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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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längst die Stechuhr drücken und mit meiner Arbeit anfangen müssen.«
    »Vorläufig«, erwiderte Junkins, »kann ich nur reden. Beim erstenmal - als der junge Welch getötet wurde - warst du angeblich zu Hause in deinem Bett.«
    »Ziemlich dünn, ich weiß«, sagte Arnie. »Aber glauben Sie mir, wenn ich gewußt hätte, daß diese Lawine aus Scheiße auf mich herunterkommen würde, hätte ich mir einen kranken Freund geholt, der sich zu mir ans Bett setzt und Händchen hält.«
    »Oh, nein - das war ein gutes Alibi«, entgegnete Junkins.
    »Deine Mutter und dein Vater sahen keinen Anlaß, deine Geschichte anzuzweifeln. Das wußte ich sofort, als ich mit beiden redete. Und Alibis - die echten Alibis - haben gewöhnlich mehr Löcher als ein Anzug von der Heilsarmee. Aber wenn sie fest scheinen wie ein Panzer, dann werde ich nervös.«
    »Oh, du heiliges Christkind!« polterte Arnie los. »Das ist doch nicht zu fassen! Ich war bei diesem verdammten Schachturnier!
    Ich bin seit vier Jahren im Schachclub!«
    »Bis heute«, sagte Junkins, und Arnie wurde wieder still.
    Junkins nickte: »O ja, ich habe mit deinem Studienberater gesprochen. Herbert Slawson. Er erzählte mir, daß du in den ersten drei Jahren keinen Clubabend versäumt hast, ein paarmal wärst du auch noch mit einer Erkältung gekommen. Du warst sein bester Spieler. Aber in diesem Jahr hättest du von Anfang an durch Abwesenheit geglänzt…«
    »Ich mußte meinen Wagen reparieren… und ich hatte eine Freundin…«
    »Er erzählte mir, daß du die drei ersten Turniere versäum-test, deshalb war er überrascht, als dein Name auf der Teilneh-merliste für Philadelphia auftauchte. Er glaubte, du hättest jedes Interesse am Club verloren.«
    »Ich sagte Ihnen doch eben…«
    »Ja, ich habe verstanden. Du warst zu beschäftigt. Autos und Mädchen - damit sind die meisten Jungen in deinem Alter beschäftigt. Aber dein Interesse für Schach lebte gerade so lange auf, daß du nach Philadelphia fahren konntest - und danach hast du dich abgemeldet. Das fand ich doch sehr eigenartig.«
    »Ich kann nichts Eigenartiges daran finden«, sagte Arnie, doch seine Stimme klang seltsam entrückt, wie verloren in dem brandungsartigen Rauschen in seinen Ohren.
    »Blödsinn. Sieht so aus, als wußtest du, was auf Buddy Repperton zukommt, und hast dir deshalb ein wasserdichtes Alibi verschafft.«
    Das Brausen in seinem Kopf hatte inzwischen ein rhythmisches, wellenartiges Muster angenommen. Er bekam Kopfschmerzen - warum ging dieser gräßliche Polyp mit den boh-renden braunen Augen nicht endlich? Nichts stimmte, gar nichts. Er hatte nichts vorbereitet - weder ein Alibi noch sonst etwas. Er war genauso überrascht gewesen wie alle anderen, die aus der Zeitung erfuhren, was passiert war. Nichts Seltsames ging vor, höchstens der Verfolgungswahn dieses Irren, und (wie hast du dir eigentlich deinen Rücken verletzt, Arnie? und siehst du vielleicht irgendwas Grünes? siehst du vielleicht) er schloß die. Augen, und einen Moment lang schien die Welt aus ihrer Umlaufbahn zu fliegen, und er sah das grüne, grinsende, verwesende Gesicht vor sich. Laß sie an. Schalt die Heizung ein, laß uns eine Spritztour machen. Und wenn wir schon unterwegs sind, dann laß uns gleich reinen Tisch mit diesen Scheißern machen, die unseren Wagen demolierten. Denen geben wir Saures, diesen Wich-sern, was meinst du dazu, Junge? Denen heizen wir so tüchtig ein, daß die Leichen-Metzger im Krankenhaus ‘ne Kneifzange brauchen, wenn sie Lacksplitter aus den Kadavern von diesen Typen herausholen wollen. Was meinst du dazu? Schalt mal ‘n bißchen flotte Musik ein, dann machen wir eine Spritztour. Laß uns…
    Arnie griff hinter sich, bis er Christine berührte, ihre harte, kühle, beruhigende Oberfläche - und sogleich kehrte alles an seinen normalen Platz zurück. Er öffnete die Augen.
    »Bleibt mir nur noch eines zu sagen«, sagte Junkins, »und das ist etwas sehr Subjektives. Nichts, was ich in einem Bericht erwähnen könnte. Du hast dich verändert, Arnie. Du wirkst irgendwie härter. Als wärst du zwanzig Jahre älter geworden.«
    Arnie lachte und war erleichtert, als er hörte, wie natürlich es klang. »Mr. Junkins, bei Ihnen ist eine Schraube locker.«
    Junkins fiel nicht in sein Gelächter ein. »Ich weiß, ich weiß.
    Der ganze Fall hat ‘ne Schraube locker, denn in meiner zehnjährigen Praxis als Detektiv habe ich noch keinen solchen Fall bearbeitet. Das letztemal hatte ich zum Beispiel das

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