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Doktor auf Abwegen

Doktor auf Abwegen

Titel: Doktor auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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wollten.»
    «Ach so, diese Art Film. Hoffentlich findet keine Razzia statt», sagte der Dean erbost. «St.-Swithin ist an diesem einen Tag schon genug mit Schande überhäuft worden.»
    «Dean, du gehst mir langsam auf die Nerven. Die Erfahrung von heute vormittag war die demütigendste meines Lebens.»
    «Ich bin, ehrlich gestanden, leicht verstört über den Umstand, daß ein Kollege vom St.-Swithin arretiert wurde, weil er einen Polizisten geschlagen hat. Darf ich in aller Freundschaft offen meine Meinung sagen?»
    «Gewiß. Die zivilisierteste Weise, Beleidigungen anzubringen.»
    «Zum Glück fuhren die meisten Fachärzte des St.-Swithin diese Episode auf deine verhältnismäßig harmlose Exzentrizität zurück, die wir nun schon seit Jahren erdulden müssen. Ich hoffe in deinem Interesse aufrichtig, daß der Allgemeine Ärzterat derselben Ansicht ist. Dem werden selbstverständlich die gerichtlichen Verurteilungen sämtlicher Mediziner automatisch zugeleitet.»
    «Sollten wir nicht lieber hier wenden, wenn wir zum St.-Swithin wollen und nicht zum Zoo?»
    «Ach ja, stimmt. Chauffeur, diese Richtung bitte», ordnete der Dean an. «Riesig gefällig von Hamilton Tosker, uns einen Fahrer beizustellen, nicht wahr? So kann man ein Dinner genießen, ohne zu fürchten, in ein Teströhrchen der Polizei blasen zu müssen.» Er lachte. «Dich allerdings, Lancelot, als eingefleischten Kriminellen, wird das nicht aus der Fassung bringen.»
    Sir Lancelot knurrte.
    «Aber einen Gutpunkt zumindest kann das Hospital heute buchen», fuhr der Dean munter fort. «Das Kollegium der Therapeuten hat beschlossen, die James-Lind-Medaille einem St.-Swithin-Mann zu verleihen. Eine große Ehre für uns. Das einzige Malheur ist, daß ich ihn nicht auftreiben kann. Das alles geht in großer Heimlichkeit vor sich», fugte er warnend hinzu.
    «Diese Art von Medizin liegt kaum auf meiner Linie. Ich hab heute vormittag in das Heilige Grab hineingeschaut, um nachzusehen, ob mein OP voranschreitet — wenn wir Glück haben, kann der Betrieb in etwa zehn Tagen wiederaufgenommen werden. Ich sah dich mit Tosker aus der Entfernung.»
    «Ich war bei ihm, als ihm die großartige Idee kam», sagte der Dean stolz. «Ist es nicht erstaunlich, wie er Entscheidungen, bei denen es um Millionen Pfund geht, so leicht trifft, wie wenn wir uns entschließen würden, einen Brief einschreiben zu lassen? Er versteht sich darauf, Aufsehen zu machen. Riesenschlagzeilen auf den Titelseiten der Abendblätter und der halbe Nachrichtendienst im Fernsehen sind ihm gewidmet...Hamilton mag einem ja wie ein Unterhemd aus Schmirgelpapier Vorkommen, aber er weiß großzügige und impulsive Gesten zu setzen.»
    «Bei keinem dieser beiden Adjektiva bin ich so ganz sicher.» Sir Lancelot strich sich den Bart. «Vor dem Dinner bin ich auf einen schnellen Drink in den Club eingekehrt und lief Charles vom Ministerium über den Weg. Tosker hat diese Idee von einem Luxushospital für Arbeiter schon seit Monaten im Kopf. Er hat auch schon den Baugrund in Spratt’s Bottom.»
    «Ausgeschlossen», sagte der Dean.
    «Er kaufte den Golfplatz.»
    Der Dean pfiff durch die Zähne. «Er ist so gerissen wie ein Kakadu in einem Kornfeld», sagte er, in das Idiom seines Lehrmeisters verfallend. «Ein Kerl, der imstand ist, beim Münzenwerfen eine Münze mit drei Köpfen zu verwenden.»
    «Toskers kleiner Plan ist, beim Bau von einhundert solchen Hospitälern für den Volksgesundheitsdienst einen fetten Profit einzustecken.»
    «Und was meint das Ministerium dazu?»
    «Nach Charles’ Aussage sind sie dort in arger Bedrängnis. Es wäre ein Verrat am großen Ideal Bevans, dem freien Gesundheitsdienst, der fast ausschließlich von Steuergeldern bestritten wird. Andererseits hätte Nye Bevan bestimmt seine Vision auf den neuesten Stand gebracht -lange bevor dies jemand anderem eingefallen wäre —, nämlich einen
    Gesundheitsdienst auf Beteiligungsbasis. Eine Beteiligung verschiedener Körperschaften, die ein Interesse an der Volksgesundheit haben, verstehst du. Die Regierung, die Gewerkschaften, der Britische Industriellenbund, die Versicherungsgesellschaften, philanthropische Vereine, die pharmazeutische Industrie und so weiter. Und natürlich auch wir. Sonst wird das Geld nicht reichen, wie ich bereits am vergangenen Samstag vormittag erwähnt habe.»
    «Toskers Idee könnte eine Hintertür für die Regierung offenlassen, sich mit diesem Problem zu befassen?»
    «Stimmt. Keine Regierung würde

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