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Doktor im Glück

Doktor im Glück

Titel: Doktor im Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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den Kessel für eure Wärmflaschen aufsetzen. Nach solchen Aufregungen wollt ihr beide sicher früh zu Bett gehen.»
    Wenn ich schon nicht scharf drauf gewesen war, Avril zu heiraten, so hätte ich doch noch lieber sämtliche Giftfläschchen der Hausapotheke heruntergeschluckt, bevor ich Petunia ehelichte. Sie war gewiß eine recht angenehme Begleiterin, wenn man sich eine Nacht um die Ohren schlagen wollte. Aber man kann nicht eine Frau zur lebenslänglichen Partnerin machen, die mit Kaviar dirigiert.
    «Sie haben Ihr Süppchen gar nicht gegessen, Gaston», sagte Mama Wattle beim Nachtmahl.
    «Danke, bin leider nicht hungrig.»
    «Ach, was für ein wundervolles Ding doch die Liebe ist!»
    Angesichts der Schweinssülze hob sich mir fast der Magen.
    Den ganzen übrigen Abend wetzte ich unruhig hin und her, was die idiotischen Wattles natürlich der Leidenschaft zuschrieben, oder der Erwartung kommender Freuden. Und was das Schlimmste war — das Trauma der vergangenen zwei Tage schien mein Gehirn mit Paralyse geschlagen zu haben. Nichts, was ich bis zehn Uhr zu ersinnen vermochte, verhinderte, daß Petunia und ich abermals in meinem Schlafzimmer landeten.
    «Endlich allein!» hauchte Petunia.
    «Ja, aber nur für ein paar Augenblicke», sagte ich rundweg. «Sobald sich die Wattles niedergelegt haben, sause ich wieder in die Nacht ab.»
    «Aber, Gaston! Du wirst doch nicht dein Weib allein lassen?»
    «Du Dickschädel! Du bist nicht mein Weib — nur auf dem Programm. Nimm ein für allemal zur Kenntnis, daß ich nicht bei dir bleiben werde.»
    «Wie ehrenhaft du bist!» sagte sie hingerissen. «Wie durch und durch edel! So anders als alle andern!»
    Die Grimsdykes halten natürlich was auf ihre Ehre. Aber ich muß gestehen, ich hätte gegen dasselbe Arrangement nichts einzuwenden gehabt, wären wir in einem Hotel in Brighton gewesen statt im Gastzimmer der Wattles. Unter den obwaltenden Umständen gab es für mich nichts anderes als abermals Clem's Kaff.
    «Wir können morgen heiraten, wenn du willst», sagte sie und begann den Zippverschluß ihres Kleides aufzureißen. «Eine Freundin von mir hat seinerzeit spielend leicht eine Sonderlizenz erwirkt.»
    «Petunia! Kannst du nicht verstehen —»
    «Ich verstehe alles, Liebling. Du bist ein geradezu vorbildlicher Ehrenmann, und ich werde dich im Laufe der Jahre mehr und mehr ins Herz schließen.»
    Zwanzig Minuten später saß ich von neuem bei einer von Clems Teetassen. Ich erwachte am nächsten Morgen um halb sechs Uhr früh so zerschlagen und krank von meiner neuerlichen Aussetzung, daß ich Petunia fast auf der Stelle geheiratet hätte, um endlich zu einer bequemen Nachtruhe in meinem eigenen Bett zu kommen. Mit einem schauerlich schmerzenden Schädel und von Frostschauern geschüttelt, kam ich nach Hause, wo ich Dr. Wattle im Vorraum antraf.
    «Komme gerade vom Podagra des Bürgermeisters», begrüßte er mich. «Wußte gar nicht, daß auch Sie weggerufen wurden. Habe wohl das Telephon überhört.»
    «Es war jemand mit Anfällen. Schwierige Diagnose. Hat schrecklich lang gedauert.»
    «Sie sehen aber nicht übermäßig frisch aus, mein Junge. Fühlen Sie sich auch ganz wohl?»
    «Die Nachtluft war ein bißchen kühl.»
    «Ich glaube, ich sollte Ihre Temperatur messen.»
    Als er das Thermometer aus meinem Mund zog, fragte er: «Haben Sie je Mumps gehabt? Nein? Nun, dann haben Sie ihn, fürchte ich, jetzt erwischt.»
    «Mumps!» schrie ich. «Aber — aber das bedeutet ja Isolierung!»
    «Leider ja. Sie müssen in Ihrem Zimmer bleiben. Ihre Frau hat ihn auch noch nicht gehabt? Dann sollten Sie lieber allein bleiben. Ich werde hinaufgehen und die traurige Nachricht überbringen. Sie sollten lieber nicht das arme Kind anhauchen.»
    «Petunia hat einen rechten Schrecken bekommen», teilte mir Dr. Wattle mit, als er, leicht erstaunt, zurückkam. «Sie schien über die hormonalen Komplikationen ganz außer sich zu sein. Ich sagte ihr, daß diese verhältnismäßig selten einträten, aber sie ist noch immer schrecklich aufgeregt. Sie behauptet in einem fort, sie würden ihre Karriere ruinieren. Hätte nicht gedacht, daß dies bei einer Krankenschwester von so ausschlaggebender Bedeutung ist. Nun, mich geht es jedenfalls nichts an. Wir werden Ihnen im Mansardenzimmer ein Bett aufschlagen.»
    Ich schlief vierundzwanzig Stunden lang, was Dr. Wattle später veranlaßte, eine Zuschrift an das British Medical Journal unter dem Titel «Ungewöhnlicher Stupor bei epidemischer

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