Dokument1
solchen Ton mit deiner Mutter zu reden«, sagte Michael.
Trotz dieser Zurechtweisung klang seine Stimme verlegen, kompromißbereit. »Auch würde ich mich etwas gewählter ausdrücken.«
Regina hielt ihrem Mann das leere Glas hin. »Mix mir noch einen Drink. In der Hausbar steht eine neue Flasche Gin.«
»Dad, bleib hier«, sagte Arnie. »Bitte. Laß uns das erst hinter uns bringen.«
Michael Cunningham sah seine Frau an, seinen Sohn, wieder seine Frau. Bei beiden sah er es funkeln. Er umklammerte das Glas seiner Frau und ging in die Küche. Regina drehte sich mit grimmigem Gesicht erneut ihrem Sohn zu. Der Keil steckte seit dem letzten Sommer in der Tür. Vermutlich hatte sie erkannt, daß dies ihre letzte Chance war, ihn gewaltsam zu entfernen.
»Anfang Juli hattest du noch fast viertausend Dollar auf der Bank«, sagte sie. »Ungefähr drei Viertel dieses Betrages hast du seit der neunten Klasse angespart, und dazu kommen die Zinsen…«
»Oh, du scheinst ja alle Bewegungen auf meinem Konto zu kennen«, sagte Arnie. Er setzte sich jählings hin und starrte seine Mutter an. Seine Stimme verriet Überraschung und Abscheu. »Mom… warum hast du nicht einfach das verdammte Geld auf dein Konto umgebucht?«
»Weil ich bis vor kurzem den Eindruck hatte«, gab sie zurück, »daß du begriffen hast, wofür dieses Geld bestimmt ist.
Doch in den letzten vier Monaten hörte ich nur noch Wagen-Wagen-Wagen, und seit kurzem auch noch Mädchen-Mädchen-Mädchen. Als ob du in beiderlei Hinsicht den Verstand verloren hast.«
»Vielen Dank. Ich kann immer einen wohlwollenden, unvor-eingenommenen Rat gebrauchen, wie ich mein Leben zu führen habe.«
»Anfang Juli hattest du noch fast viertausend Dollar auf der Bank. Viertausend Dollar für deine Ausbildung, Arnie. Für deine Ausbildung. Nun sind es nur noch knapp über zweitau-sendachthundert. Du kannst mir so oft vorwerfen, ich hätte in deinen Sachen rumgeschnüffelt, wie du willst - und ich gebe zu, daß so etwas nicht fein ist -; doch diese Tatsache bleibt. Du hast in zwei Monaten zwölfhundert Dollar verpulvert. Vermutlich ist das der Grund, weshalb ich mir deinen Wagen nicht einmal anschauen möchte. Das solltest du eigentlich verstehen.
Für mich ist er…«
»Hör zu…«
»… wie Bargeld, daydurch den Schornstein gejagt wird.«
»Kann ich dir vielleicht auch ein paar Dinge sagen?«
»Nein, ich wüßte nicht, was, Arnie«, sagte sie in einem Ton, der keinen Widerspruch mehr duldete.
Michael kam mit ihrem Glas zurück. Er goß Tonicwasser zu dem Gin und gab den Drink dann seiner Frau. Regina nahm einen Schluck und schüttelte sich wie beim erstenmal. Arnie saß in dem Sessel beim Fernseher und betrachtete sie nachdenklich.
»Du unterrichtest auf dem College?« fragte er. »Du unterrichtest mit dieser Einstellung? >Ich habe gesprochen. Ihr anderen haltet den Mund<. Großartig. Mir tun deine Studenten leid.«
»Paß auf, was du sagst, Arnie«, sagte sie und drohte ihm mit dem Zeigefinger. »Hüte deine Zunge.«
»Kann ich dir nun ein paar Dinge sagen oder nicht?«
»Schön. Aber es wird an den Tatsachen nichts ändern.«
Michael räusperte sich. »Reg, ich glaube, Arnie hat insofern recht, daß diese Einstellung nicht sehr konstruktiv…«
Sie fauchte ihn an wie eine Katze: »Auch du hältst jetzt den Mund!«
Michael zuckte zurück.
»Zunächst zu den Tatsachen«, sagte Arnie. »Wenn du mein Sparbuch nicht nur flüchtig durchgeblättert hast - und das hast du nicht -, muß dir aufgefallen sein, daß der Tiefpunkt meines Kontos von zweitausendzweihundert Dollar in die erste Sep-temberwoche fiel. Ich mußte ein neues Vorderteil für Christine kaufen.«
»Du redest so, als wärst du auch noch stolz darauf«, sagte sie wütend.
»Das bin ich auch.« Er blickte ihr fest in die Augen. »Ich habe die Kühlerverkleidung ganz allein, ohne fremde Hilfe, eingebaut. Und ich habe gute Arbeit geleistet. Du würdest die Frontpartie« - hier kam seine Stimme einen Moment ins Schwanken, festigte sich aber sofort wieder - »die Frontpartie nicht vom Original unterscheiden können. Aber ich will auf was anderes hinaus. Ich habe schon wieder sechshundert Dollar auf mein Konto eingezahlt, weil Will Darnell von meiner Arbeit beeindruckt war und mich als Gehilfen engagierte.
Wenn ich alle zwei Monate mein Sparguthaben um sechshundert Dollar aufbessere - vermutlich werde ich noch mehr ein-zahlen können, wenn ich für ihn nach Albany fahren darf, wo er immer seine
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