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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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nachgebesserten Lackstellen, kein Blut. Sie finden keine braunen Farbspuren von der zerbrochenen Naturpark-Schranke. Kurz gesagt - Junkins findet nicht den Hauch eines Beweises, daß Christine bei diesen Verbrechen als Mord Werkzeug verwendet wurde. Nun machen wir einen Sprung zum Mord an Darnell. Geht Junkins sofort am Morgen nach dem Mord zu Darnells Werkstatt, um sich Christine anzusehen? Ich würde es an seiner Stelle getan haben. Die Außenmauer eines Hauses ist auch kein Federbett, und ein Auto, das eine durchbricht, muß schwer beschädigt sein, so schwer, daß man es unmöglich über Nacht reparieren kann.
    Und als Junkins in der Werkstatt eintrifft, was findet er dort?
    Nur Christine, nicht einmal einen Kratzer an der Stoßstange.
    Das führte zu weiteren Rückschlüssen, die erklärten, weshalb Junkins nie eine Fahndung nach Christine angekurbelt hat.
    Ich hatte das nie begreifen können, weil er ja vermutet haben mußte, daß Christine beteiligt war. Aber am Ende wurde er von seiner Logik geleitet… und vielleicht hat die Logik ihn auch umgebracht. Junkins hatte Christine nicht zur Fahndung aus-schreiben können, weil ihr Alibi - ihr stummes Alibi - genauso unerschütterlich war wie das ihres Besitzers. Wenn er Christine unmittelbar nach dem Mord an Will Darnell überprüft hatte, mußte er zu dem Schluß gekommen sein, daß der Wagen nichts damit zu tun hatte, gleichgültig, wie überzeugend die Beweise des Gegenteils waren.
    Nicht ein Kratzer in ihrem Lack. Und weshalb nicht? Weil Junkins eben nicht alle Tatsachen gekannt hatte. Ich mußte an den Meilenzähler denken, der rückwärts lief, und an Arnies Bemerkung: Nur eine kleine technische Macke. Ich dachte an das Spinnwebennetz von Sprüngen in Christines Panoramascheibe, das von Mal zu Mal kleiner wurde und sich in sich selbst zurückzog - als ob die Risse rückwärts liefen. Ich dachte an Arnies wahllosen Austausch der defekten Teile, eine Methode ohne System und Logik. Und zu guter Letzt dachte ich an meine alptraumhafte Heimfahrt in der Silvesternacht - an die alten Automodelle, die so neu aussahen und entlang der Gehsteige dicht gedrängt vor den Häusern parkten, wo Partys gefeiert wurden; an das Strand-Kino, das in seiner alten gelben Back-steinpracht wiederauferstanden war; an das halbfertige Neubaugebiet, das schon vor zwanzig Jahren eingeweiht worden war.
    Nur eine kleine technische Macke.
    Die Unkenntnis dieser technischen Macke Christines hatte Rudolph Junkins das Leben gekostet.
    Denn, sehen Sie, bei jedem Auto verschleißen die Teile allmählich, egal, wie gut man den Wagen pflegt. Ein Wagen verläßt das Fließband wie ein neugeborenes Baby, und wie ein neugeborenes Wesen ist er sofort der Abnützung ausgesetzt.
    Die Schlingen und Schläge eines tückischen Schicksals versetzen hier einer Batterie den Todesstoß, zerbrechen dort eine Schub-stange und lassen woanders ein Radlager sich festfressen. Die Schwimmernadel im Vergaser bleibt hängen, ein Reifen platzt, irgendwo ist ein Kurzschluß im elektrischen System, und an einer Stelle wird die Polsterung durchgescheuert.

    Es ist wie im Kino. Und wenn man den Film rückwärts laufen lassen könnte…
    »Haben Sie noch einen Wunsch, Sir?« sprach mich der Archi-var von hinten an. Ich hätte beinahe aufgeschrien.
    Mom erwartete mich in der Vorhalle, und sie erzählte während der Heimfahrt die meiste Zeit von ihrer Schriftstellerei und ihrem neuen Kursus - Discotanzen. Ich nickte und gab auch meistens an der richtigen Stelle eine Antwort. Und ich dachte, falls Junkins seine Techniker, seine hochkarätigen Autospezia-listen aus Harrisburg, tatsächlich nach Libertyville holte, dann hatten sie vermutlich den Elefanten übersehen, während sie nach einer Nähnadel suchten. Ich konnte ihnen deswegen keinen Vorwurf machen. Wagen laufen eben nicht rückwärts wie ein falsch eingespulter Film. Und solche Dinge wie Geister oder Wiedergänger oder Dämonen vermutet man natürlich nicht in einem automatischen Getriebe oder einer Ölwanne.
    Wenn du an das eine glaubst, mußt du auch an alles andere glauben, dachte ich und erschauerte.
    »Soll ich die Heizung aufdrehen, Denny?« erkundigte sich meine Mutter gutgelaunt.
    »Bitte, Mom.«
    Ich dachte an Leigh, die morgen zurückkam. Leigh mit ihrem wunderschönen Gesicht (das durch diese schrägen, fast grausamen Wangenknochen nur noch reizvoller wirkte), mit ihrer herrlichen Figur, diesen reizenden Rundungen ihres Körpers, die noch nicht von den

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