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Doktor Proktors Zeitbadewanne

Doktor Proktors Zeitbadewanne

Titel: Doktor Proktors Zeitbadewanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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abzuluchsen. Genau wie damals als meine Assistentin hier in Paris.«
    »Ihnen die Erfindung abluchsen!« Lise war empört. »Aber warum sollte sie dann hierherkommen?«
    »Ganz einfach, weil ich keine Zeitseife mehr hatte«, sagte der Professor. »Ich wusste, die Menge in dem Glas im Keller würde für euch beide genügen, aber nicht für alle drei wieder zurück. Raspa ist der einzige Mensch auf Erden, der Zeitseife herstellen kann. Ich brauchte sie einfach hier.«
    »Warum haben Sie dann die Karte Raspa nicht direkt geschickt und sie darum gebeten herzukommen?«, fragte Bulle.
    Wieder seufzte der Professor. »Raspa wäre nie im Leben von sich aus gekommen, um mich zu retten, sie hasst mich.«
    »Warum denn das?«
    Doktor Proktor kratzte sich den Kopf. »Ich weiß es einfach nicht, obwohl ich mir darüber viele Gedanken gemacht habe. Ich habe ihr nie die Ehre streitig machen wollen, dass sie die Zeitseife erfunden hatte.«
    »Aber . . .«, rief Bulle. »Woher wussten Sie, dass wir ihr verraten würden, wohin wir fliegen?«
    Der Professor lächelte schief: »Erstens wegen der Briefmarke und der Karte, mir war klar, dass sie diesen Hinweis bemerken würde. Außerdem bist du eben in vielem sehr gut, nur nicht darin, Geheimnisse für dich zu behalten, oder?«
    Lise räusperte sich.
    »E-he-he«, lachte Bulle mit Zickzacklächeln.
    »Aber was tun wir jetzt?«, fragte Lise. »Wie sollen wir die Raspa finden und wie bekommen wir sie dazu, neue Zeitseife herzustellen?«
    »Nun ja«, sagte der Professor. »Sie zu finden, dürfte nicht allzu schwer sein.«
    »Aha?«
    »Ihr glaubt doch nicht, Pferdekutschen tauchen einfach so auf wie bestellt?«
    Doktor Proktor deutete mit dem Kinn auf den schlafenden Passagier. Und dann nach unten. Bulle und Lise folgten seinem Blick. Und siehe da – unter dem Mantel des Passagiers sah ein Holzbein heraus, das in einem hellgrünen Rollschuh endete.

17 . Kapite l
Wo ist Juliette?
    ie Pferdekutsche schaukelte durch die Straßen von Paris. Lise, Bulle und Doktor Proktor starrten ihren seltsamen Mitpassagier an.
    »Ach ja?«, ertönte eine heisere Stimme unter dem Zylinderhut hervor. »Darum wolltest du mich also zurückhaben, Viktor? Damit ich für dich und diese Rotzgören mehr Zeitseife mache?«
    Der Zylinderhut wurde nach oben geschoben und Raspas brennende Augen bohrten sich in Doktor Proktors. »Ja, natürlich«, sagte Doktor Proktor. »Ja, natürlich!«, zischte die Raspa und schmiss ihren Hut zu Boden. »Denn das ist alles, was ich für dich war, was, Viktor? Eine elende Seifensiederin, mehr nicht!«
    »Im Gegenteil!« Der Professor runzelte erstaunt die Stirn. »Du warst eine brillante Seifensiederin. Die beste der Welt, kurz gesagt.«
    »Aber eben doch nur eine Seifensiederin! Nie...nie...« Raspas Stimme zitterte ein wenig. »Nie etwas anderes.« »Was meinst du damit, Raspa?«
    Sie starrte Doktor Proktor an, während ihre Brust sich hob und senkte.
    »Nichts«, sagte sie. Sie klang etwas verschnupft. »Und jetzt denkst du also, du wirst im Pommes Frites erwartet, von dieser... dieser...«Sie spuckte den Namen aus wie etwas Ekliges: »Juliette Margarine!«
    Bulle schaute von Raspa zum Doktor und wieder zurück. Er begriff überhaupt nicht, was hier vorging, und der Professor, der sonst sehr vieles begriff, schien nicht einen Deut mehr zu begreifen als er.
    Nur Lise schien einigermaßen auf der Höhe der Situation zu sein. Jedenfalls beugte sie sich zu Raspa vor und fragte: »Wo ist Juliette Margarine?«
    Die schwarz angemalte Frau keckerte wie eine heisere Elster. »Warum sollte ich euch das erzählen?«
    »Hör mal gut zu, Raspa . . .«, setzte Doktor Proktor an, wurde aber sofort unterbrochen:
    »Mach dir keine Sorgen, Viktor. Denk einfach, sie bekommt, was sie verdient hat. Vergiss die Frau, sie war sowieso nie was für dich, die Hexe.«
    »Hek. . . Autsch!« Der Professor war aufgesprungen und hatte sich den Kopf an der Decke angestoßen. »Niemand darf die Frau, die ich liebe, eine Hexe nennen!«
    »Ach, Viktor«, lachte Raspa, »ein Mann in deinem Alter sollte sich nicht so aufregen. Denk an dein Herz.«
    »Wenigstens habe ich ein Herz«, fauchte der Professor. »Aber du...du...« Dicke Professorentränen füllten seine Augen. »Du hast nichts als ein großes, kaltes Gehirn!«
    »Raspa, wo ist Juliette?«, wiederholte Lise. »Sie ist auch in die Zeit gereist, oder? Sie haben ihre Spuren in der Zeitseife gesehen.«
    Raspa seufzte tief. »Ich weiß ja nicht, wie viel Zeitseife

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