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Doktor im Glück

Doktor im Glück

Titel: Doktor im Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Medizin aufzugeben. Jedenfalls für die Ärzte sicher, meine ich.»
    «Weißt du, was ich denke?» Connie ließ sich auf dem Stuhl neben mir nieder. «Hör zu, Gaston — ich kannte eine Menge Schriftsteller und Künstler, besonders in der Zeit, bevor ich Miles kennenlernte. Ich bin wohl den meisten von denen über den Weg gelaufen, die sich jetzt in London einen Namen gemacht haben. Ich hab ihre Socken geflickt und ihnen mehr als einmal etwas zu essen gegeben. Und ich kann dir eines versichern: wenn du ehrlich Bücher schreiben oder Bilder malen willst, dann wird dich eine solche Kleinigkeit wie ein knurrender Magen nicht davon abhalten.»
    «Famos verständig von dir, Connie.»
    Das war das erste wirklich ermunternde Wort, das mir — von Carboy und Plover zu schweigen — zuteil wurde.
    «Jedenfalls», schloß sie, «wenn du dich nicht zum Arzt eignest, eignest du dich eben nicht. Und es erscheint mir besser, sich das jetzt zu sagen, als es herauszufinden, nachdem man ein paar Dutzend Leute um die Ecke gebracht hat.»
    Miles kehrte zurück.
    «Es war Sir Lancelot Spratt», verkündete er. «Er möchte dich so bald als möglich in seinem Operationssaal im St. Swithin sprechen.»
    Ich war froh, wegzukommen, denn sowohl Miles wie ich waren von unserem Gespräch etwas hergenommen. Aber ich schlängelte mich einigermaßen beunruhigt ob Sir Lancelots Aufforderung durch den Londoner Verkehr. Ich vermutete, daß er Miles' Standpunkt teilte und mich verstoßen würde, weil ich in derselben Zeitungsspalte wie die arme Petunia genannt war und dadurch Schande über das Spital gebracht hatte. Es hatte mir großen Spaß bereitet, meinem Cousin ins Gesicht zu sagen, was für eine aufgeblasene Eiterbeule er in Wahrheit war — seit er mir in den Schultagen meine eigenen Pfannkuchen konfisziert hatte, wollt ich es ihm an den Kopf werfen —, aber es wäre ja wirklich niederträchtig, wenn die guten Alten im St. Swithin meine Kameradschaft mit Petunia zum Vorwand nähmen, seine Hoffnungen auf eine Beförderung zunichte zu machen. Ich faßte den Entschluß, den Schaden soweit als möglich zu reparieren. Seine Bemerkungen über meine literarischen Bemühungen waren ja recht verletzend gewesen, das mußte ich schon sagen, aber in unserem Lande hält man Autoren unter allen Umständen für eine eher unproduktive Klasse.
    Seit Monaten war ich nicht mehr im St. Swithin gewesen, und es machte mir Vergnügen, wieder einmal durch das alte Tor zu schlendern und mit Harry, dem Portier, die Aussichten des Good-Wood-Rennens abzuwägen. Ich nahm den Lift, um in Sir Lancelots Operationssaal zu gelangen, wobei mir auffiel, wie schrecklich jung die Studenten wurden, und wartete recht nervös im Ärztezimmer, während er letzte Hand an eine Magenoperation legte.
    «Schön, Mr. Hatrick, flicken Sie ihn zusammen und geben Sie auf dieses zerfranste Stück Bauchfell acht», hörte ich ihn donnern. «Schwester! Meinen Vormittagstee und zwei Stück Diätzwieback, bitte. Ah, da sind Sie ja, Grimsdyke.»
    Er erschien in einem knallblauen Pyjama, den er, zwecks Betonung seiner Persönlichkeit, unter dem Operationskittel zu tragen pflegte.
    «Unser Patient aus Long Wotton scheint sich zufriedenstellend, um nicht zu sagen auffallend zu erholen», begann er.
    «Scheint wirklich so, Sir.»
    «Aber ich will mit Ihnen über eine andere Angelegenheit sprechen.»
    «Ach ja, Sir.»
    Ich bekreuzigte mich im Geiste. Zumindest konnte er mir nichts handliches Dreckiges an den Kopf werfen, wie er es seinerzeit im Operationssaal zu tun pflegte.
    Sir Lancelot löste seine Gesichtsmaske.
    «Sie sind doch mit dieser jungen Dame bekannt, dieser Miss Melody Madder?»
    «Sie meinen die Schauspielerin Miss Melody Madder, Sir?»
    «Natürlich. Ihr Cousin hat mich gestern im Parthenon angestrudelt, um irgendeine zurechtgestutzte Geschichte zu seiner Verteidigung vorzubringen. Soviel ich verstanden habe, ist irgend etwas in der Zeitung gestanden. Ich lese selbstverständlich nur die Times.»
    «Ich — äh — kenne sie kaum, Sir. Stehe bloß auf Grüßfuß mit ihr.»
    «Oh.»
    «Bin ihr nur zufällig einmal in der Menge begegnet.»
    «Ach so.»
    «Gar nicht mein Typ, Sir. Behagt mir nicht sehr, mit solchen Personen zu verkehren. Trachte ihnen immer aus dem Weg zu gehen, Sir.»
    «Soso.»
    «Ich kann Ihnen faktisch und auf Ehre versichern, Sir, daß sie keine blasse Ahnung hat, wer ich bin.»
    «Dies ist eine große Enttäuschung für mich. Ich habe nämlich den ganz speziellen

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