Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition)

Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition)

Titel: Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fulvio Ervas
Vom Netzwerk:
befindlichen Meisterwerke werfen …«
    »Sehnsucht nach der guten alten Zeit?«
    »So ungefähr.«
    Auf die Haushälterin gestützt, stieg der Anwalt die Stufen zum ersten Stock hinauf. Im Korridor gewann man, bei passender Beleuchtung, den Eindruck, dass sich in den Wänden Fenster öffneten, und durch diese Öffnungen erschienen zauberhafte Spiegelungen auf dem Fluss, dem Sile. Häuser und Mühlen, Fährleute, Ufer und Bäume, Binsen und Schilfrohr, alles wie aus einer anderen Welt, durchscheinend, schwebend, still.
    »Es muss ein Zauberland gewesen sein«, sagte Stucky.
    »Oder vielleicht war der Maler nur besonders empfindsam.«
    »Vielleicht …«
    Die beiden Männer sahen sich an. Der hochbetagte Anwalt in seiner viel zu engen Weste, das Haar wie Fäden nach hinten gekämmt und das rechte Knie gebeugt, als hänge ein unsichtbares Gewicht daran, streckte dem Polizisten die Hand entgegen: »Frohe Weihnachten, Signor Inspektor.«
    »Frohe Weihnachten, Avvocato.«
    Danach warf Stucky einen Blick in die Wohnungen neben der, in der die Schepis gelebt hatte. Es stellte sich heraus, dass eine Wohnung leer stand; in den beiden anderen traf er ein paar verschlafene Nigerianerinnen an, die nichts wussten und nichts sahen, und einen jungen Serben, der struppig und mitgenommen aussah und behauptete, Jolanda vom Sehen her zu kennen.
    »Sie haben sie seit ein paar Tagen nicht mehr gesehen, und es kommt Ihnen nicht in den Sinn, einmal bei der Polizei anzurufen?«
    »Ich baue Häuser, keine Brillen«, sagte der Mann. Er erinnerte sich jedoch an ein paar Leute, mit denen sie Umgang pflegte. Frauen, zum Beispiel.
    »Was für Frauen?«
    »Elegante Frauen.«
    »Elegant?«
    »Bessere …«
    Stucky ließ sie sich beschreiben, merkte aber gleich, dass es sich nur um sehr vage Informationen handelte. Er kehrte ins Polizeipräsidium zurück.

    »War ein kleiner Junge hier und hat etwas für mich abgegeben?«
    Agente Conte schaute Stucky nachdenklich an und schüttelte schließlich den Kopf.
    Dann nahm der Inspektor noch einmal den Bericht über den Unfall von Signora Veneziani zur Hand. Die Angaben sprachen nicht gegen ein zufälliges Ereignis. Die Frau war von einem Auto angefahren worden, einen Meter vor einem Fußgängerüberweg; auf der anderen Seite der Straße befand sich die Villa von Freunden. Die Umgebung war eine schöne Wohngegend mit Bauten aus dem frühen 20. Jahrhundert, die in baumreichen Gärten standen. Der Unfallfahrer war die lange Allee hinuntergefahren, vielleicht nicht ganz nüchtern; Signora Veneziani hatte gerade den Gehsteig verlassen, um sich auf die andere Straßenseite zu begeben, zum Parkplatz, der nur fünfzig Meter entfernt lag. Stucky war mehr denn je davon überzeugt, dass es sich um einen normalen Unfall gehandelt hatte.
    Die Zentrale leitete einen Anruf an ihn weiter.
    »Inspektor Stucky am Apparat.«
    »Signor Inspektor, ich habe Ihnen eine Mitteilung im Zusammenhang mit der angefahrenen Frau zu machen.«
    »Wer sind Sie?«
    »Ich würde lieber persönlich mit Ihnen sprechen.«
    »Dann kommen Sie ins Polizeipräsidium.«
    »Kennen Sie das Brek?«
    »Dieses Selbstbedienungsrestaurant?«
    »Ja. Zum Mittagessen. Vorher habe ich noch einige Erledigungen …«
    »Wie erkenne ich Sie?«
    »Ich erwarte Sie in dem Raum, der wie eine Bibliothek eingerichtet ist.«

    »Conte! Wo bleibt der kleine Junge?« Er brüllte es geradezu von der Tür seines Büros auf den Gang hinaus, denn der Anrufer hatte ihn nervös gemacht.
    »Keine Ahnung …«
    Raschen Schrittes erreichte Stucky die Piazza dei Signori. Keine Spur von Checo Malaga und natürlich auch nicht von Ali.
    Er sah Bebo Bastuzzi, der auf der Loggia dei Cavalieri den Zwerg gab und sich selbst spielte, indem er Weihnachtskerzen und, je nach Jahreszeit, Ostereier, Strohhüte und Badeanzüge, einteilige, für bessere Damen, verkaufte. Manche meinten, er wandere ziellos umher und sei einsam, würde abends in irgendeiner historischen Wohnung verschwinden und in den riesigen Salons unter dem Dach mit seinen Pantoffeln über echte venezianische Fußböden schlurfen; andere wiederum stellten sich vor, dass er aus einem Zirkus entlaufen sei, der einmal am Stadtrand, in der Gegend von Fiera, kampiert hatte, aus einer jener kleinen Karawanen, die immer kurz vor der Pleite stehen: zwei Esel, zwei Clowns, ein Jongleur und ein Zwerg. Eines Tages war tatsächlich ein Zirkus in die Stadt gekommen und hatte ausgerechnet auf der Piazzetta San Parisio, zwischen den Häusern,

Weitere Kostenlose Bücher