Dokument1
Junge.«
»Warum ausgerechnet zum Flughafen?« fragte Arnie.
»Ich möchte dir zu einem Monatsparkplatz verhelfen«, sagte Michael. »Für fünf Dollar. Billiger als Darnells Garage. Und du kannst dir deinen Wagen zu jeder x-beliebigen Zeit holen. Den Flughafen erreichst du bequem mit dem Bus.«
»Himmel! Das ist ungefähr das Bescheuertste, was ich je gehört habe!« rief Arnie und beschrieb eine scharfe Kurve, um vor einer chemischen Reinigung zu wenden. »Ich soll mit dem Bus zwanzig Meilen zum Flughafen fahren, um dort meinen Wagen abzuholen, wenn ich ihn brauche? Ist das aus ‘ner Lustspielklamotte, die ich verpaßt habe? Nein, niemals!«
Er wollte noch mehr sagen, als er plötzlich im Nacken gepackt wurde.
»Jetzt hör mir einmal zu«, sagte Michael. »Deine Mutter hatte recht, Arnie. Du bist in den letzten Monaten nicht nur ziemlich unvernünftig geworden - mehr als unvernünftig -, sondern auch verdammt eigenartig!«
»Laß mich los«, sagte Arnie und wehrte sich gegen den Griff seines Vaters.
Michael ließ ihn nicht los, lockerte aber den Griff. »Ich werde es dir ganz langsam erklären«, sagte er. »Es stimmt, daß der Flughafen ziemlich weit weg ist; aber für die Busfahrt bezahlst du soviel wie zu Darnell. Es gibt Parkplätze, die näher liegen, doch in der Innenstadt gibt es viel mehr Autodiebstähle und mutwillige Zerstörungen. Im Vergleich dazu ist der Parkplatz am Flughafen sicher.«
»Kein öffentlicher Parkplatz ist sicher.«
»Zweitens ist er billiger als jeder Parkplatz in der Downtown und viel billiger als Darnell.«
»Darum geht’s nicht, und du weißt das!«
»Vielleicht hast du recht«, entgegnete Michael. »Aber um was es in Wirklichkeit geht, übersiehst du auch.«
»Dann sag mir doch, um was es in Wirklichkeit geht.«
»Schön, dann sage ich es dir.« Michael schwieg einen Moment, sah seinen Sohn dabei fest an. Als er sprach, war seine Stimme leise und gleichmäßig, melodisch wie aus einem Recorder. »Mit deinem gesunden Menschenverstand scheinst du auch deinen Sinn für Perspektive total verloren zu haben.
Du bist jetzt fast achtzehn, absolvierst dein letztes Jahr an der High School. Ich glaube, du hast entschieden, dich nicht in Horlicks immatrikulieren zu lassen; ich habe die College-Bro-schüren gesehen, die du heimgebracht hast…«
»Nein, ich werde nicht das College in Horlicks besuchen«, sagte Arnie. Seine Stimme klang jetzt etwas ruhiger. »Jetzt nicht mehr. Du hast ja keine Ahnung, wie es mich von zu Hause wegzieht. Oder vielleicht weißt du es sogar.«
»Ja, ich weiß es. Und vielleicht ist es auch das beste. Jedenfalls besser als diese ständigen Reibereien zwischen dir und deiner Mutter. Ich möchte dich nur bitten, ihr es jetzt noch nicht zu sagen. Warte so lange, bis du deine Bewerbung einrei-chen mußt.«
Arnie zuckte mit den Achseln, eine unverbindliche Geste, die gar nichts versprach.
»Du wirst wohl mit dem Wagen zur Schule fahren, wenn er noch fährt…«
»Keine Angst, er wird fahren.«
» - und vorausgesetzt, du wirst in ein College aufgenommen, das Studenten im ersten Semester erlaubt, ihre Wagen auf dem Schulgelände zu parken.«
Arnie wandte sich seinem Vater zu, und die anhaltende Verärgerung wich einer Betroffenheit, das war eine Möglichkeit, die er noch gar nicht bedacht hatte.
»Ich werde kein College besuchen, das mir verbietet, den Wagen mitzubringen«, sagte er. Seine Stimme hatte diesen geduldigen Ausdruck, den ein Lehrer in einer Klasse von geistig zurückgebliebenen Kindern benutzen mochte.
»Siehst du?« erwiderte Michael. »Sie hatte recht. Die Wahl eines College davon abhängig zu machen, ob man Erstsemest-lern einen Parkplatz zur Verfügung stellt, ist absolut irrational.
Du bist besessen von diesem Wagen.«
»Ich hatte nicht erwartet, daß du mich verstehst.«
Michael preßte einen Moment die Lippen zusammen.
»Was ist eigentlich dabei, mit dem Bus zum Flughafen zu fahren und dort den Wagen abzuholen, wenn du mit Leigh ausgehen möchtest? Ich gebe zu, es ist umständlich, aber doch noch zu ertragen. Außerdem würdest du den Wagen nur benützen, wenn du ihn unbedingt brauchst. Das spart Benzin.
Deine Mutter bekommt ihre kleine Genugtuung, daß sie den Wagen nicht sehen muß.« Michael hielt einen Moment inne und lächelte wieder sein trauriges Lächeln. »Wir wissen beide, daß er ihr kein Dorn im Auge ist, weil du so viel Geld hineingesteckt hast. Sie sieht in dem Wagen den ersten Schritt weg von ihr… von uns.
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