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Doktor im Glück

Doktor im Glück

Titel: Doktor im Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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ich nicht den Wunsch habe, meine Familie im ganzen Spital bloßzustellen. Es ist schon schlimm genug, daß du stets verschwindest, wenn Hunderennen angesagt sind, aber deine üble Angewohnheit, untergeordnete Arbeiten anzunehmen —»
    «Mein lieber Junge, ich tu das nicht zum Spaß, das versichere ich dir. Übrigens ist dein Alter dran schuld, mit seiner Knausrigkeit. Glaubst du jetzt noch immer, daß mir Arbeit in jeglicher Form verhaßt ist?»
    Zu jener Zeit trachtete ich meine darniederliegenden Finanzen mit Gelegenheitsarbeiten wie Geschirrwaschen in West-End-Restaurants und Barkeepen in East-End-Kneipen auf die Beine zu bringen und hatte soeben eine ganz lukrative, wenn auch zeitlich streng begrenzte Amtsperiode als Weihnachtsmann in einem Warenhaus der Oxford Street hinter mir.
    «Drum dreht sich's nicht. Mr. Sharper glaubte dich letzthin mit Bestimmtheit erkannt zu haben. Er war heute morgen deswegen sehr ungehalten mir gegenüber.»
    «Oh, wirklich? Haben seine scharfen Chirurgenaugen also doch meinen Bart durchdrungen. Aber ich möchte wetten, er regte sich nur deshalb so auf, weil ich seinen ekligen Kindern einredete, sie sollten sich eine komplette Garnitur einer elektrischen Eisenbahn und zwei Triebwagen wünschen.»
    «Du solltest nicht so leichtfertig darüber reden, Gaston!»
    «Nun, sprechen wir ein andermal davon. Muß jetzt leider weg. Sonst komm ich zu spät zur Arbeit.»
    Ein paar Tage nach dieser Auseinandersetzung lernte ich zufälligerweise Connie kennen.
    Alle Medizinstudenten träumen davon, einmal Zeuge eines ausgiebigen Autosalats zu werden und dann die Szene zu betreten, um die von Panik erfaßten Zuschauer mit den magischen Worten «Ich bin Arzt» zu beruhigen. Dreimal habe ich in dieser Rolle agiert. Beim erstenmal forderte mich der Polizist auf, zu Muttern heimzukehren. Beim zweitenmal entriß ich einem täppischen Alten eine Aderpresse und entdeckte dann, daß er Professor der Chirurgie am St.-Asaph-Spital war. Wenn mir jetzt dergleichen passiert, marschiere ich prompt in die entgegengesetzte Richtung und überlasse den Fall den Leuten von der Ambulanz, eingedenk der Worte Sir Lancelot Spratts bei seiner Vorlesung über Wiederbelebungsversuche: «Wenn ich mich aus Verzweiflung in die Themse stürze, meine Damen und Herren, dann hoffe ich, daß ein aufgeweckter Pfadfinder die künstliche Atmung bei mir vornimmt, und nicht so ein ältlicher praktischer Arzt, der bald mehr nach Luft schnappt als ich.» Aber wenn man jung ist, denkt man nicht an solche Dinge. Sobald ich beim drittenmal das Kreischen der Bremsen und das Klirren von Glas vernahm, drang ich bis zur Mitte des Sloane Square vor und übernahm die ärztliche Hilfeleistung.
    Ein weiterer Bestandteil dieses Medizinertraums ist, daß die verletzte Person weder ein armes Kindchen noch eine liebe alte Dame, sondern ein bildhübsches Mädel mit einem Nervenschock ist. Und genau dies fand ich damals vor. Ich hob sie in ein Taxi und fuhr mit ihr beim Eingang zur Unfallabteilung des St. Swithin vor, wo Miles sie röntgte, eine Collessche Fraktur diagnostizierte und einen Aufnahmeschein für seine Station ausschrieb.
    «Ein entzückendes Mädel, nebstbei», bemerkte ich, als Connie weggerollt wurde.
    «Danke, Gaston, für das Assistieren beim Röntgen.»
    «Aber bitte, bin stets gern behilflich. Könnte später einen Sprung zu ihr hinauf machen. Es wird uns doch fortwährend eingeschärft, wie wichtig es ist, einen Fall zu verfolgen.»
    «Mr. Sharper erlaubt leider nur den eigenen Studenten den Zutritt zu seinen Sälen.»
    «Aber geh. Kannst du nicht einmal fünf gerade sein lassen?»
    «Dies widerspricht sowohl meinen Prinzipien wie den Regeln der Mathematik», erwiderte Miles.
    Trotzdem ging ich am nächsten Morgen, mit einem Strauß Rosen bewaffnet, hinauf.
    «Wie himmlisch!» rief Connie, die trotz Pflaster und Verbänden reizend aussah. «Und Ihr Assistent hat mir eben Mimosen gebracht.»
    «Mein Assistent?»
    «Der Arzt, der Ihnen beim Röntgen half.»
    «Ach ja. Ganz brauchbarer Junge.»
    Da in modernen Spitälern etwa fünf Ärzte auf einen Patienten kommen, ist es verzeihlich, wenn diese die Ränge durcheinanderbringen. Ich kann mich an eine schreckliche Szene erinnern, als Sir Lancelot Spratt in seinem weißen Mantel einmal für den Spitalsfriseur angesehen wurde.
    «Heute nachmittag kommen Sie von hier weg», fuhr ich fort; ich wollte mich nicht mit langen Erklärungen aufhalten. «Möchten Sie einmal, sobald die Zeit alle Ihre

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