mit der Wimper zu
     zucken, ja auch getan hat. Ihre kleine Hochzeitsfeier hat übrigens
     der Herr Direktor ausgerichtet.«
    »Und welche Rolle
     spielt für Salli nun Marageter?«, fragte Feuersang sichtlich
     ratlos.
    »Der Pauli ist immer
     der sentimentale Favorit im Hintergrund geblieben. Er und Salli gehen
     miteinander bergsteigen, klettern und jagen. Muss ich noch weiterreden?
     Salli ist und bleibt eine wilde Katze. Man sagt ihr sogar nach, dass sie
     das Blut von frisch erlegtem Wild trinkt und dabei einen Orgasmus hat.
     Wenn also irgendein Mannsbild zu ihr passt, dann der Pauli. Warum wohl war
     er der Einzige, von dem sie sich ein Kind hat machen lassen, obwohl sie
     angeblich schon mit dreizehn die Pille genommen hat, na?«
    »Gut und schön,
     aber Paul Marageter wird doch nicht im Haus der Schleißheimer
     unterkriechen – nicht bei derart aufmerksamen Nachbarn.«
    Resi Neuhuber gackerte vor
     Vergnügen. »Natürlich nicht! Muss er doch auch nicht.
    

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