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Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Titel: Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesboe
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alle Norweger hypnotisiert«, sagte das Mädchen. »Er schaut einfach in eine Kamera und schon bekommen alle, die ihm zu lange in die Augen sehen, eigenartige Sprachfehler und tun genau, was er sagt.«
    »Das beeindruckt mich nicht«, sagte der König. »Ich habe als Kronprinz die Kunst der Hypnose erlernt. Die setzen wir immer ein, wenn wir im Fernsehen unsere Neujahrsansprache halten. Wir hypnotisieren das Volk, damit sie weiter einen König wollen statt einen Präsidenten und all dieses Zeug.«
    Er blickte von seinem Kreuzworträtsel auf. »Habt ihr Lust? Soll ich euch mal hypnotisieren? Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger … «
    »Nein danke«, sagte das Mädchen. »Tenoresen will Galvanius grillen und nächsten Mittwoch in Dänemark einmarschieren. Das ist schon übermorgen. Eure königliche Hoheit, Sie müssen mit uns kommen!«
    »Kommt überhaupt nicht infrage!«, sagte der König. »Es geht mir hier ganz ausgezeichnet. Parabolantenne, keine Straßenmaut, billiges Benzin, keine Ausländer … Mal abgesehen von Åke und mir. Und die südtrønderschen Grillwürstchen sind auch viel besser als …«
    In diesem Augenblick schien der Raum zu explodieren. Der König zuckte zusammen und hob von seinem Sessel ab. Als er wieder gelandet war, starrte er entgeistert auf die Hand, die soeben vor ihm auf die Tischplatte geknallt war. Ein infernalischer, beängstigender Knall, bei dem sein Herz einen Moment lang ausgesetzt hatte, was es jetzt wiedergutzumachen versuchte, indem es in dreifacher Geschwindigkeit davongaloppierte. Der Blick des Königs hob sich langsam und glitt von der Hand über den Arm und die Schulter bis zu dem Gesicht mit der langen Nase, der Brille und dem messerscharfen Blick, der ihn gnadenlos durchbohrte.
    »Jetzt hör mal gut zu, mein Junge«, sagte die nicht minder scharfe Stimme. »Du wirst uns helfen, die Welt zu retten, ist das klar!«
    »W-w-w-er sind Sie?«, stammelte der König.
    Es kam keine Antwort, dafür wurde er aber von dem Blick festgenagelt, sodass es ihm unmöglich war, seine Augen abzuwenden.
    »Das ist Frau Strobe«, hörte er den rothaarigen Knirps sagen. »Und was Sie gerade gehört haben, war der Strobeknall, und was Sie jetzt sehen, ist der Strobeblick.«
    »S-s-s-trobeblick?«
    »Ja, spüren Sie schon, wie er sich durchs Hirn bohrt, das jeden Augenblick zu brodeln und zu kochen beginnen kann.«
    »L-l-lassen Sie mein Gehirn in Frieden.«
    »Unter einer Bedingung«, sagte die Frau, die von den anderen Frau Strobe genannt wurde. »Mach deinen Job als König!«
    »Ah ja … und der wäre?«
    Das Mädchen mit den Zöpfen übernahm: »Ganz einfach, Sie sagen den norwegischen Mitbürgern, dass Jodolf Staler ein Betrüger ist und sie auf keinen Fall tun dürfen, was er sagt. Die Menschen müssen ihn als Präsidenten absetzen, und zwar sofort!«
    »Du meine Güte«, sagte der König. »Und ihr glaubt, dass ich das schaffen kann … Mit einer einzigen Rede?«
    Die ganze Delegation vor ihm nickte.
    »Mehr nicht?«, fragte der König. »Ich soll bloß eine Rede halten?«
    »Ja, das ist im Grunde alles«, sagte die Bohnenstange mit der Schwimmbrille. »Etwa so wie Ihr Vorgänger das im Weltkrieg von London aus gemacht hat. Er hat zu seinem Volk gesprochen und es aufgerufen, gegen die Übermacht zu kämpfen.«
    »Hm«, sagte der König. »Und die haben das wirklich gemacht?«
    »Nun, vielleicht nicht ganz so viele, wie wünschenswert gewesen wäre, aber mehr, als wenn er es nicht gesagt hätte.«
    »Verstehe.« Der König sah sie nachdenklich an und wog das Für und Wider ab. Sein Vorgänger hatte ein paar kurze Radioansprachen gehalten und danach zurückkehren dürfen an seinen warmen Platz am Kamin mit all den Rätselheften. Und später hatte er sogar wieder in sein Schloss einziehen dürfen. Andererseits war es verflucht anstrengend, solche Reden zu schreiben.
    »Wir vertrauen Ihnen, Eure königliche Hoheit«, sagte Frau Strobe plötzlich mit ganz sanfter Stimme und lächelte ihn an.
    Er konnte nichts anderes denken als: Ist die toooooll. Er beugte sich zu ihr vor und sagte: »Ganz unter uns, Frau Strobe, ich finde ›Eure königliche Hoheit‹ ein bisschen steif. Nennen Sie mich doch einfach Euer Königlicher.«
    »Oh, vielen, vielen Dank, Euer Königlicher«, sagte Frau Strobe und klimperte mit den Wimpern. »Und Sie dürfen mich Rosemarie nennen.«
    »He, he«, sagte der König.
    »Dann tun Sie also, warum wir Sie bitten?«
    »Nun«, sagte der König. »Es ist schon spät. Lassen

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