Dokument1
Antipathie sein mochten - okay. Vielleicht würde er sich sogar in naher Zukunft einen anderen Wagen zulegen und ihr sagen, dafür habe er Christine in Zahlung gegeben. Christine konnte er ja hier in der Werkstatt unterbringen. Was Leigh nicht weiß, macht sie nicht heiß. Und Will? Nach diesem Wochenende war endgültig Schluß mit den Botengängen für Darnell. Diesen Blödsinn hatte er jetzt lange genug mitgemacht; das mußte ein Ende haben. Mochte Will ihn für einen Feigling halten oder sonstwas, das war ihm egal. Eine Vorstrafe wegen Schmuggels unversteuerter Zigaretten und Whiskyfla-schen würde sich auf seinem Bewerbungsschreiben fürs College nicht sonderlich gut ausmachen, nicht wahr? Dazu noch eine Strafe von einem Bundesgericht. Nein. Das war absolut nicht cool.
Er lachte ein wenig. Er fühlte sich tatsächlich besser. Geläutert. Auf dem Weg zurück zur Werkstatt verzehrte er seine Pizza, obwohl sie kalt war. Er war hungrig wie ein Wolf. Er hatte sich nur ein wenig darüber gewundert, daß ein Stück von der Pizza fehlte - aber er hatte nicht weiter darüber nachgedacht. Vermutlich hatte er das Stück in jenen Minuten gegessen, die ihm fehlten, vielleicht hatte er es auch aus dem Fenster geworfen. Puh, war das ein Horror gewesen! Schluß mit diesen Hirngespinsten. Und er lachte abermals; diesmal nicht ganz so zaghaft.
Er stieg aus dem Wagen, warf die Fahrertür zu und ging zu Wills Büro, um ihn zu fragen, was er heute abend für ihn tun sollte. Dabei fiel ihm ein, daß morgen der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien war, und gleich wurden seine Schritte beschwingter.
Das war der Moment, wo die Seitentür neben dem großen Tor aufging. Ein Mann kam herein. Es war Junkins. Schon wieder.
Er bemerkte, daß Arnie zu ihm herübersah, und hob eine Hand. »Hallo, Arnie.«
Arnie warf Will einen Blick zu. Hinter dem Glas hob Will die Achseln und fuhr fort, seinen doppelstöckigen Big Mac zu verzehren.
»Hallo«, sagte Arnie. »Was kann ich für Sie tun?«
»Wenn ich das wüßte«, erwiderte Junkins. Er lächelte, und dann glitt sein Blick an Arnie vorbei zu Christine und tastete sie nach Schäden ab. »Willst du wirklich etwas für mich tun?«
»Das wäre ziemlich unwahrscheinlich«, erwiderte Arnie und spürte, wie ihm der Zorn wieder zu Kopf stieg.
Rudy Junkins lächelte, offensichtlich nicht beleidigt.
»Ich kam zufällig hier vorbei. Wie geht’ s dir?«
Er streckte seinen Arm aus. Arnie sah nur hin. Ohne Verlegenheit ließ Junkins den Arm sinken und ging langsam um Christine herum, Arnie schaute ihm zu, die Lippen zusammengepreßt. Sie wirkten blutleer, wie ein weißer Strich, während ihm die Schläfen vor Zorn pochten, als Junkins die Hand auf Christine legte.
»Vielleicht sollten Sie sich eine Dauerkarte kaufen«, sagte Arnie. »Wie bei den Tigern.«
Junkins drehte sich um und sah ihn forschend an.
»War ja nur ein Vorschlag«, sagte Arnie mürrisch.
Junkins sah ihn weiter an. »Seltsam«, sagte er, »was mit Buddy Repperton und den beiden anderen Jungs passiert ist, nicht wahr?«
Du kannst mich mal, dachte Arnie. Mit dir Scheißer lege ich mich nicht an.
»Ich war in Philadelphia. Bei einem Schachturnier.«
»Ich weiß«, erwiderte Junkins.
»Himmel, Sie haben mich überprüfen lassen?»
Junkins kam zu Arnie zurück. Da war keine Spur eines Lächelns mehr auf seinem Gesicht. »Ja, das ist richtig«, bestä-
tigte er. »Ich habe dein Alibi überprüft. Drei von den Jungs, die meiner Überzeugung nach an der Zerstörung deines Wagens beteiligt waren, sind jetzt tot. Dazu noch ein vierter Junge, der offensichtlich nur zufällig in dem verunglückten Wagen saß. Der Unfall ist für mich ein zu unwahrscheinlich großer Zufall. Mindestens zehn Nummern zu groß. Ganz klar, daß ich dein Alibi überprüfte, mein Junge.«
Arnie sah den Detektiv groß an. Die Überraschung war größer als sein Zorn: »Ich dachte, es wäre ein Unfall gewesen…«
»Ein zweiter Wagen war in den Unfall verwickelt«, sagte Junkins.
»Woher wissen Sie denn das?«
»Erstens von den Reifenspuren im Schnee. Leider hat der Wind die Spuren verweht, so daß wir keine brauchbaren Foto-grafien machen konnten. Aber die Holzschranke am Hauptein-gang war zerbrochen, und wir fanden Spuren roter Farbe daran. Buddys Camaro war nicht rot. Er war blau.«
Er betrachtete Arnie forschend.
»Wir fanden auch rote Lackspuren in Moochie Welchs Haut, Arnie. Verstehst du? In der Haut. Eingegraben. Weißt du, mit welcher Wucht ein
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