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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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und guter Fahrer. Christines fabrikneue Halogenscheinwerfer schnitten zwei saubere hellgelbe Kegel aus der Dunkelheit heraus. Er fuhr am Haus der Guilders vorbei und bog dann beim Stopschild nach links in die Elm Street ab, in Richtung JFK-Drive. Dann nahm ihn die 1-376 auf, die in die 1-278 überging’und sie direkt zum Flughafen hinaus-brachte. Es herrschte nur leichter Verkehr. Der Motor schnurrte seidenweich mit seinen neuen Auspuffrohren. Die Anzeigen am Armaturenbrett glühten in einem mystisch-grünen Licht.

    Arnie schaltete das Radio ein und suchte WDIL, die Mittelwellen-Station von Pittsburgh, die nur Oldies spielte. Gene Chandler säuselte »The Duke of Earl«.
    »Das Ding läuft ja wie ein Uhrwerk«, sagte Michael beeindruckt.
    »Danke«, antwortete Arnie lächelnd.
    Michael atmete tief ein. »Und er riecht ganz neu.«
    »Vieles ist auch neu. Die Polsterüberzüge haben achtzig Bucks gekostet - Teil des Geldes, über das sich Regina so aufgeregt hat. Ich habe mir Fachbücher aus der Bibliothek besorgt und alles wieder so restauriert, wie es einmal gewesen ist. Aber das war gar nicht so einfach, wie manche vermutlich glauben.«
    »Und warum nicht?«
    »Nun, einmal entsprach der 58er Plymouth Fury nicht der allgemeinen Vorstellung von einem klassischen Autotyp, folg-lich wurde auch nicht viel über ihn veröffentlicht, selbst in den Jahrbüchern der Fachjournale nicht, wie American Car, American Classics, Cars of the 1950s. Der 58er Pontiac zum Beispiel gehört zu den Klassikern der Autoindustrie, obwohl im Jahr darauf Pontiac bereits sein berühmtes Bonneville-Modell herausbrachte; und meiner Meinung nach war der 58er Thunderbird mit den Kaninchenohren-Heckflossen der letzte wirklich große Wurf von Thunderbird. Ich…«
    »Ich hatte keine Ahnung, daß du so gut über alte Autos Bescheid weißt«, sagte Michael. »Wie lange interessierst du dich schon dafür, Arnie?«
    Er hob die Schultern. »Die andere Schwierigkeit bei der Restaurierung ergab sich dadurch, daß LeBay den Wagen nicht so gekauft hat, wie das Modell vom Fließband in Detroit rollte -
    Plymouth hat den Fury nie in einer rot-weißen Zweifarbenlak-kierung angeboten -; und ich wollte den Wagen lieber so restaurieren, wie LeBay ihn gekauft hatte, und nicht so, wie er nach Detroits Vorstellung eigentlich aussehen mußte. Deshalb war ich weitgehend auf Vermutungen angewiesen.«
    »Warum wolltest du ihn so restaurieren, wie LeBay ihn anfertigen ließ?«
    Wieder dieses unbestimmte Schulterzucken. »Ich weiß nicht, warum. Mir schien es einfach so richtiger zu sein.«

    »Nun, du hast großartig gearbeitet.«
    »Danke.«
    Sein Vater lehnte sich herüber und blickte auf das Armaturenbrett.
    »Was suchst du?« fragte Arnie leicht gereizt.
    »Ich werd’ verrückt! So etwas habe ich noch nie in einem Auto gesehen.«
    »Was denn?« Arnie blickte hinunter. »Oh. Der Meilenzähler.«
    »Er läuft rückwärts, nicht wahr?«
    Der Meilenzähler lief tatsächlich rückwärts. Damals, am Abend des 1.November, zeigte er einen Meilenstand., von 79,500 und ein paar mehr. Während Michael hinsah, rollte die Zehntelmeile von ,2 auf ,1 und schließlich auf 0 zurück. Als die Walze auf ,9 umsprang, verringerte sich der Meilenstand um eins.
    Michael lachte: »Da hast du was übersehen, mein Sohn.«
    Arnie lächelte flüchtig. »Das ist richtig«, sagte er. »Will meint, da wäre irgendwo ein Draht falsch angeschlossen. Ich hab’s absichtlich so gelassen. Ein Meilenzähler, der rückwärts läuft - das ist doch ‘ne Wucht, was?«
    »Ist er denn genau?«
    »Was?«
    »Ich meine, wenn du von unserem Haus bis zum Station Square fährst - fehlen dann fünf Meilen auf deinem Zähler?«
    »Oh«, erwiderte Arnie, »jetzt weiß ich, was du meinst. Nein, er ist keineswegs genau, sondern zieht für jede tatsächliche Meile zwei oder drei Meilen auf dem Zähler ab, zuweilen sogar mehr. Früher oder später wird die Tachowelle wohl reißen, und wenn ich sie ersetze, regelt sich alles von selbst.«
    Michael, dem ein- oder zweimal die Tachowelle gebrochen war, beobachtete die Nadel auf der Skala des Geschwindigkeitsmessers. Aber sie zeigte nicht dieses charakteristische Zittern, die Nadel stand wie gestochen über der vierzig. Der Geschwindigkeitsmesser schien einwandfrei zu arbeiten; es war nur der Meilenzähler, der ausgeflippt war. Und glaubte Arnie tatsächlich, daß Meilenzähler und Tacho an einem Draht hängen? Gewiß nicht.
    Er lachte und sagte: »Das ist schon merkwürdig,

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