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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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dicht über dem Ellenbogen.
    »Ganz egal, was ich sage, nicht wahr? Denn wenn du dir dein Urteil gebildet hast, dann siehst du nicht mehr, hörst du nicht mehr und denkst auch nicht mehr.«
    »Arnie, hör auf damit!« rief Michael.
    Arnie sah sie an, Regina hielt seinem Blick stand. Ineinander verkeilt, wie festgefroren.
    »Ich sage dir, weshalb du ihn nicht sehen willst«, fuhr er in dieser sanften Stimme fort. »Es ist nicht das Geld, denn der Wagen ist auch eine Talentprobe. Ich bin ein guter Mecljani-ker, und er hat mir sogar einen Job eingebracht, mit dem ich gutes Geld verdienen kann. Das weißt du. Es hat auch nichts mit meinen Noten zu tun. Sie sind nicht schlechter als bisher.
    Das weißt du ebenfalls. Nein, du bist dagegen, weil du mich dann nicht mehr unterbuttern kannst, weil ich nicht mehr unter deinem Pantoffel stehe wie er dort« - Arnie deutete mit dem Daumen auf seinen Vater, der es tatsächlich fertig-brachte, gleichzeitig wütend, schuldbewußt und gekränkt auszusehen - »und wie ich bisher.«
    Arnies Gesicht war gerötet, seine Hände ballten sich zu Fäusten.
    »Dieser ganze liberale Scheiß, daß die Familie alles gemeinsam beschließt, gemeinsam diskutiert, gemeinsam nach Lösungen sucht. In Wahrheit hast du immer nur die Schul-Klamotten ausgesucht, die Freunde, mit denen ich spielen durfte und mit denen ich nicht spielen durfte. Du hast beschlossen, wohin wir in die Ferien fahren. Du hast ihm gesagt, wann er einen neuen Wagen kaufen durfte und welches Modell. Aber diesmal kannst du nicht bestimmen, und das regt dich auf, was?«
    Sie schlug ihm ins Gesicht. Es gab ein Geräusch, als ob eine Pistole im Wohnzimmer abgefeuert worden wäre. Draußen war es inzwischen dämmrig geworden, und Autos fuhren am Haus vorbei, ihre Scheinwerfer wie gelbe Augen. Christine stand in der asphaltierten Einfahrt der Cunninghams, wie sie vor Monaten in Roland D.LeBays Vorgarten gehockt hatte, aber weitaus besser aussehend als damals - sehr kühl und erhaben über dieses häßliche, unwürdige Familiengezänk. Vielleicht war sie zurück in die Welt gekommen.
    Abrupt, schockierend, fing Regina Cunningham plötzlich zu weinen an. Das war ein Phänomen, dem Regen in der Wüste vergleichbar, das Arnie in seinem Leben höchstens vier- oder fünfmal erlebt hatte, und noch nie hatte er den Anlaß für die Tränen gegeben.
    Ihre Tränen waren beängstigend, erzählte er Dennis später, nur durch die Tatsache, daß sie überhaupt Tränen vergoß. Das genügte schon, aber da war mehr - die Tränen verwandelten sie schlagartig in eine alte Frau, als habe sie in wenigen Sekunden einen Quantensprung von fünfundvierzig zu sechzig gemacht. Aus dem harten Schieferglanz ihrer Augen wurde ein verschwommenes, bläßliches Grau, und dann rannen die Trä-
    nen über ihre Wangen und gruben sich in ihr Make-up.
    Sie tastete den Kaminsims nach ihrem Drink ab und stieß mit den Fingerspitzen gegen das Glas. Es fiel auf die Fliesen und zerbarst. Eine Art von ungläubigem Schweigen senkte sich auf die drei herab, mehr eine Verblüffung darüber, daß die Dinge sich so weit hatten entwickeln können.
    Und trotz ihrer sichtbaren Schwäche und ihrer Tränen brachte sie es irgendwie fertig zu sagen: »Ich will den Wagen weder in unserer Garage noch in der Einfahrt sehen, Arnold.«
    Er antwortete kalt: »Ich würde ihn dort auch nicht haben wollen, Mutter.«
    Er ging zur Tür, drehte sich dort noch einmal um und sah sie beide an. »Vielen Dank, daß ihr so verständnisvoll seid. Ich danke euch beiden.«
    Er ging.

21 Arnie und Michael
Euer since you’ve been gone
    I walk around with sunglasses on
    But I know l will be just fine
    As lang as I can make my jet black
    Caddy shine.
    - Moon Martin
    Michael holte Arnie noch in der Einfahrt ein, als er auf Christine zugehen wollte. Er legte seinem Sohn die Hand auf, die Schulter. Arnie wischte sie fort und kramte seinen Zündschlüssel aus der Tasche. »Arnie, bitte!«
    Arnie schwang herum. Einen Moment lang schien es so, als würde er diesen Abend in eine totale Finsternis verwandeln und seinen Vater schlagen. Dann ließ die Spannung in seinem Körper etwas nach, und er lehnte sich gegen den Wagen, legte die linke Hand darauf, streichelte ihn, schien neue Kraft von ihm zu beziehen.
    »Okay«, sagte er, »was willst du von mir?«
    Michael öffnete den Mund und wirkte dann unschlüssig, wie er vorgehen sollte. Ein Ausdruck der Hilflosigkeit - Arnie hätte darüber lachen können, wenn es nicht so

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