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Doktor im Glück

Doktor im Glück

Titel: Doktor im Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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heiraten und mich häuslich niederzulassen.»
    «Aber doch nicht die Frau mit dem am häufigsten abgebildeten Oberkörper Großbritanniens.»
    «Aber, Miles», unterbrach Connie, die irgendwo im Hintergrund Staub wischte, «kein Mensch glaubt doch das, was in den Zeitungen steht.»
    «Misch dich gefälligst nicht in unsere Auseinandersetzung. Abgesehen davon, daß die Leute weit davon entfernt sind, so etwas zu vergessen, war ich gestern abend im Klub die Zielscheibe äußerst peinlicher und unzüchtiger Witze. Da du meinen Namen mit voller Absicht in den weitesten Kreisen ausposaunt hast —»
    «Ich? Ich hab nirgendwo jemandes Namen ausposaunt.» Ich warf abermals einen Blick in die Zeitung und bemerkte eine Notiz über meinen Cousin, den brillanten Chirurgen der Harley Street. «Na, du weißt ja, wie die Reporter darauf aus sind, eine Story auszuschmücken. Das ist wahrscheinlich dieser Blondine im Hotel zu verdanken. Ich hätte ja draufkommen können, daß sie Journalistin war, aber ich dachte bloß, daß sie sich ihre Neugier ein paar Drinks kosten ließ. Kann ich vielleicht dieses Stück Toast haben?»
    «Das ist zufälligerweise mein Frühstück.»
    «Oh, entschuldige.»
    «Und was soll dieser Unsinn, daß du ein Buch schreibst?» führte Miles das Gespräch weiter.
    «Was, das steht auch drin? Nun ja, ich hab das Manuskript eben an Carboy und Plover abgeschickt. Eine verdammt gute Vorpropaganda ist das, möchte ich meinen.»
    «Darf ich dich daran erinnern, daß du nicht dazu ausgebildet wurdest, abstoßende Groschenromane zusammenzuschmieren? Höchste Zeit, daß du endlich einmal dein Scherflein zum Fortschritt der Medizin beiträgst.»
    «Mein bester Beitrag zum Fortschritt der Medizin bestünde darin, sie aufzugeben, alter Junge.»
    «Von deiner Verpflichtung der leidenden Menschheit gegenüber ganz zu schweigen.»
    «Die leidende Menschheit ist dermaßen mit Ärzten gesegnet, daß stets einige von den armen Kerlen die Arbeitslosenunterstützung beziehen müssen», erwiderte ich. «Und die meisten davon sind wahrscheinlich besser als ich. Hör mal zu.» Langsam erbitterte mich mein vertrottelter Cousin. «Mag ja sein, daß ich nicht     Frieden» geschrieben habe, aber ich bin trotzdem recht stolz auf meine bescheidenen literarischen Anstrengungen. Und ich werd's nicht zulassen, daß Leute, die nie im Leben andres geschrieben haben als die Rechnungsberichte für die Schulzeitung — und die waren, sofern mein Gedächtnis mich nicht trügt, miserabel —, drüber die Nase rümpfen.»
    «Du hast natürlich meine Chancen im St. Swithin vollends zunichte gemacht», fuhr Miles fort, mich mit einem eisigen Blick messend. «Das Unglück will es, daß das Komitee sich augenblicklich in einer äußerst heiklen Lage befindet. Barefoot hat von der Kerrow-Stiftung eine große Zuwendung erhalten, die er der chirurgischen Forschung widmen will, wenn er den Posten erhält. Wie du weißt, kämmt Sir Lancelot ganz London durch, um einen Fonds für denselben Zweck aufzutreiben. Nun bietet die Möglichkeit, daß ich mit einer Frau verschwägert werde, deren Busen von jeder freien Wandfläche des Landes ins Auge springt, Sir Lancelot und jedem anderen meiner Opponenten eine Handhabe, meine Chancen zu vereiteln.»
    Ich langte nach einer seiner Zigaretten, die er mir reichte.
    «Miles», sagte ich, «ich kriege langsam deine ekligen Hintertreppengeplänkel im St. Swithin satt. Du bist ein selbstsüchtiger und eingebildeter Klotz, der von jedermann ringsum erwartet, daß er seine Arbeit aufgibt, um dir zu dem zu verhelfen, was du dir wünschst. In der Schule hast du's vorm Marmeladeschrank nicht anders gehalten.»
    «Wie kannst du es wagen!» rief Miles. «Verdammt!» fügte er hinzu, als das Telephon im Vorraum klingelte.
    «Tut mir leid, Mädchen», sagte ich zu Connie, als er hinausging. «Fürchte, ich bin deinem Alten gegenüber etwas ausfallend gewesen.»
    «Aber ich finde, du hast recht.» Sie legte den Staubwedel nieder. «Vollkommen recht. Mir ist der Gedanke verhaßt, daß Miles durch etwas anderes als durch seine eigenen Verdienste weiterkommen sollte.» *
    «Und das sind recht ansehnliche Verdienste — ich bin der erste, der das zugibt.» Ich warf nochmals einen Blick in die Zeitung. «Ich glaub, seine Bemerkung über den Roman war's, die mein Blut so zum Kochen brachte», entschuldigte ich mich. «Aber er hat ja wahrscheinlich recht. Es ist eine Dummheit von mir, einen so netten und sicheren Beruf wie die

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