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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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zuerst am Apparat, als ich anrief. Als ich hörte, wie der Hörer mit einem lauten Klappern auf den Tisch gelegt wurde, hätte ich um ein Haar wieder eingehängt.«
    Arnie zeigte mir mit den Fingern, was er unter Haaresbreite verstand - ungefähr einen Viertel Zoll.
    »Ich kenne das Gefühl«, sagte ich, und das stimmte, man macht sich in diesem Moment immer Sorgen, ob man sich blamiert, egal, ob man nun ein athletisch gebauter Footballspieler ist oder so eine halbe Pickelportion wie Arnie. Im Prinzip unterschieden wir uns da wohl sehr wenig, aber das Ausmaß seines Leidens war für mich vermutlich nicht nachvollziehbar.
    Er hatte ungeheuren Mut bewiesen. Eine Verabredung ist wahrscheinlich etwas Alltägliches, aber in unserer Gesellschaft sind damit viele Spannungen und Mißverständnisse verbunden. Es gibt Schüler, die während der gesamten High School nie den Mut aufbringen, sich mit einem Mädchen zu verabre-den. In vier Jahren - kein einziges Rendezvous. Und das sind beileibe keine Ausnahmen. Und es gibt eine Menge enttäuschter Mädchen, mit denen sich nie ein Junge verabredet. Da kann so mancher in jungen Jahren schon aus Verzweiflung krank werden und einen Knacks fürs Leben bekommen. Jedenfalls konnte ich mir ungefähr vorstellen, wie groß die Qual für Arnie gewesen sein mußte, als er darauf wartete, ob Leigh ans Telefon kam oder nicht - vor allem, weil sie nicht nur ein x-beliebiges Mädchen war, sondern das schönste Mädchen der Schule.
    »Sie kam ans Telefon«, fuhr Arnie fort, »und sagte:
    >Hallo?<, und, Mann, ich brachte kein Wort heraus. Ich versuchte es, aber alles, was ich zustande brachte, war ein kurzes leises Pfeifen. Also sagte sie noch einmal: >Hallo, wer ist denn dort?<, als würde ihr irgendein Idiot einen Streich spielen. Ich dachte: Nun stell dich nicht so lächerlich an! Wenn du mit ihr in der Schule reden kannst, dann schaffst du es auch an diesem gottverdammten Telefon! Mehr als nein sagen kann sie nicht, sie kann dich nicht erschießen, weil du sie um eine Verabredung bittest. Und da konnte ich endlich
    >Hallo< sagen, >hier ist Arnie Cunningham<. Und sie sagte ebenfalls >hallo<, und ich dann äh-äh-äh-äh und bla-bla-bla, bis ich endlich begriff, daß ich nicht einmal wußte, wohin ich mit ihr gehen konnte, wenn sie tatsächlich ja sagen sollte, und uns ging schon der Gesprächsstoff aus, und wenn mir nichts Vernünftiges einfiel, würde sie bald auflegen. Also sagte ich das erste, was mir in den Sinn kam, und das war deine Footballmannschaft, Dennis, und ich fragte sie, ob sie mit mir am Samstagnachmittag nach Hidden Hills fahren würde, und sie antwortete, liebend gern - einfach so, als hätte sie die ganze Zeit darauf gewartet, daß ich mich mit ihr verabredete.«
    »Vermutlich hat sie darauf gewartet.«
    »Ja, könnte sogar sein«, erwiderte Arnie nachdenklich.
    Die Glocke läutete. In fünf Minuten begann der nächste Kursus. Arnie und ich standen auf. Der Jubelchor mar-schierte mit flatternden kurzen Röckchen vom Rasen in die Umkleidekabinen. Wir stiegen die Tribünentreppe hinunter, warfen unsere leeren Lunchtüten in einen Abfallkorb, der in unseren Schulfarben bemalt war - orange und schwarz - und schlenderten auf die Schule zu.
    Arnie lächelte noch in der Erinnerung, wie es mit Leigh angefangen hatte. »Es war nackte Verzweiflung, daß ich sie zum Footballmatch einlud.«

    »Vielen Dank«, sagte ich. »Dafür halte ich nun jeden Samstagnachmittag meine Knochen hin.«
    »Du weißt doch, wie ich es meine. Und dann, nachdem sie ja gesagt hatte, überfiel mich abermals das nackte Entsetzen, und ich rief dich an - erinnerst du dich noch?«
    Ja, tatsächlich, er hatte mich damals am Freitagabend angerufen, um mich zu fragen, ob unser nächstes Match ein Heim-
    öder Auswärtsspiel wäre, und er wirkte schrecklich deprimiert am Telefon, als ich ihm sagte, es fände in Hidden Hills statt.
    »Da stand ich nun, hatte ein Rendezvous mit dem schönsten Mädchen unserer Schule, war schier aus dem Häuschen, und dann stellt sich heraus, es ist ein Auswärtsspiel, und mein Wagen steht immer noch in Wills Garage.«
    »Du hättest ja den Bus nehmen können.«
    »Ja, heute weiß ich das, aber damals nicht, denn bisher war der Fan-Bus immer schon eine Woche vor jedem Spiel ausge-bucht. Ich ahnte ja nicht, daß die Fans zu Hause blieben, sobald ihr zu verlieren anfangt.«
    »Erinnere mich nicht daran«, sagte ich.
    »Also ging ich zu Will. Ich wußte, Christine würde es schaffen. Aber

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