Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)
Männer aussenden. Das Getreide abfangen und es hierherbringen.«
Sir Allintot räusperte sich erneut. Entweder wurde der Mann krank, oder er kämpfte darum, sein Gelächter zu verbergen. »Bei allem Respekt, mein Lord«, sagte er. »Selbst wenn wir alles andere außen vor lassen, werden Aufstände selten dadurch aufgelöst, dass man Truppen aus der Stadt abzieht. Vielleicht möchte mein Lord in Erwägung ziehen, die Steuern auf ihren vorherigen Satz zu senken. Oder angesichts der ernsten Lage, was die Vorräte der Stadt betrifft, ein wenig niedriger anzusetzen.«
»Und damit den Anteil zu verringern, den wir für die Krone aufbringen?«, sagte Geder.
»Wieder, bei allem Respekt, mein Lord. Solange kein Getreide nach Vanai kommt, gibt es auch keine Getreidesteuern. Die Zahlungen fallen bereits hinter die von Euch festgesetzten Ziele zurück.«
Die Schreie auf dem Platz schwollen an. Geder sprang von seinem Sitz auf und schritt zum Fenster. »Gottverdammt. Warum können sie nicht still sein?«
Sie schwärmten zu den Stufen, die zum Palast hinaufführten. Zwei- oder dreihundert Leute, die Fäuste, Steine und Stöcke schwenkten. Zwei Dutzend Männer in der Rüstung von Antea hielten stand, die Schwertkämpfer vorne, die Bogenschützen hinten. Geder sah Jorey Kalliam zwischen den Soldaten auf und ab gehen. Der Mob brandete ein paar Stufen herauf, dann fiel er zurück.
»Ich werde zu ihnen sprechen«, sagte Geder.
»Mein Lord?«
»Sagt ihnen, dass ich hinauskomme«, befahl Geder. »Ich werde das Problem erläutern und ihnen verkünden, dass ich es löse.«
»Wie Ihr wünscht, mein Lord«, sagte Sir Allintot und verbeugte sich, ehe er den Raum verließ.
Geder ließ sich von den Dienern den schwarzen Mantel bringen, den er anstelle der Steuern angenommen hatte. Das Quietschen und der Geruch des Leders gaben ihm ein zuversichtlicheres Gefühl, und der Schnitt war wirklich ziemlich gut. Während er die breite, polierte Holztreppe hinabstieg und durch die große Halle ging, kam ihm der Gedanke, dass er den Mantel auf eine Weise trug, wie er auch eine Maske getragen hätte. Weil er so gut gefertigt und beeindruckend war, versteckte er sich darin und hoffte, die Leute würden den Mantel sehen und nicht ihn.
Auf sein Nicken hin zogen zwei nervöse Timzinae-Dienerinnen die Türen auf, und Geder trat hinaus. Die Soldaten, die die Palasttüren bewachten, schienen nun, da er hinter ihnen stand und nicht von oben auf sie herabblickte, viel ausgelieferter dazustehen. Der Mob schien größer. Die Menge sah ihn, schnappte nach Luft und kreischte. Stöcke und Fäuste reckten sich nach oben. Hunderte von Gesichtern blickten zu ihm auf, die Münder weit offen und die Zähnen gebleckt. Geder schluckte und schritt vor.
»Was tut Ihr da?«, fragte Jorey Kalliam.
»Es ist alles in Ordnung«, sagte Geder und hob die Hände, um Schweigen zu gebieten. »Hört! Hört mir zu!«
Der erste Stein erschien wie die Illusion eines Kundigen. Kleiner als ein Vogel, stieg er als dunkler Fleck am Himmel aus dem hinteren Teil der Menge auf und hing bewegungslos in der Luft. Erst auf den letzten paar Fuß zerbrach die Illusion, und er raste auf Geders Gesicht zu. Der Aufprall brachte ihn ins Wanken, die Welt wurde einen Moment lang still, und das Tageslicht trübte sich an den Rändern seines Sichtfelds. Dann brüllte die Luft selbst, die Menge stürzte vor. Die Stimme, die sich über das Chaos erhob, gehörte Jorey Kalliam.
»Pfeile los! Haltet die Stellung!«
Ein Pfeil, der vom Platz aus abgeschossen worden war, flog über Geder hinweg, die lose Befiederung zischte. Er traf auf die Palastmauer und zerbrach. Jemand nahm ihn beim Ellbogen und zog ihn die Stufen hinauf. Die linke Seite seines Gesichts prickelte, und er schmeckte Blut.
»Hinein mit Euch und bleibt dort«, rief Jorey. »Geht nicht in die Nähe der Fenster.«
»Das werde ich nicht«, sagte Geder, und ein weiterer Stein schwirrte an ihm vorbei. Vorgebeugt flüchtete er sich in die Sicherheit der Mauern. Sobald er die Tore durchschritten hatte, schlossen die Sklaven sie und legten Holzriegel über einen Satz innerer Streben. Geder setzte sich auf die Treppe, die Arme um die Knie geschlungen, während aus den Rufen auf dem Platz Schreie wurden. Etwas Lautes tat sich, und eine Frauenstimme schwoll zu einem Kreischen an. Er stellte fest, dass er vor und zurück schaukelte, und zwang sich dazu aufzuhören. Sein Knappe erschien an seiner Seite, ein feuchtes Tuch in der Hand, um Geder das
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