Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
Vom Netzwerk:
Kürbis fand sich ein Gesichtsausdruck, der ein Meisterstück der Schwachsinnigkeit war. Ein Schild hing dem Ding um den Hals: LASS UNS SPEISEN ODER FREI SEIN . Geder nickte seinem anderen Ich zu, ein kurzer und wenig wohlmeinender Gruß.
    Seine Männer saßen auf denselben Plätzen, auf denen er sie bei seinem ersten Auftritt angesprochen hatte. Viele waren vom Schlaf zerzaust. Jorey Kalliam war unter ihnen, die Stirn in Falten gelegt. Gospey Allintot stand im Hintergrund, die Arme verschränkt und das Kinn vorgereckt. Er dachte vermutlich, man würde ihn für den Aufstand des vorigen Tages zur Rechenschaft ziehen. Geder trat in den Vordergrund der ehemaligen Kapelle. Er setzte sich nicht hin.
    »Meine Lords«, sagte er scharf. »Ich entschuldige mich für die frühe Stunde, aber ich danke Euch, dass Ihr gekommen seid. Als Lord Protektor ist es meine Pflicht und mein Vorrecht, Euch allen an diesem unserem letzten Tag in der Stadt Vanai Eure Befehle zu geben.«
    Er stand einen Augenblick still, damit die Worte sich setzen konnten. Die Verwirrung löste Stirnfalten und lockerte versteifte Nacken.
    Geder nickte. »Bei Anbruch der Nacht werdet Ihr Eure Männer draußen vor den Stadttoren aufgestellt und für einen Marsch nach Camnipol vorbereitet haben«, sagte er. »Mir ist klar, dass Nahrung ein wenig knapp ist, also stellt sicher, dass sie eingepackt wird, ehe wir etwaige letzte Beutestücke aufhäufen. Dies ist keine Plünderung.«
    »Was ist es dann?«, fragte Alberith Maas.
    »Unterbrecht mich nicht noch einmal, Maas. Ich bin hier noch verantwortlich. Sir Allintot, wärt Ihr so gut und würdet dafür sorgen, dass die Kanäle gesperrt werden? Wir werden sie austrocknen lassen, denke ich. Und die Straßentore wird man schließen müssen.«
    »Welche Tore?«
    »Diese Eisentore an den Straßenausgängen«, sagte Geder.
    »Ja, Herr. Ich kenne sie. Ich meinte, welche davon wollt Ihr schließen lassen?«
    »Alle. Lord Kalliam, ich möchte, dass Ihr die Stadttore bewacht. Niemand kommt in die Stadt, und niemand außer uns verlässt sie. Es ist sehr wichtig, dass niemand flieht.«
    »Wir gehen?«, fragte Maas.
    »Ich bin zu dem Schluss gezwungen worden«, sagte Geder, »dass das weitere politische Umfeld bei Hofe eine langfristige Herrschaft über die Stadt unmöglich macht. Ihr habt alle Sir Klins große Anstrengungen gesehen und wozu sie geführt haben. Ich habe die Geschichte von Vanai gelesen. Wisst Ihr alle, wie oft es schon zu Antea gehört hat? Siebenmal. Der längste Zeitraum waren zehn Jahre während der Herrschaft von Königin Esteya der Dritten. Der kürzeste drei Tage während des Interregnums. In jedem dieser Fälle ist die Stadt durch Verträge weggegeben oder zum Zweck eines anderen Ziels geopfert worden. Was zu bedeuten hat, dass Vanai ein politischer Verlust gewesen ist. Angesichts der Lage in Camnipol sind wir auf dem Weg, das zu wiederholen.«
    »Was weiß er von der Lage in Camnipol?«, murmelte jemand laut genug, dass Geder es hören konnte, aber nicht so laut, dass er nicht das Gegenteil vorgeben konnte.
    »Meine Pflicht als Protektor von Vanai liegt nicht bei der Stadt selbst, sondern bei Antea. Wenn ich davon ausgehen könnte, unsere weitere Anwesenheit hier würde der Krone dienen, würde ich bleiben, und Ihr alle mit mir. Aber wenn die Geschichtsbücher irgendetwas zeigen, dann dies: Die Stadt hat das Blut guter und edler Männer gekostet, ohne dem Gespaltenen Thron irgendeinen dauerhaften Vorteil zu bringen, ganz gleich, wer zu dieser Zeit auch darauf saß. In meiner Rolle, die mir Lord Ternigan im Namen von König Simeon zugewiesen hat, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass Vanai nicht gewinnbringend gehalten werden kann. Ich habe das König Simeon bereits geschrieben. Der Kurier mit meiner Begründung ist schon auf den Drachenstraßen nach Camnipol unterwegs.«
    »Also gehen wir einfach fort und nach Hause?«, fragte Maas. In seiner Stimme schwang Empörung mit. »Wir überlassen die Stadt jedwedem Feind, der zufällig hier vorbeikommen mag?«
    »Natürlich nicht«, sagte Geder. »Wir brennen sie nieder.«
    Vanai starb bei Sonnenuntergang.
    Hätten die Leute es gewusst und die Bedrohung erkannt, dann wäre der kleine Aufstand auf dem Platz vor dem Palast nichts gewesen. Aber obwohl die Kanäle geleert wurden, obwohl Holz, Kohle und Öl in den Straßen und auf den Plätzen verteilt wurden und obwohl man die Tore verstärkt hatte, konnten sie sich nicht vorstellen, dass ihnen mehr blühte als nur

Weitere Kostenlose Bücher