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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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eine Vergeltungsmaßnahme für den Stein, der auf Geders Kopf geworfen worden war. Vermutlich würden einige Aufständische festgenommen und verbrannt werden. Das wären nicht die ersten öffentlichen Hinrichtungen gewesen, die Vanai erlebt hatte. Erst als die Anteaner durch die Tore marschierten, erkannte die Stadt, was geschah, und da war es bereits zu spät.
    Die Geschichte hatte sich gegen Vanai gewandt. Es war eine Stadt der schmalen Straßen, in der Bauholz mit Öl wasserdicht gehalten wurde, eine Stadt der Tore an jedem Straßenausgang. Die Stadt war selbstzufrieden und sicher, dass man ihr keinen dauerhaften Schaden zufügen konnte, weil es nie zuvor geschehen war. Sie war ein kleiner Stein in einem viel größeren Spiel.
    Geder saß auf dem kleinen Podium, das Sir Alan Klin hinterlassen hatte. Der Sitz war eine Schlinge aus Leder, für ihn ein wenig schmal, aber bequemer als sein eigener Feldstuhl. Die ranghöchsten Angehörigen seines Stabes standen um ihn herum.
    Er hatte diesen Augenblick in Gedanken einstudiert. Sobald es getan war, würde er sich erheben, verkünden, dass er den Schutz von Vanai nicht mehr länger als seine Aufgabe erachtete, und den Marschbefehl geben. Es würde wie in den alten Epen sein. Um ihn herum zappelten die Offiziere, warfen ihm Blicke zu, als wären sie nicht sicher, ob er das wirklich zu Ende bringen wollte.
    Hundert Schritte vor ihm schlossen sich die Tore von Vanai, von der untergehenden Sonne in goldenes Glühen getaucht. Geder erhob sich.
    »Versperrt die Tore«, sagte er.
    Der Befehl ging hinaus, schien zu hallen und zu wachsen, während er von Rufer zu Rufer weitergetragen wurde. Das Echo würde bald auch zu den südlichen Toren gelangen. Die Ingenieure hatten gewartet und machten sich sofort ans Werk. Es dauerte weniger als eine Minute, die großen Tore zu blockieren. Es wäre kein langwieriges Unterfangen gewesen, sie mit Gewalt zu öffnen, hätte aber dennoch mehr Zeit gebraucht, als Vanai noch blieb.
    »Schießt die Feuerpfeile ab«, sagte Geder beinahe beiläufig.
    Der Befehl wurde weitergegeben. Zwanzig Schützen zündeten ihre Pfeile an und hoben die Bögen; die Flammenstreifen waren kaum mehr als Glühwürmchen in der Nacht. Überall um die Stadt herum taten Bogenschützen, die seine Farben trugen, das Gleiche, als der Befehl sie erreichte. Geder setzte sich. In seiner Vorstellung geschah es alles auf einmal, aber die Sonne glitt hinter den Horizont, die goldene Welt verblasste zu Grau, und es zeigten sich keine eindeutigen Hinweise auf ein Feuer. Geder fragte sich, ob er es die Schützen noch einmal versuchen lassen sollte, als er die erste Rauchfahne aufsteigen sah. Er beobachtete, wie sie sich ausbreitete, langsam jedoch. Das könnte womöglich länger dauern, als er gedacht hatte.
    Der Rauch wurde dicker, und als der Wind sich in seine Richtung drehte, war er drückend und schmierig. Wie zur Antwort stieg im Süden eine Rauchsäule auf: Die Schwärze wirbelte so hoch in die Luft hinauf, dass sie das letzte Licht der Sonne einfing, einen Augenblick lang rot aufglühte und dann wieder dunkel wurde. Geder rutschte auf seinem Sitz herum. Es wurde kalt, aber er wollte nicht nach seiner Jacke verlangen. Er hatte seit der vorletzten Nacht nicht mehr geschlafen, und er konnte spüren, wie die Müdigkeit an ihm zerrte. Er zwang sich, aufrecht zu sitzen.
    Lange Zeit schien nichts zu geschehen. Etwas Rauch. Der Klang ferner Stimmen. Geder glaubte nicht, dass das Feuer, sobald es einmal begonnen hatte, leicht gelöscht werden konnte, aber vielleicht doch. Der Rauch breitete sich aus, erweiterte seinen Griff um die nächtliche Stadt. Und dann, als würde es zu sich kommen, nahm sich das Feuer die Stadt.
    Das Geschrei begann, Stimmen kreischten und wimmerten. Er war natürlich davon ausgegangen, dass er etwas hören würde, aber er hatte geglaubt, es würde sich mehr wie der Aufstand anhören, der ihn so verstört hatte, vor – bei Gott, war es erst gestern gewesen? Dies hier war eine andere Bestie. In dem Geräusch lag kein Zorn, nur hunderte von Stimmen voller rauer, tierischer Panik. Geder sah Bewegung bei seinen eigenen Truppen. Jemand war aus der Stadt entwischt, und die Schwertkämpfer von Antea machten getreu ihren Befehlen Jagd auf die Flüchtlinge. Geder tastete an seiner Lippe herum, zerrte an der Platzwunde. Er erinnerte sich an das Abbild, das auf dem Platz hing. Sie hatten damit begonnen. Es war nicht seine Schuld, dass sie jetzt starben.
    Über den

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