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Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Titel: Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesboe
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nicht mehr so klein, wie wir djenken, Liebste.«
    Als Bulle nach Hause kam, war alles dunkel.
    Bulle machte die Schlafzimmertür seiner Schwester vorsichtig einen Spaltbreit auf und warf einen Blick in das Zimmer seiner Mutter, um nachzusehen, ob sie noch nicht von den Mondchamäleons aufgefressen worden waren. Aber beide schliefen – den Schnarchlauten nach zu urteilen – sorgenfrei und fest. Er wollte gerade die Tür zum Schlafzimmer seiner Mutter zumachen, als er ihre Stimme hörte: »Da bist du ja, du Gjauner. Jetzt bin ich zu müde, aber erinnere mich dran, dass ich dich morgen früh an Händen und Fjüßen fessele und der Jugend Norwegens übergjebe. Okay?«
    »Okay, Mama.«
    »Aber erst, nachdem du mir das Frühstück serviert hast!«
    »Natürlich. Schlaf gut.«
    »Hmfrh.«
    Als letzte Aktion an diesem Abend spielte Bulle Schattentheater für Lise. Nichts Unheimliches, an diesem Tag waren schon genug unheimliche Dinge passiert. Er spielte den weitesten Skisprung der Welt, ein Flug von ewig langer Dauer, bis der Skispringer sich in einen Vogel verwandelte, der auf breiten sicheren Flügeln unter dem Mond in die Nacht und die Träume hineinsegelte und der erst landete, als Lise und Bulle längst eingeschlafen waren.

15. Kapitel
    Superköder und Tretschlitten
    Syvertsens Konditorei liegt mitten im Zentrum von Oslo, direkt neben dem Parlamentsgebäude, das man Storting nennt, drei Kleiderläden, einem Friseur und der Freimaurerloge. An den kleinen, runden Tischen mit den schlanken, runden Stühlen sitzen vornehme Damen aus vornehmen Vierteln. Sie stechen mit ihren Gäbelchen winzige Stückchen von ihren Teilchen ab, die nach europäischen Städten wie Berlin, Wien und Paris benannt sind, nippen an winzigen Tässchen mit Tee aus dem fernen Asien und reden über große Kinder, kleine Enkelkinder und all die Nebensächlichkeiten, die in ihrer Nachbarschaft vor sich gehen. An diesem Tag aber sprachen drei von ihnen über weniger winzige Sachen:
    »Habt ihr gehört, dass der König ins Ausland gezogen ist?«, fragte die eine.
    »Ja, nach Süd-Trøndelag«, sagte die andere.
    »Süd-Trøndelag soll ja ein reizendes Fleckchen sein«, sagte die Dritte.
    »Tenoresen ist ins Schloss eingezogen«, sagte die Zweite.
    »Das ist doch nicht mehr als recht und billig«, sagte die Erste. »Er ist schließlich der Präsident.«
    »Obwohl es schon ein bisschen schade ist, dass er Dänemark den Krieg erklärt hat«, sagte die Dritte. »Mein Mann und ich hatten uns schon Fahrkjarten für eine Schiffsreise nach Dänemark besorgt. Daraus wird jetzt natürlich nichts.«
    »Sag doch nicht so etwas«, sagte die Erste. »Der Präsident weiß schon, was er tut.«

    Die drei Frauen waren nicht die Einzigen, die an diesem Tag in Syvertsens Konditorei über weltbewegende Dinge sprachen. An einem Tisch ganz hinten im Gastraum saßen vier Personen und redeten über nichts Geringeres als den Untergang der Welt, über menschenfressende Mondchamäleons und Sockenklau. Diese vier Personen waren Doktor Proktor, Lise, Bulle und Gregor Galvanius. Es waren drei Tage vergangen, seit Lise und Bulle Gregor als Froschmensch entlarvt hatten.
    »Glaubst du – hick! –, dass sie kommt?«, fragte Gregor und sah auf die Uhr.
    »Klar kommt sie«, sagte Bulle.
    Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, als die Tür sich öffnete. Eine stattlich aussehende Frau trat ein, die mit selbstbewussten Schritten auf sie zukam. Sie blieb stehen, schob ihre Brille auf die Nasenspitze und sah die vier anderen an. »Und ihr vier wollt die Welt vor dem Untergang retten?«
    »Wir erwarten noch jemanden, Frau Strobe«, sagte Lise.
    »Ach ja?«, sagte Frau Strobe. »Das beeindruckt mich nicht sonderlich. Außerdem ist das ein recht seltsamer Treffpunkt für eine Widerstandsbewegung.«
    »Genau das ist ja der Witz an der Sache«, sagte Bulle. »Träfen wir uns an den üblichen widerstandsbewegten Plätzen, würden wir ja sofort entlarvt werden.«
    »Wir zwingen niemanden, bei uns mitzumachen, Frau Strobe«, sagte Doktor Proktor. »Die Mitgliedschaft in unserer Bewegung birgt ein nicht unbedeutendes Risiko.«
    Sie bohrte ihren Blick in den Professor. »Ich habe über all das nachgedacht, was sie mir erzählt haben«, sagte sie. »Und ich glaube, Sie haben recht. Fast alle meine Schüler haben über Nacht einen Sprachfehler bekommen, Strümpfe verschwinden und jetzt wollen wir auch noch in Dänemark einfallen. Hier läuft so einiges verkehrt. Vollkommen verkehrt.«
    Sie stellte

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