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Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition)

Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition)

Titel: Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fulvio Ervas
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Kunststoffrollläden und der Eingang zum Haus, bewacht von einem Hündchen, das sich an der Kette wand.
    Am Ausgang, halb versteckt hinter einem grünen Vorhang, stand ein dicker Junge, der ein auffallend misstrauisches Verhalten an den Tag legte. Ich musste nicht sehr nahe an ihn herantreten, um festzustellen, dass er doch nicht mehr ganz jung war, trotz seines Kindergesichts. Er hatte Falten um die Augen, eine lange Narbe auf der Wange und einen etwas leeren Blick. Als er sah, dass ich näher kam, versteckte er sich ganz hinter der Gardine, aber ich hatte inzwischen begriffen, dass es sich um einen Mongoloiden handelte, so einen, den man als Schandfleck im Haus versteckt, und mir war plötzlich nicht mehr danach, dem Cavasin meine Meinung zu sagen. Er hatte bereits sein Kreuz zu tragen, auch wenn ich mich fragte, warum er sich über ein bisschen Gestank aufregte, bei all den Sorgen, die er sonst schon hatte. Vielleicht hatte der Alte mich kommen sehen und mich von irgendeinem Balkon aus beobachtet. Ich dachte, dass er meine Geste verstehen würde, wenn er merkte, dass ich umgekehrt war, ohne ein Wort zu sagen.
    Doch zwei Tage später sehe ich, am Abend, während ich die Tore schließe, die Scheinwerfer eines Autos aufleuchten, die mich eine Zeit lang ins Visier nehmen, bevor sie abgeblendet werden. Ich erkenne die Umrisse eines Fiat 127, der populärsten Blechkiste der Nation, und drinnen erkenne ich vage die massige Silhouette des Cavasin. Ich bleibe stehen und warte, dass er sich rührt, rolle aber sicherheitshalber die dicke Kette zusammen, mit der ich die Zufahrt zur Mülldeponie blockieren wollte. Sollte er frech werden, würde ich ihm einen Schlag mit der Kette versetzen und ihn niederstrecken. Da kurbelt der Alte das Fenster herunter, das mit Silikon zusammengeklebt sein muss, weil es beim Öffnen aufstöhnt.
    ›Ich bin hier wegen dem Gestank.‹
    ›Wegen was für einem Gestank denn?‹, frage ich.
    ›Ich bin hier wegen dem Gestank‹, wiederholt er.
    ›Ich rieche keinen Gestank‹, bekräftige ich und bleibe bei meiner Linie.
    ›Weil du eine Scheißnase hast. Aber meine ist so fein wie sie lang ist.‹
    Ich habe blitzartig geschaltet, und wir haben uns auf eine stillschweigend zu zahlende Entschädigung geeinigt. Einmal im Monat ging ich nun zu dem Mongoloiden und überreichte ihm dreihunderttausend Lire, die dieser, geschickt und gut dressiert wie ein geborener Taschenspieler, verschwinden ließ. Einmal hatte er sogar die Stirn zu behaupten, ich hätte ihm gar nichts gegeben.
    ›Versuch nicht, mich reinzulegen! Sonst rufe ich deinen Vater!‹ Aber der andere zeigte mir ungerührt seine leeren Hände und forderte das Geld. Es half alles nichts. Ich musste was drauflegen und ihm drei Scheine aushändigen. Zehntausenderscheine.«

12. D EZEMBER
    »Ich kann es nicht glauben«, sagte Inspektor Stucky zu dem Agente, der ihn soeben ins Bild gesetzt hatte. Dabei wusste er nur zu gut, dass es wahr war; er hatte sie ja erwartet, diese Leiche, er hatte auf das Unglück gewartet. Er fühlte sich unbehaglich, weil er seinen Arbeitsplatz für zwei Tage verlassen hatte, zwei Urlaubstage, die weit im Voraus beantragt worden waren, zu einer Zeit, als sich die Blätter der Rosskastanien noch nicht einmal verfärbt hatten. Er hatte einen Fehler gemacht und sich wider Willen in die Angelegenheit mit den Verkäuferinnen hineinziehen lassen. Martini oder wer weiß was sonst noch hatte ihn in einen Züchter von Erinnerungen und Chrysanthemen verwandelt. Allerdings hatte Martini Chrysanthemen nicht ausstehen können.
    »Antimama«, brummte er vor sich hin und rannte geradezu aus dem Polizeipräsidium, in die Dunkelheit hinein. Er ließ sich vom eisigen Ostwind kneifen, der durch die Gassen fuhr, und lief an den mit Lichterketten geschmückten Häusern entlang. Das Geschäft war nur wenige hundert Meter entfernt, die er zurücklegte wie ein schwer verliebter Zwanzigjähriger, wenn auch natürlich keuchend. Es war ein Geschäft für Damenoberbekleidung, Modelle aus exquisiten Stoffen und erlesenen Zuschnitts, wie sie Anwältinnen, Unternehmensberaterinnen und allgemein Damen mit einem Hang zur Eleganz bevorzugten.

    Die Leiche bemerkt hatte die Reinemachefrau, die, wie jeden Morgen, vom Hinterzimmer aus, in dem sich ein kleiner Waschraum befand, den Laden betreten hatte. Sie hatte sich erst dem Bad gewidmet und dann dem Boden des Ladens, den sie ordentlich gesaugt und sauber gewischt hatte. Erst als sie einen Blick in

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