Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition)
dem großen Kopf, dem Bürstenhaarschnitt und den fleischigen Lippen durch ein großes Haus laufen, in die Zimmer hinein- und wieder herausrennen, große dunkle Zimmer, mit widerlich grünen Tapeten, mit großen rotsamtenen Betten und frisch lackierten, massiven schwarzen Holztischen. Eugene klapperte die Räume ab, als würde er etwas oder jemanden suchen, und unterwegs machte er, unachtsam, wie er war, immer wieder etwas mit dieser Axt kaputt. Pass auf, Eugene! Und er zertrümmerte eine Keramikvase, einen Glaskrug, eine Fensterscheibe; und so stürzte Eugene ins Freie, in den großen Garten mit dem grünen Rasen, in den riesigen Garten, umgeben von hohen Bäumen, und da liegen viele Menschen, ausgestreckt in der Sonne, wohlig ausgestreckt, und lesen Bücher, nur einer liest nicht, er schläft, und Eugene läuft auf ihn zu, mit dieser Axt: Pass auf, Eugene! Ich bin aufgewacht mit dem letzten Bild vor Augen, einem Fleischbrei dort, wo das Gesicht gewesen war, und Blutbäche, die über den mit Goldkettchen bedeckten Oberkörper rannen.
If I Were a Swan … Tja, wenn …
Erinnern Sie sich an Filiberto, den Techniker, der für die Analysen zuständig war? An diesem ersten Tag ist er wie ein Pfau aus seinem Labor herausstolziert, hat eine Sonde in den Lastwagen eingeführt, um die Proben für die Analysen zu entnehmen, und ist zurückgestürmt wie ein Forscher, der in der Endrunde um den Nobelpreis kämpft. Ich habe die Lieferscheine entgegengenommen und bin dann mit einer Flasche Prosecco zur Mülldeponie hinuntergelaufen. Die Mamma hat den Lastwagen gewogen und den Betrag eingegeben; die Nonna hat ihn, wenn auch nur etwas zögerlich, weil sie gerade am Radio herumhantierte, mit dem Wasserschlauch im Anschlag vorbeifahren lassen. Drunten erwartete dann ich ihn mit dem Kompaktor. Das Männchen mit der Maurermütze auf der Birne hat seinen Laster ausgekippt, einen dunklen, etwas feuchten Brei. Dann habe ich die Flasche mit dem Prosecco di Valdobbiadene entkorkt, und wir haben auf unsere erste Ladung angestoßen. Prosit! Und nachher bin ich mit dem Müllverdichter drüber und habe alles planiert.
Es gab viel Musik, ein herrlicher Tag, die Nonna, die Radio Bella Monella hörte, die Mamma, die Rechnungen ausdruckte, während Filiberto mit seinen mysteriösen Analysen beschäftigt war. Die Welt war schön, die Tauben in der Luft und der Frühling im Anmarsch. Ein guter Zeitpunkt, um eine Mülldeponie zu eröffnen. Am Tor habe ich aus den Augenwinkeln gesehen, wie Gino uns von seinem Volvo 740 aus zuwinkte. Bruderherz! Ich wusste ja, dass du nicht fehlen durftest!
Zwei Monate lang hatten wir keinen ruhigen Moment, und auch ich, der immerhin mit diesem Zeug Geld verdiente, auch ich habe mich schließlich gefragt: Wer, zum Teufel, produziert all diese Abfälle? Sie kamen aus allen Teilen Italiens, zu allen Stunden des Tages, manche auch mitten in der Nacht, und die Leute biwakierten auf dem Platz vor der Deponie. Dort sah es aus wie auf dem Obst- und Gemüsemarkt, wo all die Lastwagen schon im Morgengrauen unterwegs sind. Wir haben auch einen Kaffeeautomaten angeschafft und an der Umzäunung befestigt, und der war im Nu voller Münzen. Brummifahrer sind besondere Leute. Einige sind schweigsam und stinken auch ein bisschen. Andere haben ihre Augen überall und erzählen dir ununterbrochen von Unfällen, die sie gesehen haben, von den Häusern unterwegs, den Nutten in den Autobahnraststätten, von Leuten, die während der Pausen Karten spielen, vom Essen, von den Getreidepreisen und der Qualität des Cappuccino, und manche wissen auch etwas über den Wind, der auf den Viadukten weht, über den Regen, der im Anzug ist, und darüber, wie die Apenninenluft riecht. Sie bringen Wettervorhersagen mit, konkrete Angaben zur Inflation, und man braucht eigentlich keine Zeitung mehr zu lesen. Sie berichten über den Verlauf der Grippeepidemie und erzählen auch Geschichten über das Leben in ferner Zeit, Geschichten, die einen von der Arbeit abhalten, und es ist ein Glück, dass die Nonna weder den Schlauch loslassen noch das Telefon abnehmen kann, wenn Radio Bella Monella anruft, und dass sie sich auch nicht mit den Lkw-Fahrern unterhalten kann, sonst wären wir bald schön aufgeschmissen gewesen. Manche Fahrer bändeln mit Antonietta an, wenn sie am Nachmittag ihre Schicht antritt, und diese Typen muss ich ihr vom Leibe halten. Vor allem die Älteren und solche, deren Bauch sich über den Hosenbund wölbt und die schwarze, etwas
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