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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen, als müßte er dringend auf die Toilette. »Was den Wagen betrifft…«

    »Geht ihr auf die Universität?« unterbrach LeBay ihn. »Etwa gar auf die Uni in Horlicks?«
    »Nein, Sir. Ich besuche die Libertyville High School.«
    »Gut«, entgegnete LeBay grimmig. »Halte dich lieber von den Hochschulen fern. Die quellen über von solchen Typen, die den Niggern den Panama-Kanal schenken wollen. >Denkfa-briken< nennen sich die Typen. Ich sage, die fabrizieren nur Scheiße.«
    Er betrachtete liebevoll den Wagen, den Plattfuß hinten und den blinden Lack, der in der späten Nachmittagssonne rost-braun schimmerte.
    »Im Frühjahr ‘57 hab ich mir dann den Rücken verstaucht«,-fahr er fort. »Da ging es mit der Armee auch schon bergab. Ich bin gerade noch rechtzeitig ausgestiegen und kam nach Libertyville zurück. Und dann nahm ich mir das rollende Blech unter die Lupe. Ließ mir viel Zeit dafür. Und eines Tages ging ich dann zu Norman Cobbs Plymouth-Vertretung - in der äußeren Main Street, wo heute der Schuppen mit der Bowlingbahn steht - und bestellte mir diesen Wagen. Ich sagte ihm, es käme nur das Modell vom nächsten Jahr in Frage, und zwar mit Zweifachlackierung -
    weiß und rot. Innen rot wie die Feuerwehr. Und sie lieferten genau das, was ich bestellt hatte. Und die Dame hatte nicht mehr als sechs Meilen auf dem Tacho. Yessir.«
    Er spuckte neben den platten Reifen.
    Ich blickte über Amies Schulter auf den Meilenzähler. Das Glas war innen beschlagen, aber ich konnte trotzdem den genauen Stand ablesen: 97432 und sechs Zehntel. Jesus verhüllte verschämt sein Gesicht.
    »Wenn Sie den Schlitten so lieben - warum verkaufen Sie ihn dann?« fragte ich.
    Er musterte mich mit milchigem, aber nicht sehr wohlwollen-dem Blick. »Willst du dich über einen Kriegsveteranen lustig machen, Söhnchen?«
    Ich gab keine Antwort, wich aber auch seinem Blick nicht aus.
    Nach einem sekundenlangen Blickduell (das Arnie entging, weil er die Haifischflossen am Heck streichelte) sagte er: »Ich kann nicht mehr Auto fahren. Mein Rücken verträgt das nicht mehr. Und mit der Sehkraft hapert’s ebenfalls.«

    Plötzlich hatte ich begriffen, warum er verkaufte - oder bildete mir das wenigstens ein. Wenn er uns korrekte Daten vermittelt hatte, war er einundsiebzig Jahre alt. Und mit siebzig verlangt der Staat, daß man sich jedes Jahr einem Sehtest unterzieht, ehe man seine Fahrerlaubnis erneuert bekommt.
    LeBay war entweder bei dem Sehtest durchgefallen oder hatte Angst, daß er durchfallen würde. Was beides auf das gleiche hinauslief. Statt sich also mit Schande zu bekleckern, hatte er lieber den Plymouth zum Verkauf in den Vorgarten gestellt.
    Und von diesem Moment an ging es natürlich rasch bergab mit dem Schlitten.
    »Wieviel verlangen Sie für den Wagen?« fragte Arnie abermals. Oh, er konnte es gar nicht erwarten, ausgenommen zu werden.
    LeBay blickte zum Himmel, als wollte er feststellen, ob es bald regnete. Dann sah er wieder auf Arnie herunter und schenkte ihm ein Lächeln, das so falsch war wie seine Zähne.
    »Ich hatte mir eigentlich dreihundert Piepen vorgestellt«, sagte er. »Aber du machst einen guterzogenen, sympathischen Eindruck auf mich. Deshalb werde ich dir zuliebe fünfzig Mäuse nachlassen.«
    »Oh, du heiliger Bimbam«, murmelte ich.
    Aber er wußte, daß Arnie wie Wachs in seinen Händen war und wie man einen Keil zwischen uns treiben konnte. Um ein Sprichwort meines Großvaters zu zitieren - er war nicht erst gestern von einem Heuwagen heruntergefallen.
    »Okay«, sagte er energisch, »wenn euch das nicht paßt, muß ich jetzt wieder ins Haus zurück. Um vier Uhr dreißig beginnt mein Nachmittagsprogramm. Am Rande der Nacht. Wenn’s geht, versäume ich keine Folge. Es war nett, mit euch zu plaudern, Jungs. Bye bye.«
    Arnie warf mir einen derart schmerzgepeinigten und zugleich wütenden Blick zu, daß ich einen Schritt zurücktau-melte, während er dem alten Mann nachlief und sich an seinen Ellenbogen klammerte. Sie redeten leise miteinander. Ich konnte kaum ein Wort verstehen, aber was ich sah, reichte mir vollkommen. Der Stolz des Kriegsveteranen war verletzt. Arnie redete mit zerknirscht-schuldbewußtem Gesicht. Der alte Mann meinte, er hoffe nur, Arnie verstünde, daß er seinen Wagen nicht beleidigen ließ, der ihn sicher über die Runden bis in die goldenen Jahre gebracht habe. Und dann ließ er sich auch von Arnie wieder zentimeterweise zu seinem

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