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Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition)

Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition)

Titel: Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fulvio Ervas
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sein Zelt aufgeschlagen. Es war ein besonderer Zirkus, auch wenn es keine besonderen Zirkusse mehr gab, aber dieser hatte tatsächlich keine Tiere, weder Esel noch alte Löwen noch Pferde. Nur eine Handvoll junger Leute, Athleten, Tänzerinnen, Schlangenmenschen und einen Zwerg hatten sie schon, einen Zwerg, der sein eigenes Programm machte. Zwei Zwerge konnten sie sich nicht leisten, und Bebo Bastuzzi hatte seufzend seine alte Handelstätigkeit wieder aufgenommen.
    Stucky kannte Malagas Domizil, eine herrschaftliche Wohnung in der Nähe des ehemaligen Cinema Astra, eine von mehreren in seinem Besitz befindlichen Immobilien. Er läutete lange und vergeblich. Dann blickte er nach oben und betrachtete die alten Balken und die Balkone in der Hoffnung, den Blinden auftauchen zu sehen. Enttäuscht und besorgt überließ er sich dann dem Strom der Kunden, die der Piazza dei Signori zustrebten, verkroch sich in der Bar an der Piazza Borsa und wartete untätig auf die Mittagszeit. Der Vormittag eröffnete ihm keine anderen Chancen. Er spürte, dass er viele Informationen zusammengetragen hatte und dass sich in seinem Kopf interessante Verknüpfungen herstellten. Aber irgendetwas – die Wintersonne, der bevorstehende kürzeste Tag des Jahres, der unruhige Schlaf der vorhergehenden Nacht – hatte ihm die Initiative geraubt. Mit einer Zeitung, die er sogar einschließlich der Todesanzeigen durchforstete, vertrödelte er die Stunden, schielte immer wieder auf die Stammgäste und die Damen im Pelz, erlebte den kurzen Auftritt Signor Springolos, das menschliche Sammelsurium, das diese Stadt repräsentierte, die Männer und Frauen, die sie geerbt hatten und weitervererben würden. Aber jeder dachte nur bis zum eigenen Horizont.

    Das Brek bot sich als Selbstbedienungsrestaurant für kurze Mittagspausen an, für Bankleute, Angestellte und natürlich auch für Verkäuferinnen. Schneller Service, aber ohne die brutale Nüchternheit der üblichen Fast-Food-Lokale. Nachdem man sich sein Essen zusammengesucht hatte, stieg man in die Räume mit vorgetäuschter Kulisse hinauf, wobei man unter Piraten und dem Meer, exotischen Stränden, Aztekentempeln und Bibliotheken im Stil des 19. Jahrhunderts wählen konnte.
    Im Bibliotheksraum saßen mehrere Stammgäste, aber Stucky brauchte nicht lange, bis er seinen Mann ausgemacht hatte. Dieser hatte sich an einem Tisch für zwei auf die Lauer gelegt, den Rücken zur Wand, in sicherer Entfernung von den anderen lärmenden Gästen. Sein kurzes Haar ging ins Blonde, seine Brille hatte runde Gläser, und er kam dem Inspektor etwas füllig vor, zumindest ließ das, was er sah, diesen Eindruck zu, dazu kam noch der Anflug eines mehrere Tage alten Barts. Er tat, als würde er auf einen Teller Kartoffeln starren und ein Glas Bier streicheln, war aber wachsam und erkannte auch seinerseits Stucky sofort.
    Der Inspektor ging auf ihn zu: »Signor …«
    »Dr. Tarfusser. Dr. Kuto Tarfusser, Psychologe.«
    » Complimenti! Anhänger von C. G. Jung?«
    »Das könnte ich nicht behaupten, ich habe mich noch nicht festgelegt. Ich arbeite auch für die Detektei Condor.«
    »Die Mannschaft des alten Di Nolfo!«
    »Sie kennen ihn?«
    »Er war einer von uns, bis vor fünf Jahren. Ich habe seine Stelle geerbt.«
    »Zufälle gibt es …!«
    »Und ob …!«, sagte Stucky, stellte das Tablett mit Salat und Lachs ab und setzte sich.
    »Also ein Detektiv-Psychologe … oder umgekehrt?«
    »Die Tätigkeit, die ich anstrebe, ist die eines Psychologen. Aber mein Einkommen verdanke ich vorläufig der Zusammenarbeit mit der Detektei Condor. Ich habe eine kleine Praxis in Santa Bona.«
    »Ein bisschen weit draußen …«
    »Vorläufig.«
    »Südtiroler?«
    »Tiroler.«
    »Und was weiß ein Tiroler über das, was hier passiert, hier in Treviso?«
    »Ich möchte vor allem, dass Sie mir Diskretion zusichern. Meine Ermittlungstätigkeit steht auf dem Spiel.«
    »Sie werden alle Garantien erhalten, die das Gesetz vorsieht, und dazu noch mein persönliches Ehrenwort. Und jetzt schießen Sie los.«
    »Ich verfolge einen Fall betrieblicher Untreue, bei dem sich herausgestellt hat, dass es sich um einen Fall ehelicher Untreue handelt. Das Verfahren sieht Observierungen vor …«
    »Ich kenne das Verfahren.«
    »Um es kurz zu machen: Ich habe gesehen, wer neulich abends diese Frau angefahren hat.«
    Damit hatte Stucky nicht gerechnet, und er sah, wie Tarfusser lächelte, der ihm die Überraschung vom Gesicht abgelesen hatte.
    »Interessant

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