Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Doktor im Glück

Doktor im Glück

Titel: Doktor im Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
Vom Netzwerk:
Studio besuchen. Könnten Sie vielleicht, wenn Sie noch einen Augenblick Zeit haben, so nett sein und mir im Laden um die Ecke einen großen Sack Aschantinüsse kaufen?»
    Dieses Gespräch fand an einem jener Morgen statt, wo man von Flanellhosen in ländlichem Grün, schläfrigen kleinen Booten an der Themse, Erdbeeren mit Schlagsahne im Garten und all den anderen lieblichen Sommerfreuden träumt, die einen vergessen lassen, wie unwohnlich das Land im Winter meistens ist. Ich wohnte noch immer bei den Nutbeams in ihrem Haus in Belgravia; am vergangenen Abend hatte ich Petunia telephonisch von Sir Lancelots Versammlung erzählt.
    «Komm mich morgen im Studio besuchen», hatte sie mich aufgefordert. «Und, Darling, du unternimmst doch etwas bezüglich Jimmy Hosegoods?»
    Ich verschwieg, daß ich bezüglich Jimmy Hosegoods nichts unternehmen wollte, kam mir freilich dabei recht gemein vor — wie wenn Sankt Georg behauptet hätte, der böse Drache sei ausschließlich Sache des Straßendienstes.
    «Er ist in letzter Zeit noch dazu so eigentümlich», fuhr Petunia fort. «Seit du ihm diese Diät verschrieben hast.»
    «Inwiefern eigentümlich?»
    «Wie ein Tausendfüßler mit Hühneraugen. Ständig trübsinnig und verstimmt, jeden Menschen will er gleich auffressen, sogar Sir Theodore.»
    «Plötzliche Herabsetzung des Blutzuckers bewirkt gelegentlich, daß Leute reizbar werden. Sankt Franziskus muß absolut unerträglich gewesen sein, bevor er richtig in Schwung kam.»
    «Er macht sogar Faxen, mit weiterem Geld für meinen Film herauszurücken. Adam Stringfellow ist schrecklich aufgeregt. Von Mama ganz zu schweigen.»
    «Vielleicht könnte ich ihm eine Gegentherapie verschreiben», schlug ich vor. «Auf Wiedersehen beim Lunch.»
    Ich war ebenso neugierig wie der alte Nutbeam, das Treiben in einem Filmstudio zu belauschen, jedoch recht enttäuscht, als ich entdeckte, daß die mitten in Sussex errichteten Bauten einem städtischen Sanatorium zum Verwechseln ähnlich sahen. Sogar drinnen erstreckten sich die gleichen langen Betonkorridore, in denen man förmlich die Antiseptika zu riechen vermeinte; der einzige Unterschied bestand nur darin, daß es hier keine Fenster gab und alle Leute entweder als römische Soldaten oder Hawaii-Mädchen verkleidet gingen. Da niemand von mir Notiz nahm und auf allen Türen «Eintritt verboten» zu lesen war, blieb ich zögernd stehen. Plötzlich erschien Petunia in einem Abendkleid, das ihre Beckenpartie zur angenehmsten Geltung brachte.
    «Gaston, Darling! Wartest du schon lang? Ich bin ja in so einer
    Hetzjagd! Gehen wir in die Kantine hinunter, ich hab nur zwanzig Minuten Zeit bis zu meinem nächsten Auftritt.»
    «Geht's in Ordnung mit dem Jux im St. Swithin?» fragte ich, nachdem ich sie auf das wärmste begrüßt hatte.
    «Oh, der. Ja, die Publicity-Abteilung hat's bewilligt. Aber was ist mit Jimmy, Gaston? Ich weiß mir nicht mehr zu raten und zu helfen — wirklich.»
    «Wie sieht er denn aus?» fragte ich.
    «Du kannst dich gleich selber davon überzeugen. Er sitzt mit Mama in der Kantine.»
    Die Kantine des Studios sah wie jede andere Werksküche aus, allerdings wie eine, in der ein Maskenball stattfindet. In einer Ecke saßen Petunias Mama und Hosegood. Bei meinem Erscheinen hellte sich seine Miene etwas auf und er rief: «Doktor! Merken Sie nicht einen Unterschied an mir?»
    «Grad fragte ich mich, wer denn dieser magere Junge sei», erwiderte ich, obwohl er unverändert war und nur aussah wie ein Hund, dem man einen Knochen weggenommen hat.
    «Brötchen, Sir?» fragte die Kellnerin.
    «Weg damit!»
    Hosegood wich zurück, als hätte man ihm einen Korb voll Schlangen angeboten, und bestellte mageres Fleisch — Huhn, Wild, Kaninchen —, das ohne jegliche Zutaten von Mehl, Bröseln oder dicken Saucen zubereitet war.
    «Sie sehen, Doktor — ich halte mich eisern an Ihre Diät.»
    «Ich habe heute den weiten Weg nicht deshalb zurückgelegt, um mir ständig von Ihrer Diät erzählen zu lasen», unterbrach ihn Mama, indem sie mir einen eisigen Blick zuwarf. «Noch habe ich erwartet, meine Angelegenheiten vor Fremden besprechen zu müssen. Ich möchte klipp und klar wissen, warum Sie sich weigern, weiteres Geld für Melodys Film herzugeben.»
    «Muß noch darüber nachdenken», brummte Hosegood mürrisch. «Geld ist eine ernste Sache.»
    «Als leitender Direktor der Melody Madder GmbH fordere ich eine bessere Erklärung.»
    «Sehen Sie, Mrs. Bancroft — sobald Melody und ich ein

Weitere Kostenlose Bücher