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Dohlenflug

Dohlenflug

Titel: Dohlenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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Vorwurf. Ich wollte dir nur ersparen, noch einmal
     alles herunterzubeten, was du vor einer Viertelstunde mit Hans besprochen
     hast, der sich zwischenzeitlich schon wieder gemeldet hat. Apropos: Du
     hast ihm gegenüber so eine Andeutung gemacht, als wüsstest du,
     wo sich Marageter aufhält?«
    »Ich sagte, ich habe
     eine Idee. Von wissen kann keine Rede sein. Wir müssen morgen noch
     einmal Marageters Bergrettungskollegen und auch gewisse andere Leute dazu
     interviewen. Vielleicht können wir …«
    »Was ist? Warum
     sprichst du nicht weiter?«
    Kotek hatte die Tankpistole
     wieder eingehängt. Weil es doch empfindlich kalt war, hatte sie den
     Anorak aus dem Wagen nehmen wollen, um ihn auf dem Weg zur Kasse überzuziehen.
     Zufällig war ihr Blick dabei auf die Autos vor der äußeren
     Zapfsäulenreihe gefallen.
    »Das … das wirst
     du jetzt nicht für möglich halten: Aber vor mir ist eben ein
     dunkelblauer Range Rover weggefahren – in Richtung Gasteiner Tal.
     Ich habe das Nummernschild nicht mehr lesen können, weil ich zu
     überrascht war, aber ich bin mir fast sicher, dass es der Wagen von
     Regenmandl war. Ich bilde mir sogar ein, diesen Kratzer an der D-Säule
     gesehen zu haben.«
    Jacobi kam nicht mehr dazu,
     etwas zu erwidern, da seine Lebensgefährtin schon aufgelegt hatte.
     Drei, vier Stufen auf einmal nehmend sprang sie zum Buffet hinauf, in
     welchem sich auch die Kasse befand, und hielt der Kassiererin ihren
     Ausweis unter die Nase.
    »Gendarmerieoberleutnant
     Kotek! Ich verfolge einen flüchtigen Verbrecher und komme später
     zurück, um zu bezahlen. Meine Autonummer haben Sie?«
    Das Mädchen starrte sie
     mit offenem Mund an. Ob es die Nummer notierte, sah Kotek nicht mehr, sie
     saß bereits wieder hinter dem Lenkrad, knallte das Blaulicht auf das
     Wagendach und schoss davon.
    Noch ehe sie die Auffahrt zum
     Klammtunnel erreicht hatte, hatte sie die Gasteiner Kollegen
     benachrichtigt, und kaum war sie im Tunnel, trat sie das Gaspedal voll
     durch. Zwei vor ihr fahrende SUVs wichen diszipliniert zur Seite, einen
     Range Rover konnte sie allerdings nirgendwo erblicken.
    Auch als die Klamm längst
     hinter ihr lag und sie unter der Burg Klammstein hindurchgebraust war,
     zeigte sich vor ihr auf der kaum befahrenen Straße noch immer kein
     großer Geländewagen.
    Wenn sie auch das Potenzial
     des RS 4 nicht so ausschöpfen konnte wie Jacobi – erst recht
     nicht unter den gegebenen Verhältnissen –, so fuhr sie doch bis
     an die Grenze dessen, was sie gerade noch für vertretbar hielt.
     Umsonst!
    Spätestens nach der
     langen Geraden zwischen Dorfgastein und Harbach hätte sie Regenmandl
     eingeholt haben müssen. Aber weit und breit keine Spur von ihm.
     Entweder war er schon in Dorfgastein abgebogen, oder er hatte sich sonst
     wo in eine Seitenstraße verkrümelt.
    Ein Anruf bei den Kollegen in
     Hofgastein brachte dasselbe negative Ergebnis. Der diensthabende Beamte
     schloss sogar aus, dass der Range Rover weiter als bis zur Achenbrücke
     am Bahnhof gekommen sein könnte. Unmittelbar vor der Kreuzung habe nämlich
     der Frankenburger Bascht, ein ortsbekannter Sandler, mitten auf der Straße
     gelegen – sturzbetrunken und im Begriff einzuschlafen. Wäre
     Regenmandl in der letzten Minute hier vorbeigekommen, hätte er den
     Mann todsicher überfahren. Der Bascht weise aber außer einem
     Vollrausch, den er sich beim »Branntweiner« zugezogen hatte,
     und totalem Orientierungsverlust keine weiteren Beeinträchtigungen
     auf.
    »Sehr beruhigend«,
     ätzte Kotek, total frustriert über den Fehlschlag. Auf der Rückfahrt
     zur Tankstelle rief sie noch einmal Jacobi an.
    »Und?«, fragte er
     knapp.
    »Die volle Pleite!«,
     rief Kotek verzweifelt. »Er ist mir entwischt. Entweder ist er
     irgendwo abgebogen, oder er war’s gar nicht. Dann könnte der
     Fahrer auch in Richtung Zell am See gefahren sein.«
    »Könnte er.«
     Wenn Jacobi so wortkarg wurde, bedeutete das meist, dass er anderer
     Meinung war.
    »Also, du Oberguru,
     dann sag mir eben, wie du die Sache siehst.« Kotek war müde und
     wurde ungeduldig.
    »Noch genau so wie
     gestern«, begann Jacobi, ohne auf den Fahrer des Range Rovers
     einzugehen. »Der Mörder versteht was vom Töten und braucht
     dringend Geld. Würde er sich sonst auf eine so blutige Jagd nach
     einem Schatz einlassen, dessen Existenz nicht einmal gewährleistet
     ist?«
    »Also fällt für
     dich Regenmandl weg – auch als Fahrer des

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