Dokument1
schreien.
39 Junkins meldet sich wieder
The fenders were clickin the guard-rail-posts, The guys beside me were just äs white as ghosts.
One says, »Slow down, I see spots,
The lines in the road just look like dots.«
- Charlie Ryan
Arnie traf ungefähr eine Stunde später mit seinem Wagen in Darnells Werkstatt ein. Sein Mitfahrer - wenn er überhaupt einen Mitfahrer gehabt hatte - war längst weg. Der ekelhafte Geruch ebenso. Beides war zweifellos nur eine Illusion gewesen. Wenn man jahrelang mit Scheißern zusammengelebt hatte, muß man sich nicht wundern, wenn alles anfängt, nach Scheiße zu riechen. Das wollten sie ja nur.
Will saß runter seinem Schreibtisch in seinem Glaswand-Bürokabuff und verspeiste einen Doppeldecker-Big-Mac. Er hob zwei fettige Finger, kam aber nicht heraus. Arnie drückte auf die Hupe und parkte.
Es war alles nur irgendein Traum gewesen. Ein Ausflippen seiner Sinne, so, als ob der Hahn krähte, nachdem man ihn dreimal verleugnet hatte: zuerst sein Vater, dann Leigh, und schließlich beim dritten Anruf die Schwester im Krankenhaus, als sie ihm sagte, Dennis sei im Gymnastikraum. Kein Wunder, daß er ein bißchen ausgeflippt war. Das wäre jedem passiert nach der vielen Scheiße, die seit August auf ihn heruntergereg-net war. Es war alles nur eine Frage der Perspektive. Sein Leben lang war er für die Leute nur ein Ding gewesen, das sich passiv verhielt. Und nun kam er endlich aus seiner Schale heraus und verwandelte sich in eine ganz normale, alltägliche Person mit ganz normalen alltäglichen Sorgen. Deshalb brauchte er sich nicht zu wundern, daß die Leute störrisch wurden. Denn wenn sich ein Mensch verändert (Zum Besseren oder Schlechteren, zum Reicheren oder Ärmeren), war dieser Mensch ihnen unheimlich. Er brachte ihre Perspektive durcheinander.
Leigh hatte geklagt, sie glaube, er sei verrückt geworden, und das war absoluter Schwachsinn. Er war gestreßt gewesen, natürlich war er das, aber Streß gehörte zum Leben. Wenn Miss-Rühr-Mich-Nicht-An Leigh Cabot das nicht wußte, würde sie eines Tages ihr blaues Wunder erleben. Und enden mit Weckaminen am Morgen und Schlaftabletten am Abend.
Ah, wie er sich über sie geägert hatte! Er mußte nur an sie denken, und gleich packte ihn wieder diese rasende, unerklärliche Wut. Sie überfiel ihn wie ein Wirbelwind, daß sich seine Hände um Christines Lenkrad krampften. Die Wut, die ihn erfaßte, war so groß, so elementar und so gewaltig, daß er keinen Namen für sie wußte. Eine Urgewalt, die in ihm steckte.
Aber er fühlte sich schon wieder besser. Er hatte das Gefühl, als habe er… die letzte Brücke überquert.
Als er aus seiner Benommenheit erwacht war, hatte er mitten auf einer schmalen Zufahrtstraße am äußersten Rand der Parkplätze des Monroeville-Einkaufszentrums gestanden - den Kühler nach Westen, gewissermaßen schon halbwegs in Kalifornien. Und als er dann ausstieg, entdeckte er ein Loch im Schneewall, und tauender Schnee tropfte von Christines Kühler. Offenbar hatte er die Kontrolle über den Plymouth verloren, war quer über den Parkplatz geschliddert (der trotz des Käuferandrangs zu Weihnachten glücklicherweise dank seiner ungünstigen Lage fast leer war) und hatte dann die Schnee-wand durchbrochen. Er hatte Dusel gehabt, daß es dabei keinen Bums gegeben hatte, verdammt großen Dusel.
Danach hatte er eine Weile hinter dem Lenkrad gesessen, sich die Musik im Radio angehört und durch die Panoramascheibe den Halbmond betrachtet. Bobby Helms hatte seinen
»Jingle Bell Rock« gesungen, ein Lied zu den Festtagen, wie der Discjockey den Hörern versicherte, Arnie hatte gelächelt und sich schon besser gefühlt. Er konnte sich nicht mehr erinnern, was er gesehen hatte (oder gesehen zu haben glaubte), und er wollte es auch nicht so genau wissen. Was es auch gewesen sein mochte - es war das erste und letzte Mal. Dessen war er sich absolut sicher. Die Leute hatten ihn so weit gebracht, daß er unter Wahnvorstellungen litt. Wenn sie das erfuhren, war ihre Schadenfreude sicherlich sehr groß… aber diese Befriedigung würde er ihnen nicht geben.
Die Dinge würden sich rundherum bessern. Er wollte zu Hause wieder Frieden haben, damit konnte er schon heute abend anfangen, er würde sich mit seinen Eltern vor den Fernsehapparat setzen - wie in der guten alten Zeit. Und dann würde er Leigh zurückerobern. Und wenn sie Christine nicht ausstehen konnte, gleichgültig, wie überspannt die Gründe für ihre
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