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Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Titel: Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesboe
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bibbernd.
    »Bulle kriegt kein Taschengeld, Mama«, sagte Eva und beeilte sich, den letzten Erdnussflip in den Mund zu schieben.
    Um den Tisch in Gregors Wohnzimmer saßen Bulle, Doktor Proktor und Gregor und sahen Lise gespannt an. Sie sahen sie so gespannt an, weil Lise soeben gesagt hatte: »Ich weiß jetzt, wie die Leute hypnotisiert werden!«
    »Sie wollten doch wissen, was alle, die nicht hypnotisiert worden sind, gemeinsam haben?«
    »Ja«, sagte Doktor Proktor. »Dann können wir vielleicht herausfinden, wie das vor sich geht.«
    »Es war die ganze Zeit da«, sagte Lise. »Direkt vor unseren Augen. Wir haben nur nicht richtig hingeguckt. Zufälligerweise und glücklicherweise.«
    »Wovon redet sie?«, flüsterte Gregor Doktor Proktor zu.
    »Pssst!«, sagte Doktor Proktor.
    »Aber alle anderen haben hingeguckt«, fuhr Lise fort. »Mama und Papa. Bulles Mutter und seine Schwester. Beatrize, Trym und Truls. Alle Norweger im ganzen Land!«
    »Ja klar, völlig einleuchtend!«, rief Bulle und schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn.
    »Eureka!« Doktor Proktors Züge erhellten sich. »Das haben wir gemeinsam! Wir haben nicht zugeguckt!«
    »Wo zugeguckt?«, rief Gregor ungeduldig.
    Lise und Bulle und Doktor Proktor antworteten im Chor.
    »Bei Kon-CHOR-renz!«
    »Ich habe nicht zugeguckt, weil ich lieber meine Hausaufgaben gemacht habe und früh schlafen gegangen bin«, sagte Lise.
    »Ich habe nicht zugeguckt, weil ich lieber was über grässliche Tiere lese und Schattentheater spiele«, sagte Bulle.
    »Und ich habe nicht zugeguckt, weil meine Antenne nicht funktioniert«, sagte Doktor Proktor.
    »Und Sie, Gregor«, sagte Lise, »haben nicht zugeguckt, weil Sie keinen Fernseher haben.«
    Im Fernsehen war Tenoresen bei der sechsten Strophe von Norwegen in Rot, Weiß, Blau angelangt, als bei Lises Eltern eine Scheibe klirrte.
    Der Kommandantenpapa starrte verdutzt auf die Glasscherben, den zerdepperten Blumentopf und den Schneeball, der auf dem Boden vor seinem Ohrensessel lag. Erst verschwand Lise und jetzt so etwas!
    »Mein Gott, was war denn das?«, sagte die Kommandantenmama.
    Da ertönte draußen auf der Straße eine Stimme. »Schicken Sie Piesel-Lise zu uns raus!«
    Der Kommandantenpapa trat ans Fenster.
    »Was sind das für Pöbeleien?«, bollerte er. »Was ist mit meiner Tochter?«
    »Sie kann wahnsinnig gut bjuchstabieren!«
    »Natürlich kann sie wahnsinnig gut bjuchstabieren! Und jetzt komm ich raus und zeig euch, wie wahnsinnig gut ich Ohren langzjiehen kann!«
    Und damit walzte der große Mann aus dem Wohnzimmer und stimmte einen Furcht einflößenden Brüller an, der durch den Flur, zur Haustür raus und bis auf die Kanonenstraße schallte, wo die Jugend Norwegens längst in Panik geflüchtet war.
    Der Kommandantenpapa blieb stehen, schnappte nach Luft und murmelte vor sich hin: »Aber wo ist sie?«
    »Es ist Hallvard Tenoresen«, sagte Lise. »Der singende Chiropraktiker. Er hat sie alle zusammen hypnotisiert.«
    »Er ist so wenig ein Chiropraktiker wie ich ein Mondchamäleon«, sagte Bulle.
    »Das ist ja furchtbar«, sagte Doktor Proktor. »Wir haben ein menschenfressendes Mondchamäleon zum Präsidenten. Und er plant einen Krieg gegen Dänemark!«
    Sie dachten eine Weile schweigend über diese beklagenswerte, düstere Tatsache nach.
    »Ja, ja«, sagte Lise. »Dann lasst uns mal schnell einen Plan machen, was meint ihr? Ich muss nämlich bald nach Hause und meine Hausaufgaben machen.«
    Der Kommandantenpapa stand auf der Treppe und wartete, als Lise nach Hause kam.
    »Da bist du ja endlich!«
    Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und versuchte, seine Erleichterung hinter einer mürrischen Miene zu verbergen.
    »Weißt du, was für Sorgen deine Mutter sich um dich gemacht hat?«
    »Ja«, sagte sie, wohl wissend, dass ihr Vater mindestens genauso besorgt gewesen war. »Aber ich habe einen guten Grund für meine Verspätung, Papa.«
    »Ach ja? Und der Grund wäre?«
    »Das kann ich euch nicht erzählen. Vertraut mir einfach, Papa.«
    Der Kommandantenpapa sah sie wie vom Blitz getroffen an, als sie an ihm vorbei ins Haus marschierte und oben im ersten Stock verschwand. Die Kommandantenmama kam auf die Treppe raus und stellte sich neben ihn.
    »Was hat sie gesagt?«
    »Dass wir ihr vjertrauen sollen.«
    Die Kommandantenmama sah den Kommandantenpapa wie ein Fragezeichen an. Dann legte der Papa den Arm um Mamas Schulter und räusperte sich.
    »Ich habe das Gjefühl, unser kleines Mädchen ist

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